The First
Avenger: Civil War
Die
Ankündigungen, welcher Held der Avengers in The First Avenger: Civil
War (aus Gründen der Logik und aus Protest gegen den deutschen
Verleihtitel im Folgenden Captain America 3 genannt) einen Auftritt
bekommen wird und welche Figuren neu eingeführt werden sollen,
ließen Vorsicht walten. Bekommen wir tatsächlich noch einen Film
der die spannende Geschichte aus Captain America 2: The Winter
Soldier sinnvoll fortführt? Oder bewahrheiten sich die Unkenrufe,
die den 13. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) als Avengers
2.5 abtaten? Das schöne ist: Der Film ist sowohl ein gigantisches
Ensemblestück, als auch gelungene Fortsetzung der Geschichte um
Steve Rogers und Bucky Barnes. Um es vorwegzunehmen: Captain America
3 richtet sich ausnahmslos an getreue Fans des MCU. Selbst wer nicht
alle bisherigen Filme der Comicschmiede kennt, sollte zumindest die
Avengers-Streifen und bisherigen Solo-Abenteuer des Patrioten mit dem
Schild gesehen haben, um der Handlung folgen zu können. Diese
entzweit die Avengers diesmal in der Frage, ob nach den Ereignissen
in Avengers: Age of Ultron und Captain America: The Winter Soldier,
eine UN geleitete Kommission die Einsätze der Superheldengruppe
überwachen soll. In stattlichen, aber kurzweiligen 147 Minuten
Laufzeit werden wir so Zeuge von Lagerbildungen, die so nicht zu
erwarten gewesen wären, jedoch allesamt auf einem soliden
inhaltlichen Fundament stehen. Überhaupt ist die
zwischenmenschliche Komponente die größte Stärke des Streifens,
zumal eine Steigerung hinsichtlich Bombast auch kaum möglich
gewesen wäre, ohne noch lächerlicher zu wirken, als dies bereits
im Finale von Avengers 2 der Fall war. An dieser Stelle sei bereits
auf den großartigen Endkampf in Captain America 3 hingewiesen, der
fast schon ruhig und intim daherkommt und großen Einfluss auf die
perfekte Inszenatorische Balance des Films hat. Zuvor jedoch kommt
es nach eineinhalb Stunden menschlicher und politischer
Verwicklungen zum schon in den Trailern angerissenen Quasi-Showdown
zwischen nahezu allen Avengers-Mitgliedern (lediglich Hulk und Thor
haben hier keinen Auftritt). In diesem phänomenalen Fight, der am
Leipziger Flughafen entstand und dort auch spielt, zahlt sich die
gute Vorarbeit des Films auf emotionaler Ebene aus. Denn nicht nur
ist Optik und Verlauf der epischen Schlacht enorm unterhaltsam, die
übermittelte Tiefe aus den einzelnen Entscheidungen der Figuren im
Vorfeld kommt im großen Clash auch vollends zum Tragen. So sehen
wir die großartigen Vision und Scarlet Witch, die mit ihren
übernatürlichen Fähigkeiten und ihrer kybernetischen Existenz
hadern und dennoch (oder gerade deswegen) die moralische Instanz des
Filmes innehaben und den zentralen Kampf um Überwachung, den Iron
Man und Captain America selbst austragen und deren Argumente der
Zuschauer beidseitig konsequent nachvollziehen kann. Dazu können
wir uns an amüsanten Gastauftritten von Hawkeye und Ant-Man
erfreuen. Besonderes Lob verdienen auch noch die Neuzugänge im
Avengers-Team Black Panther, auf dessen Solo-Film im Jahr 2018
hingearbeitet wird und Spiderman, der bereits im kommenden Jahr
einen eigenen Film im MCU spendiert bekommt. Ersterer ist für die
Plotentwicklung essentiell, Zweiterer für den Unterhaltungsfaktor.
Fakt ist in jedem Fall: Marvel hält seine Fans so bei der Stange.
Die Probleme in Captain America 3 möchte ich allerdings nicht
verschweigen. Zuerst eine kleinen Randnotiz: Verschiedene Städte
und Länder stehen in internationalen Produktionen immer wieder Pate
für eigentliche Spielorte, an denen aus verschiedensten Gründen
nicht gedreht werden konnte. Daher möchte ich dem Film dies nicht
vorwerfen. Dennoch ist es etwas seltsam anzusehen, wenn eine mit
deutschen Polizisten und deutschen Autos gefilmte Verfolgungsjagd im
Berliner ICC Bukarest darstellen soll. Doch zur eigentlichen großen
Schwäche des Films. Leider bewahrheitet sich erneut, dass es im MCU
bisher keinen interessanten Antagonisten außer Loki gibt. Trotz
aller Freude über das Casting von Daniel Brühl als Baron Zemo,
fungiert dieser doch nur als unnötiger Stein des Anstoßes und wird
mit einem unglaubwürdigen und uninspirierten Plot in den Film
gequetscht. Die weiterhin schön mysteriöse Figur des Winter
Soldiers Bucky Barnes hätte daher völlig gereicht, um Team Cap und
Team Iron Man aufeinander zu hetzen. Des Weiteren ist Superstar
Martin Freeman in seiner Rolle als Agent der
Strafverfolgungsbehörden komplett verschenkt. Der restliche Cast
hingegen begeistert uneingeschränkt. Besonders Elisabeth Olson als
Scarlet Witch und Paul Bettany als Vision, der auch unter seinem
brillant animierten Anzug noch schauspielerische Tiefe erkennen
lässt, haben mich positiv überrascht. Die Inszenierung ist in
Captain America 3 auf gewohnt fehlerlosem Niveau. Die Actionsequenzen
werden sehr dynamisch aber übersichtlich auf die Leinwand gebracht
und erinnern auch in ihrer gesunden Härte an die Bourne-Trilogie
oder die jüngeren James Bond-Filme. Somit gilt abschließend
festzuhalten, dass die Russo-Brüder nach Captain America: Winter
Soldier auch in ihrer zweiten Regiearbeit im MCU Großes ablieferten
und somit die perfekte Wahl für das gigantische Franchise-Finale
Avengers: Infinity War 1 und 2 in den Jahren 2018/19 sind.
8/10
Für Fans von:
Allen MCU-Filmen, The Dark Knight