Donnerstag, 1. Oktober 2015

Mal richtig unters Volk mischen







A royal night

Die Erleichterung, die das Vereinigte Königreich durchzogen haben muss, lässt sich heute wohl nicht mehr in ihrer erlösenden Kraft nachvollziehen. Am 8. Mai 1945 atmete Großbritannien auf, da der Krieg gegen Hitler-Deutschland endlich vorüber war. Mit einer Anekdote dieses memorablen Tages beschäftigt sich Regisseur Julian Jarrold nun in A royal night. Auch dieser Film beruft sich auf eine wahre Begebenheit. Laut dieser hatten die Töchter des regierenden Monarchen George VI. eine Erlaubnis, den Tag der Befreiung, unter strenger Aufsicht, mit dem gemeinen Volk zu feiern. In der tristen Realität hat sich wohl alles nach den Plänen des Königshauses abgespielt, A royal night nutzt diese ungewöhnliche Ausgangssituation nun aber, um ein romantisches Märchen zweier Schwestern zu erzählen, die dem durchexerzierten Alltag des Buckingham Palastes entkommen wollten. Mit gut aufgelegter Besetzung und einem schwunghaften Swing-Soundtrack von Paul Englishby gelingt es A royal night den Zuschauer 97 Minuten lang auf seine Seite zu ziehen. Von einer seichten Komödie wie dieser erwartet man für gewöhnlich keine offene Systemkritik. In Anbetracht dieser Tatsache kann man es schon fast als mutig bezeichnen, in welchem Maße Prinzessin Elizabeth während des Films mit ihrer zukünftigen Rolle als Königin aller Briten hadert. Generell ist Sarah Gordons Performance als junge Monarchin äußerst bemerkenswert. An ihrer Seite sind im Übrigen Bel Powley (die ab November im Berlinale- Preisträger Diary of a Teenage Girl zu sehen bewundern sein wird) als abenteuerlustige Prinzessin Margaret, sowie die englischen Kultschauspieler Rupert Everet und Emily Watson als Königspaar zu sehen. Bedauerlicherweise kann Transformers-Schauspieler Jack Reynor in der männlichen Hauptrolle nicht überzeugen. Als orientierungsloser Kriegsheimkehrer hätte er die Chance gehabt, seinen Charakter in ein spannendes Gegenlicht zu den höfisch erzogenen Damen zu stellen. Doch wahres Interesse für seine Figur vermag Reynor nicht zu wecken. So wird der Konflikt zwischen bürgerlichen und royalem England vor allem komödiantisch dargestellt. Da dies hauptsächlich in Form von wirklich gut pointierten Dialogen geschieht, sei dringendst darauf hingewiesen, A royal night in der originalen Sprachfassung zu sehen. Aus dem Kontrast von gehobenem und alltäglichem Englisch zieht der Streifen viel Humor. Somit ist A royal night für einen betulichen Filmabend bestens geeignet. 

6/10

Für Fans von: The King's Speech

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