Kill Billy
Das
Billy-Regal steht wie kein zweites Möbelstück für den schwedischen
Einrichtungshaus- Riesen IKEA. Einfach, günstig und von kurzer
Haltbarkeit – IKEA-Gründer Ingvar Kamprad bringt mit dieser
Beschreibung nicht nur die Eigenschaften des Kult-Möbels auf den
Punkt, sondern auch die seiner gesamten Kette. Doch mit diesen
Adjektiven erzürnt man einen Mann wie den Möbelfabrikanten Harold
schnell. Denn IKEA eröffent in seiner norwegischen Heimatstadt
Skandinaviens größte Filiale und Harold muss nach Jahrzehnten
harter Arbeit sein Geschäft schließen. Als seine Frau schließlich
einem Herzinfarkt erliegt, schreitet der rüstige Unternehmer zur
Rache an dem Mann, der seine Existenzgrundlage stahl: Ingvar
Kamprad. Regisseur Gunnar Vikene drehte zwar bereits vor 15 Jahren
seinen ersten Langfilm, dürfte jedoch erst mit Kill Billy einem
größeren Publikum bekannt werden. Dies ist dann auch
ausschließlich der herrlich absurden Ausgangsidee des Films zu
verdanken, für dessen Drehbuch sich Vikene auch verantwortlich
zeigt. Klar, IKEA zieht bekanntlich immer. Doch leider liegen im
Skript auch die großen Probleme von Kill Billy verborgen. Denn
stimmungsvolle Szenen, eine ordentliche technische Umsetzung
(besonders die präzisen und toll eingefangenen Bilder von
Kameramann Simon Pramsten) und interessante Charaktere können den
Zuschauer nur halbwegs bei der Stange halten. Kill Billy verzettelt
sich in seiner Entführungsgeschichte, behandelt zu viele
Nebenkriegsschauplätze, versucht sich darin, die nordische Seele zu
Ergründen und vergisst dabei komplett eine spannende Geschichte zu
erzählen. Trotz der knappen Laufzeit von nur 88 Minuten passiert
vor allem in Kill Billys zweiter Hälfte nahezu nichts. Ziellosigkeit
macht sich breit. Nach dem vielversprechenden, tief sarkastischen
Beginn des Films, der an große skandinavische Tragikomödien
erinnert, ist dies umso enttäuschender, zumal Gunnar Vikene
gleichsam in den humorvollen wie den traurigen Szenen die richtigen
Knöpfe beim Publikum zu drücken vermag, um echte Gefühle zu
erzeugen. Lobend hervorzuheben ist hingegen das Schauspielensemble.
Bjørn Sundquist (Dead Snow, Hänsel und Gretel: Hexenjäger) als
verbitterter Harold, Björn Granath (The American, Pelle der
Eroberer) als gewiefter IKEA-Chef und die schwedische
Nachwuchsakteurin Fanny Ketter in der weiblichen Hauptrolle
überzeugen allesamt mit stimmigen Performances und einer tollen
Leinwandchemie. Letztendlich allerdings wird man Kill Billy, falls
überhaupt, als vertane Chance in Erinnerung behalten.
6/10
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