Dienstag, 27. Oktober 2015

Die drei Seiten des Gesetzes



Black Mass

James „Whitey“ Bulger wurde 84 Jahre, ehe das amerikanische FBI ihn für seine Taten ins Gefängnis stecken konnte. Der irischstämmige Gangsterboss und glühender IRA- Unterstützer kontrollierte in etwa zwischen 1972 und 1994 die Bostoner Unterwelt. Schon in Martin Scorseses The Departed wurde Bulger als lebende Vorlage für Jack Nicholsons ikonische Darstellung des Mafiosos Frank Costello genutzt. Mit Black Mass kommt nun eine Adaption seines realen Lebens in die Kinos. Ein solches Gangster-Bio-Pic steht und fällt natürlich mit seinem Hauptdarsteller. Regissuer Scott Cooper, der schon in seinem Vorgänger Auge um Auge ein exzellentes Händchen für Schauspielerführung bewies, findet hier überraschenderweise mit Johnny Depp die perfekte Besetzung für James Bulger. Nach qualitativen und finanziellen Desastern, wie Mortdecai, Transcendence oder The Lone Ranger, die Depp scheinbar allesamt im Autopiloten herunterspielte, ist es eine Freude, ihn in einer bodenständigen, unbequemen und ironiefreien Rolle zu sehen. Rund um Depp versammelt Cooper dazu ein nahezu unglaubliches Ensemble von namhaften Akteuren. So können wir uns an den durchweg überzeugenden Leistungen absoluter Topstars, wie Benedict Cumberbatch, Kevin Bacon und Joel Edgerton, bekannter Nebendarsteller, wie Peter Saarsgard (Blue Jasmine, Jarhead – Willkommen im Dreck) und Rory Cochrane (Argo, Public Enemies), großartiger Serienschauspieler, wie Corey Stoll (House of Cards) und Jesse Plemons (Breaking Bad), sowie aufstrebender Nachwuchsdarstellerinnen, wie Dakota Johnson (Fifty Shades of Grey) und Juno Temple (Sin City 2, Maleficent) erfreuen. Neben dem Cast kann Black Mass vor allem durch ein präzise eingefangenes und großartig ausgestattetes 70er und 80er Jahre Setting begeistern. Jedoch hat der Streifen auch mit Problemen zu kämpfen. Die ersten eineinhalb Stunden der 122 Minuten Laufzeit vergehen, ohne dass der Zuschauer einen Sympathieträger, oder eine Identifikationsfigur zu sehen bekommt. Das fehlen einer Haupthandlung macht sich dabei zusätzlich negativ bemerkbar. Black Mass wirkt teilweise fast schon dokumentarisch. Leider stehen sich damit Inszenierung und Geschichte gegenseitig im Wege. Wenn im letzten Teil des Films die Jagd auf James Bulger eröffnet ist, wird die Story ziemlich überhastet abgeschlossen. Das Timing des Films ist im Ganzen nicht wirklich stimmig. Trotz allem kämpft sich Black Mass erfreulich nachvollziehbar durch ein gutes Dutzend relevanter Charaktere und weiß zu unterhalten. Zu den Genregrößen eines Coppola oder Scorsese fehlt dann aber doch einiges an Größe und Vision. Somit bleibt Black Mass ein toll gespielter, jedoch nur leicht überdurchschnittlicher Mafiastreifen mit tollem Look.

7/10

Für Fans von: The Departed, Das Leben nach dem Tod in Denver, American Hustle

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