A royal night
Die Erleichterung, die das Vereinigte
Königreich durchzogen haben muss, lässt sich heute wohl nicht mehr
in ihrer erlösenden Kraft nachvollziehen. Am 8. Mai 1945 atmete
Großbritannien auf, da der Krieg gegen Hitler-Deutschland endlich
vorüber war. Mit einer Anekdote dieses memorablen Tages beschäftigt
sich Regisseur Julian Jarrold nun in A royal night. Auch dieser Film
beruft sich auf eine wahre Begebenheit. Laut dieser hatten die
Töchter des regierenden Monarchen George VI. eine Erlaubnis, den
Tag der Befreiung, unter strenger Aufsicht, mit dem gemeinen Volk zu
feiern. In der tristen Realität hat sich wohl alles nach den Plänen
des Königshauses abgespielt, A royal night nutzt diese ungewöhnliche
Ausgangssituation nun aber, um ein romantisches Märchen zweier
Schwestern zu erzählen, die dem durchexerzierten Alltag des
Buckingham Palastes entkommen wollten. Mit gut aufgelegter Besetzung
und einem schwunghaften Swing-Soundtrack von Paul Englishby gelingt
es A royal night den Zuschauer 97 Minuten lang auf seine Seite zu
ziehen. Von einer seichten Komödie wie dieser erwartet man für
gewöhnlich keine offene Systemkritik. In Anbetracht dieser Tatsache
kann man es schon fast als mutig bezeichnen, in welchem Maße
Prinzessin Elizabeth während des Films mit ihrer zukünftigen Rolle
als Königin aller Briten hadert. Generell ist Sarah Gordons
Performance als junge Monarchin äußerst bemerkenswert. An ihrer
Seite sind im Übrigen Bel Powley (die ab November im
Berlinale- Preisträger Diary of a Teenage Girl zu sehen bewundern
sein wird) als abenteuerlustige Prinzessin Margaret, sowie die
englischen Kultschauspieler Rupert Everet und Emily Watson als
Königspaar zu sehen. Bedauerlicherweise kann
Transformers-Schauspieler Jack Reynor in der männlichen Hauptrolle
nicht überzeugen. Als orientierungsloser Kriegsheimkehrer hätte er
die Chance gehabt, seinen Charakter in ein spannendes Gegenlicht zu
den höfisch erzogenen Damen zu stellen. Doch wahres Interesse für
seine Figur vermag Reynor nicht zu wecken. So wird der Konflikt
zwischen bürgerlichen und royalem England vor allem
komödiantisch dargestellt. Da dies hauptsächlich in Form von
wirklich gut pointierten Dialogen geschieht, sei dringendst darauf
hingewiesen, A royal night in der originalen Sprachfassung zu sehen.
Aus dem Kontrast von gehobenem und alltäglichem Englisch zieht der
Streifen viel Humor. Somit ist A royal night für einen betulichen
Filmabend bestens geeignet.
6/10
Für Fans von: The King's Speech
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen