Mittwoch, 31. Dezember 2014

Jahresrückblick

Ein grandioses Kinojahr geht heute zu Ende. Während in den USA die Oscarsaison gerade ausgelaufen ist (ich freue mich in den nächsten Wochen wahnsinnig auf Whiplash, The Imitaion Game, Birdman und Foxcatcher), beschäftigten mich in meiner Jahresrückschau auch noch intensiv die Filme, die der Oscarverleihung in diesem Jahr ihren Stempel aufdrückten. Dazu konnten wir in Deutschland vom 1.1. bis 31.12. auch kleinere, beeindruckende Filme sehen. Welche bei mir den besten Eindruck hinterlassen haben, könnt ihr im folgenden lesen. Anders als bei den üblichen Filmkritiken bin ich hier nicht auf größtmögliche Objektivität bedacht. Die Einschätzungen der vergangener Zeit müssen sich also nich in dieser Top 10 wiederspiegeln.


10 - Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Gestartet am 1.1.2014 haben mich Eindrücke und Szenen aus diesem Film bis heute nicht losgelassen – somit ein verdienter Eintrag in dieser Top 10. Ein toller Film über Fernweh, der Grenzenlosigkeit des menschlichen Schaffens und den Abenteurer in uns. Dazu präsentiert uns Regisseur und Hauptdarsteller Ben Stiller eine der umwerfendsten Schlusspointen des Kinojahres.

9 - The Wolf of Wall Street

Ein durchgeknallter Parforce-Ritt von Regielegende Martin Scorsese. Drei Stunden Wahnsinn auf Zelluloid gebannt, dazu ein herausragender Leonardo DiCaprio. Bis zum Rand vollgestopft mit memorablen Szenen ist The Wolf of Wall Street leider in seinen Teilen besser als im Ganzen (eine Tatsache, die bei American Hustle noch wesentlich stärker ins Gewicht fällt, daher ist dieser Streifen auch nirgendwo in dieser Liste zu finden). Trotzdem ein absolutes Muss für jeden Filmfan.

8 - 12 Years a Slave

Mit dem Oscar für den besten Film bedacht, ist 12 Years a Slave für mich mehr Manifest als Film und daher zu schwer zugänglich, um weiter oben in dieser Liste zu stehen. Technisch und schauspielerisch allerdings über jeden Zweifel erhaben. Diesen Film sollte jeder Mensch einmal gesehen haben.

7 - Snowpiercer

Ein großartiger Endzeit-Streifen, der Monate lang überhaupt um einen Kinostart kämpfen musste. Vielschichtig, bösartig und beeindruckend ausgestattet, unterläuft Snowpiercer alle Erwartungen an sein Genre, überrascht auf ganzer Linie und ist dabei noch schamlos unterhaltsam. Dazu mit Chris Pine, Tilda Swinton und Ed Harris bestens besetzt. Ein absoluter Tipp auch fürs Heimkino.



An dieser Stelle drei Filme, die ihr meiner Meinung nach in diesem Jahr besser nicht gesehen haben solltet: 

The Expandables 3

Brach mit allem, was die ersten beiden Teile so unterhaltsam machte. Die zynische Brutalität wich einem PG-13 Rating, die vergnügliche Versammlung ausgedienter Veteranen neuen Gesichtern ohne Wiedererkennungswert, aus kurzweiliger Action wurde ein zäher Versuch von über zwei Stunden, es allen recht zu machen. Ging daneben.



Northmen – A viking Saga

Uninspiriertes Schlachtengemälde, dass sich selbst viel zu ernst nimmt. Schlechte schauspielerische Leistungen, riesige Logiklöcher und fehlender filmischer Verstand sollten einen jeden von Northmen abhalten.



Sag nicht, wer du bist

Intimes Drama von Regiewunderkind Xavier Dolan, das er zwischen seinen gefeireten Laurence Anyways und Mommy veröffentliche. Leider ging Sag nicht, wer du bist komplett nach hinten los. Szenen und Ideen werden nur angerissen, niemals erklärt. Dazu ist die mysteriöse Stimmung des Filmes nie der Spannung förderlich, sondern nur ärgerlich und unerträglich langweilig. Der Film wird seinem im Kern harten Thema nie gerecht und gerät dazu unfreiwillig komisch.


6 - Her

Ein großes Melodram über die Liebe in naher Zukunft. Schlicht grandios ausgestattet und musikalisch begleitet, bis zum Ende perfekt durchdacht und von einem tollen Joaquin Phoenix getragen, ist Her eine Romanze für ein denkendes Publikum mit genialem Science-Fiction-Touch.

5 - Gone Girl 
 
Ein Film der mich mit einem diabolischen Grinsen, ob des gerade Gesehenen im Kinosessel zurückließ. Perfekt konzipiert und gespielt, unwahrscheinlich überraschend und perfide. Gone Girl war der beste Thriller dieses Jahres. 

4 - Grand Budapest Hotel

Der unterhaltsamste Film des Jahres. Punktet mit einer durchkomponierten Ausstattung, irrwitzigen Szenen am Fließband und einem schier unwirklichen Aufgebot an Stars. An diesem Glanzstück vom modernen Kultregisseur Wes Anderson gibt es bei jedem Schauen Neues zu entdecken.



Und nun fünf Filme, die die Top 10 dieses Jahr knapp verpassten:

Guardians of the Galaxy 
 
Stellvertretend für ein Jahr in dem Sommerblockbuster nicht nur hirnlose Zerstörungsorgien waren, könnten an dieser Stelle auch Edge of Tommorow oder Planet der Affen: Revolution stehen. Drei verschiedene, aber allesamt großartige Vertreter modernen Science-Fiction Action-Kinos. Dass es keiner der drei in die Top 10 geschafft hat, ist nur meinem persönlichen Geschmack zu verdanken. Ich kann alle vorbehaltlos empfehlen.



Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Eine kleine, britische Produktion und doch ein großer Wurf. Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit war für mich als bittersüße Tragikkomödie eine der Überraschungen des Jahres. Scheitert an der Top 10 einzig bedingt durch einen großartigen Jahrgang.



Wish I was here

Auch wenn ich die Ehre hatte in diesem Jahr Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff zu treffen, so ist Wish I was here doch etwas zu unausgegoren und aufgesetzt, um die Top 10 zu stürmen. Eine optimistische Komödie über einen Mann, der langsam den Boden unter den Füßen verliert, ist dieser Film aber in jedem Fall.



Einer nach dem anderen

Der beste Gangsterfilm des Jahres war auf dem besten Wege sich in die vorderen Regionen dieser Liste zu mogeln, verspielte einiges von seinem Potential allerdings im letzten Viertel des Films. Was bleibt ist ein durchgeknallter Streifen, der deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit verdient hätte.



Philomena

Eine berührende Geschichte und eine toll aufgelegte Dame Judi Dench machen aus Philomena ein bewegendes Werk wider dem Vergessen. Dabei ist Philomena trotz des tieftraurigen Themas ein äußerst witziger Film. Für die Top 10 allerdings fehlen Punkte, die einen Film einzigartig machen. So bleibt dieser typisch britische Streifen „nur“ wirklich gut.


  
3 - Interstellar

Auch wenn Christopher Nolan das Science-Fiction-Genre nicht auf eine gänzlich neue Ebene heben konnte, zumindest erzählerisch nicht, so ist Interstellar doch der visuell und audiotechnisch beeindruckendste Film des Jahres voll unerwarteter Emotionalität. Dazu teils unerträglich spannend und perfekt besetzt. Für Projekte dieser Größenordnung wurde Kino gemacht.

2 - Boyhood

Der absolute Oscarfavorit für 2015 hat auch mich komplett aus den Latschen gekippt. Nicht nur seine schier unwirkliche Produktionsart (nachzulesen bitte in jeglichem, anderen Text über diesen Film), sondern auch seine nicht zu erwartende emotionale Tiefe, in einer eigentlich so simplen Geschichte, werden aus Boyhood einen Klassiker machen.

 
1 - Nightcrawler

Für treue Leser dieses Blogs sicher keine Überraschung – Nightcrawler hat mich in diesem Jahr am stärksten von den Sitzen gehauen. Wie ein tiefer Schlag in die Magengrube, dabei unerträglich spannend und teils zum Brüllen komisch. Dazu ragt mit Jake Gyllenhaal einer der Aufsteiger der letzten Jahre aus einer Zeit voller überragender Hauptdarsteller noch einmal heraus. Nightcrawler ist ein Film der vor allem, aber nicht nur, wegen seiner geschaffenen Hauptfigur Lou Bloom im kollektiven Gedächtnis bleiben wird.

Das harte Leben vergangener Zeiten







The Homesman

Neun Jahre mussten sich Fans gedulden, ehe sie sich ein zweites Mal vom Können Tommy Lee Jones als Regisseur überzeugen konnten. Und wie bereits in seinem gefeierten Erstlingswerk Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada bringt Jones mit The Homesman einen untypischen aber äußerst sehenswerten Film in die Kinos. Der Regisseur selbst, der sich auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich zeigt, übernimmt in diesem Westerndrama sodann gleich die Hauptrolle. Der von ihm verkörperte, ehemalige Soldat Briggs eskortiert mit der alleinstehenden, eindringlich von der großartigen Hillary Swank verkörperten Mary Bee Cuddy, drei komplett verstörte Frauen durch die halbe USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Anhand aller handelnden Figuren zeigt uns The Homesman, ohne jemals mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln, wie die Aufbruchstimmung, das Suchen nach dem Amerikanischen Traum schnell ins Negative umschlagen kann. Die Vorgeschichte aller Charaktere ist ständiger Begleiter auf einer Odyssee, die den Track auch passenderweise zurück nach Osten führt. Wie ausufernde Perspektivlosigkeit aus drei Hausfrauen und Müttern potentielle Insassen einer psychiatrischen Anstalt machen konnte, die durch endlose Weiten gekutscht werden müssen, offenbart The Homesman nach und nach und bietet so ein realistisches Abbild trostlosen Privatlebens im sogenannten Wilden Westen. Passend dazu kommt der Streifen mit breiten Panoramen unwirklicher Steppenlandschaften und einem eindringlichen Score daher. Die schauspielerischen Leistungen sind superb, vor allem Hillary Swank darf in der ersten Filmhälfte brillieren, während Tommy Lee Jones Charakter mit zunehmender Spieldauer an Relevanz gewinnt. Am Ende ist es allerdings ganz der Film des Altmeisters. Des Weiteren verzichtet The Homesman gänzlich auf packende Duelle oder ausufernde Shootouts, sondern garniert seine im Kern tieftraurige Geschichte mit jeder Menge warmherzigen Humors. Dazu gibt es eine beeindruckende Zahl an Gastauftritten, unter anderem von Meryl Streep, Hailee Steinfeld, John Lithgow (Barneys Vater aus How I met your mother), William Fichtner, oder Jesse Plemons, dem psychopathischen Todd aus Breaking Bad. Somit bietet The Homesman ein besonders Kinoerlebnis für alle, die gern über Genrekonventionen hinweg denken.

8/10


Für Fans von: Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada, True Grit

Eine kurze Geschichte von Stephen Hawking







Die Entdeckung der Unendlichkeit

Über alle Erwartungen hinweg ist aus Stephen Hawking der Mensch geworden, den wir heute in ihm sehen. Ein großer Kämpfer, Überlebenskünstler, Entdecker, Vorbild einer ganzen Generation von Wissenschaftlern und auch ein Symbol der modernen Popkultur. Wie aus einem unentschlossenen Studenten in den sechziger Jahren Englands diese lebende Legende werden konnte, erzählt Die Entdeckung der Unendlichkeit. Mit der Besetzung der beiden Hauptrollen gelang Regisseur James Marsh ein absoluter Coup. Vordergründig leistet natürlich Eddie Redmayne als britischer Ausnahmeforscher Großes. Sein Stephen Hawking bleibt in jeder Sekunde glaubhaft, das Hadern mit seinem körperlichen Verfall, und diesen selbst, spielt der Newcomer (bestenfalls bekannt aus einer Nebenrolle in Les Miserables) überzeugend, inbrünstig und voller Humor, der den realen Stephen Hawking bis heute auch auszeichnet. Trotz dieser gemeisterten Mammutaufgabe stiehlt Felicity Jones als Hawkings langjährige Ehefrau Jane Szene um Szene und bringt mit überzeugender Mimik die Schwierigkeiten zum Ausdruck, die mit der Pflege eines Schwerkranken einhergehen. Trotz der zusehends ausweglosen Situation, in der wir Stephen Hawking sehen, steckt Die Entdeckung der Unendlichkeit voller Hoffnung und Warmherzigkeit. Technisch wird dieser Aspekt von einem optimistischen Score und der Einbindung vieler Sepia-Aufnahmen unterstützt, welche ein geordnetes Familienleben bestmöglich suggerieren sollen. Auf der anderen Seite hingegen krankt Die Entdeckung der Unendlichkeit in Teilen an seinen verschiedenen Herangehensweisen. Besonders in der Mitte des Filmes schwankt der Film teils recht unentschlossen zwischen aufopferungsvoller Liebesgeschichte und Krankheitsdrama. Die wissenschaftliche Arbeit am Wesen der Zeit, die für Hawking zeitlebens ein Anker war, wird über lange Strecken aus den Augen verloren, was dem Film unnötige Spielzeit einbringt. Schlussendlich bleibt ein zu Tränen rührendes Werk über die Kraft des Menschen unmöglich Scheinendes zu verwirklichen.

8/10


Für Fans von: A beautiful mind, The King's Speech

Sonntag, 28. Dezember 2014

Ein Fim über Teilung







Exodus – Götter und Könige

Mit der TV-Miniserie Die Bibel und Darren Aronofskys Noah erleben wir derzeit eine kleine Renaissance der Bibelverfilmungen. Nun leistet auch Altmeister Ridley Scott seinen Beitrag zu dieser. Exodus ist wahrlich monumentales Historienkino, jedoch mit einigen inhaltlichen und erzählerischen Schwächen. Es ist die gewaltige Lebensgeschichte Moses, die der Zuschauer hier präsentiert bekommt. Im Zentrum steht der Konflikt des späteren Hebräerführers mit seinem Bruder im Geiste, dem Pharao Ramses. Dieser Konflikt nimmt dann in der deutlich gelungeneren ersten Hälfte des Films auch die zentrale Position ein. Ein schauspielerisches Schwergewicht wie Christian Bale füllt eine historische Figur wie Moses auf der Leinwand natürlich bestens aus, trotzdem stiehlt ihm Joel Edgerton als Ramses regelmäßig die Show. Seine Darstellung des ewig mies gelaunten Pharaos, der erst am Ende, ob der zehn biblischen Plagen und der Angst um seine Familie sein rücksichtsloses Handeln hinterfragt, ist eine reine Freude. In den Nebenrollen geben sich Altstars wie Sir Ben Kingsley und Sigourney Weaver (die kaum drei Minuten Leinwandzeit hat) und Newcomer wie Breaking Bad-Held Aaron Paul die Klinke in die Hand. Letzterer schafft es aber im ganzen Film nicht gegen seinen schlecht geschriebenen Charakter anzuspielen. Als Gefolgsmann Moses bleibt er austauschbar; eine Szene in der er diesen in Zwiesprache mit Gott beobachtet folgenlos. Ein Ärgernis ist außerdem die Verschwendung eines großen Schauspielers wie John Turturro, der als Alt-Pharao und Moses Ziehvater nur als Karikatur durchgeht. Beeindruckend hingegen ist Exodus auf der audiovisuellen Ebene. Von der großen Schlacht in den ersten Minuten bis hin zum spektakulären Finale am Roten Meer – die Schauwerte sind opulent, die Tricktechnik phänomenal (das CGI wirkt in Exodus sehr homogen, trotz allem hätte ich mich über mehr klassische Bauten gefreut), der Score mitreißend. Dazu wechselt die Kamera wiederholt in die Vogelperspektive und verdeutlicht den epischen Charakter von Exodus. Auch das 3D ist in keinster Weise störend, sondern vertieft im doppelten Sinne das Gefühl einer vergangenen Ära beizuwohnen. Die Optik schafft es dann auch den Zuschauer über die ziemlich gestreckt wirkenden Laufzeit am Ball zu halten. Besonders der Mittelteil, der von Moses Vertreibung, der Gründung seiner Familie und dem Kampf mit Gott (dessen Darstellung mich überrascht hat) erzählt, geriet doch deutlich zu lang. So empfehle ich Exodus für einen unterhaltsamen Kinobesuch an Fans von großen Schlachten und prächtiger Ausstattung. Wer eine tiefergehende Bibelverfilmung mit aktuellen Bezügen und einer speziellen Handschrift sucht, dem sei ausdrücklich die BluRay von Noah ans Herz gelegt.

6/10


Für Fans von: Gladiator, Ben Hur

Samstag, 27. Dezember 2014

Wer war's? Ach, egal...







The Loft

Der Belgier Erik van Looy versammelt im Remake seines eigenen Thillers Tödliche Affären aus 2008 Hollywoods B- und C-Kader zum durchschnittlichen Whodunit-Spiel. Die Grundprämisse in The Loft gefiel mir wirklich gut. Fünf reiche Aufsteiger, die in einer abgehobenen, selbstgefälligen Welt leben, teilen sich ein Appartement, um sich im Geheimen mit ihren Liebschaften zu treffen. Eines Tages wird eine der besagten Damen tot in der gemeinsamen Wohnung aufgefunden. Was Regisseur van Looy und seine Drehbuchautoren in den folgenden gut eineinhalb Stunden aus dieser Voraussetzung schufen, traf meinen Geschmack hingegen nur bedingt. Die glänzende Scheinwelt, in der Frauen nur schönes Beiwerk sind, wird nicht genug porträtiert, um The Loft einen satirischen Touch zu geben. So sehen wir den Versuch die Geheimnisse um ein Verbrechen, dessen vielschichtige Vorgeschichte und Auswirkungen auf unser Quintett nach und nach zu entlarven. Die Qualität der Thriller-Handlung schwankt jedoch mächtig. Den Verdächtigungen der fünf Freunde zuzusehen ist zwar in der ersten Hälfte schamlos unterhaltsam und zunehmend spannend, verlässt aber mit fortschreitender Laufzeit plausible Pfade. Weder Schauspieler noch Filmcharaktere ragen aus den oft unlogischen Verstrickungen der einzelnen Figuren heraus, sodass der Zuschauer der arg konstruierten Auflösung mit steigendem Desinteresse entgegenblickt. The Loft ist dabei ebenso ordentlich gestaltet wie gefilmt und vermittelt eine kalte und unnahbare Atmosphäre. Mehr Tiefgang und weniger aufgesetzte Wendungen, sondern eine Vertiefung der klaustrophobischen Ausgangssituation, hätten diesem Look doch letztendlich gut zur Seite gestanden.

5/10


Für Fans von: Die üblichen Verdächtigen, Wild Things

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Hin und wieder zurück







Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere

Nun ist es soweit. Die Hobbit-Trilogie und damit der komplette Mittelerdezyklus findet seinen Abschluss. Doch gleich zu Beginn: Die Schlacht der fünf Heere ist der schwächste aller Hobbit-Filme und ist meilenweit von der Brillanz eines Der Herr der Ringe entfernt. Von der erstem Minute des ersten Hobbit-Teils Eine unerwartete Reise bahnte sich riesiger Leerlauf durch die Tatsache, dass Peter Jackson knapp 400 Seiten Buch auf 8 Stunden Filmmaterial streckte, an. Im großen Finale ist dieser Aspekt nun mehr als nur störend. Nicht nur basiert Die Schlacht der fünf Heere nur auf den letzten Kapiteln von J.R.R. Tolkiens Werk, die Szenen, die sich mit den Figuren und deren Verhältnis zueinander beschäftigen, sind dazu noch die schwächsten im fertigen Film. Dazu zählen schon die im zweiten Teil etwas deplatzierte Romanze zwischen Zwerg Kili und Elbin Tauriel und vor allem die Nebenhandlung um den verräterischen Seestadtbewohner Alfrid, einer Figur, die in der Vorlage nicht existiert und auch im Film schlicht überflüssig und ärgerlich ist. Dazu wirkt der Humor, der in der Herr der Ringe-Trilogie noch unglaublich viel Wärme und Herz in ein düsteres Setting brachte, sehr aufgesetzt und geht nicht über die in Actionfilmen üblichen Oneliner hinaus. Dazu vermag über die gesamte Spielzeit kein Gefühl der Weite aufkommen. Die Schlacht der fünf Heere spielt fast ausschließlich vor den Toren des Berges Erebor. Auch wenn die umliegende Landschaft hervorragend in Szene gesetzt wurde, die Prämisse der großen Reise, die die Ereignisse sowohl in Der Herr der Ringe, als auch in Der Hobbit ins Rollen brachte, fehlt. Womit wir zu den positiven Aspekten des Filmes kommen. Einmal mehr kann Peter Jackson sein enormes Talent als Regisseur von Massenszenen beeindruckend unter Beweis stellen. Die titelgebende Schlacht, die mehr als die Hälfte des gesamten Films einnimmt, ist beeindruckend choreografiert und in Szene gesetzt. Dazu sind die Schauwerte erneut opulent, der Score von Howard Shore monumental, das 3D beeindruckend und die Tricktechnik überzeugend. Lediglich die CGI-Effekte von Feuer hätten noch etwas Überarbeitung vertragen. Was Die Schlacht der fünf Heere ebenfalls in ein besseres Licht rückt ist die „knappe“ Laufzeit von 144 Minuten. Ein für Mittelerdeverhältnisse kurzer Film. In diesen packt Peter Jackson dann auch noch viele bekannte Gesichter aus Der Herr der Ringe, was einen jeden Fan in lErinnerungen schwelgen lassen wird. Die Auftritte von Hugo Weaving, Cate Blanchette, Christopher Lee und Ian Holm als Elrond, Galadriel, Saruman und dem alten Bilbo sind jedoch kaum mehr als Cameos. Ein wohliges Gefühl wird dadurch dennoch erzeugt. Und wenn Peter Jackeson zum Abschluss ins Auenland zurückkehrt, möchte man am liebsten vergessen, dass Die Schlacht der fünf Heere ein so durchschnittlicher Fantasystreifen ist. Allerdings nur fast.

6/10

Für Fans von: Der Herr der Ringe, Der Hobbit

Sonntag, 7. Dezember 2014

Magier unter sich







Magic in the Moonlight

Sommerlich-leichte Liebeskomödie von Filmlegende Woody Allen. Wie in jedem Jahr dürfen wir Zeuge des Schaffens des großen Altmeisters werden. 2014 allerdings fällt dem geneigten Zuschauer zuerst der krasse Gegensatz zum Werk des vergangenen Herbstes ein. Während das oscarprämierte Werk Blue Jasmine (Cate Blanchette erhielt den Goldjungen für ihre famose Leistung) die sarkastische und pessimistische Seite Allens ausdrückte, ist Magic in the Moonlight eine Fingerübung voller Wärme und aufrichtigem Humor. Trotz der enormen Wandlungsfähigkeit des Filmemachers sind es hier einmal mehr die Schauspieler, die aus dem lediglich guten Film positiv herausstechen. Besonders die Hauptakteure Emma Stone und Colin Firth haben eine unglaubliche Chemie auf der Leinwand, die direkt auf den Zuschauer überspringt. Beide sind definitiv eine Aufwertung für das recht vorhersehbare Drehbuch rund um einen Magier, der bei einer reichen Familie in Südfrankreich eine, in seinen Augen falsche, Spiritistin entlarven will. Dabei ist die Geschichte in den 1920er Jahren angesiedelt. Die Darstellung der Epoche ist dem Regisseur jedoch großartig gelungen. Kostüme und Ausstattung sind eine Augenweide, unterstützend serviert uns Allen einen tollen, abwechslungsreichen Klassik- und Jazzsoundtrack mit Werken von Stravinsky, Beethoven oder Cole Porter. Dazu erstrahlt die Côte d'azur in den leuchtendsten Farben. In diesem Jahr fehlt Woody Allens Werk doch manches zum Meisterwerk, doch einen vergnüglichen Kinoabend mit tollem Cast und auf hohem technischen Niveau bietet uns Magic in the Moonlight trotz fehlender Überraschungen allemal. 

7/10


Für Fans von: Midnight in Paris, Der große Gatsby

Freitag, 5. Dezember 2014

Orangenmarmelade







Paddington

Hierzulande nur eingefleischten Fans bekannt, ist Paddington in England ein fester Bestandteil vieler Kinderzimmer. Nun erreicht uns die Geschichte des stets auf seine Manieren bedachten Bären aus dem „finstersten Peru“ auch in Mitteleuropa. Und dieser Vorstoß sollte sich auszahlen. Denn Paddington ist in fast jeder Hinsicht ein wirklich toller Film. Als Realfilm gewordenes Animationsabenteuer begeistert er groß und klein. Alle handelnden Figuren werden hingebungsvoll eingeführt und mit all ihren Verschrobenheiten präsentiert. Dies geschieht mit sehr viel Liebe zum Detail, die generell den ganzen Streifen durchzieht. Filmfans kommen vor allem technisch auf ihre Kosten. So gestaltet sich die Animation des titelgebenden Bären absolut tadellos, dazu gibt es eine tolle Retro- Dokumentation zu Beginn von Paddington zu sehen, die uns mit der Geschichte der seltenen Bärenrasse vertraut macht. Der Score unterstreicht den heiteren Ton des Films und wird dank einer stets wiederkehrenden, karibischen Band wie beiläufig ins aktive Geschehen eingebunden. Allen Castmitgliedern ist die Freude an Paddington spürbar anzumerken. Vor allem Hugh Bonneville und Sally Hawkins spielen sich als des Bären Zieheltern herrlich die Bälle zu. Des Weiteren hat Altstar Jim Broadbent einen Gastauftritt. Im Original ist dazu Ben Wishaw als Stimme Paddingtons zu hören. Dessen Wortwitz geht in der Synchronisation natürlich weitestgehend verloren, dennoch ist es der deutschen Stimme des Bären, Elyas M'Barek, zu verdanken, dass Paddington in all seinen Facetten stets überzeugend wirkt. Kritik muss es jedoch auch geben. Neben der üblichen Vorhersehbarkeit des Drehbuchs einer Origin-Geschichte (beschäftigt sich mit den Ursprüngen und der Herkunft einer Figur, um sie idealerweise für eine Filmreihe zu etablieren), ist es vor allem Nicole Kidmans Antagonisten-Charakter, der als mittelmäßige Kopie von Cruella de Vil recht deplatziert wirkt. Glücklicherweise ist ihre Leindwandzeit ziemlich überschaubar. So bleibt Paddington ein unterhaltsames Abenteuer für die ganze Familie, welches dazu noch mit einem schön subtilen Kommentar zur Flüchtlingspolitik daherkommt. Der ideale Weihnachtsfilm über Akzeptanz. 

8/10


Für Fans von: 101 Dalmatiner, Stuart Little

Mittwoch, 3. Dezember 2014

All the lonely people, where do they all come from?







Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Berührendes Liebesdrama von Erstlingsregisseur Ned Benson. Ursprünglich war Das Verschwinden der Eleanor Rigby als Zweiteiler angelegt. Beide Hauptfiguren sollten in den Teilen „Him“ und „Her“ in ihrer Situation porträtiert werden. Nun jedoch kommt der Zusammenschnitt „Them“ in unsere Kinos. Diese konzentrierte Schnittfassung bringt in zwei Stunden Laufzeit die Gefühlslage der Protagonisten Eleanor und Connor perfekt auf den Punkt. Beide müssen mit Eleanors Selbstmordversuch und ihrer vorübergehenden Trennung umzugehen versuchen. Was diese Handlungen auslöste sei an dieser Stelle nicht gesagt, denn Das Verschwinden der Eleanor Rigby funktioniert ohne Vorwissen bestens und reißt den Zuschauer in einen Strudel menschlicher Empfindungen. Begleitet von einem großartigen Elektro-Ambient-Soundtrack sehen wir James McAvoy und Jessica Chastain zu Höchstform auflaufen. Bedingt durch die ambivalenten Figuren und das ausgewogene Drehbuch wäre es unfair einer Darstellung den Vorrang zu geben, dennoch hat mich Chastains Darbietung der desillusionierten Eleanor, die verzweifelt um ihren Platz im Leben kämpft, etwas mehr beeindruckt. Die Ausgewogenheit der Charakterzeichnung kann der fertige Film allerdings nicht ganz halten. Die Herkunft aus zweierlei Filmen ist Das Verschwinden der Eleanor Rigby anzumerken. Der Zuschauer wird gelegentlich unvorhergesehen aus Szenen und Umgebungen katapultiert, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen. Der gesetzten Erzählweise kommt das natürlich zu Gute, eine dauerhafte emotionale Bindung wird dadurch jedoch erschwert. Dazu erhalten manche Nebendarsteller, prominent besetzt mit William Hurt, Viola Davis und Isabelle Huppert, nicht die Leinwandzeit, die sie meiner Meinung nach verdient hätten. Dennoch tut dies der Geschichte von Eleanor und Connor zweifellos keinen Abbruch. So bleibt Das Verschwinden der Eleanor Rigby gefühlsgeladenes Schauspielkino besonderer Güte. Und der gleichnamige, traurige wie wunderschöne, Beatles-Song kann aus einem neuen Licht betrachtet werden.

8/10


Für Fans von: (500) Days of Summer, Before-Trilogie

Mittwoch, 26. November 2014

Drei Farben







Einer nach dem anderen

Das strahlende Weiß des erbarmungslosen, norwegischen Winters, das tiefe Schwarz des garstigen Humors und das kräftige Rot des vergossenen Blutes, dass nach und nach den Bildschirm bedeckt – auf diese drei in Farben manifestierten Grundpfeiler lässt sich ein, wer Einer nach dem anderen im Kino schaut. Allen, die mit ausufernder Brutalität und dem Fehlen jeglicher Moral ein Problem haben, sei vom Kinobesuch abgeraten, doch denen wird eine famose Gangster-Groteske entgehen. Mit Stellan Skarsgaard sehen wir Schwedens Hollywoodexport Nummer 1 in der Hauptrolle als schweigsamen Räumpflugfahrer Nils Dickman, der sich aufmacht, seinen Drogen schmuggelnden Sohn zu rächen. Dabei zieht er die Aufmerksamkeit konkurrierender Banden auf sich. Neben den norwegischen und serbischen Dealern sind außerdem noch zwei überforderte Streifenpolizisten, ein schwules Gangsterpärchen, Nils ehemals krimineller Bruder und ein dänischer Killer mit japanischen Wurzeln, genannt „Der Chinese“, mit an Bord. Diesem irrwitzigen Figurenensemble, aus dem Pal Sverre Valheim Hagen als „der Graf“ besonders herausragt, stellt Regisseur Hans Petter Moland die endlosen, schneebedeckten Landschaften Nordnorwegens entgegen. Ein schöner Kontrast, der die Einsamkeit des Protagonisten unterstreicht und dem bunten Treiben der Charaktere viel Melancholie verleiht. Des Weiteren weiß Einer nach dem anderen mit tollen, optischen Ideen aufzuwarten. Besonders hervorzuheben sind dabei die Zwischentitel, die nach dem Tot einer Figur zu sehen sind und die Arbeit der Setdesigner, die alle handelnde Personen in einer einzigartigen Umgebung zeigen. Stellvertretend dafür sei an dieser Stelle auf das Haus des Grafen mit seiner hypermodernen Einrichtung und die Wohngarage des serbischen Gangsterbosses „Papa“ hingewiesen. Letzterer wird übrigens von Bruno Ganz gespielt. Es ist diese verrückte Mischung aus Brutalität, Humor und tollen Dialogen in einer unwirklichen Umgebung, die Einer nach dem anderen so besonders macht.

9/10


Für Fans von: Fargo, Helden des Polarkreises, Bube, Dame, König, Gras

Mittwoch, 19. November 2014

EIn Mann für gewisse Stunden



Plötzlich Gigolo

John Turturros Komödie über zwei Männer, die eine Begleitservice-Partnerschaft begründen, um reiche Damen zu beglücken und selbst ihrem öden Alltag zu entfliehen. Turturro weiß dazu in Personaleinheit als Regisseur und Hauptdarsteller einen stattlichen Cast um sich zu sammeln. An seiner Seite spielen Sharon Stone, Sofia Vergara, die umwerfende Vanessa Paradis in ihrer ersten englischsprachigen Rolle, ein kaum wiederzuerkennender Liev Schreiber und Altmeister Woody Allen. Besonders letzterer durfte mit seinen Regiearbeiten für Plötzlich Gigolo Pate stehen. Dafür sorgen vor allem die liebenswert-verschrobenen Charaktere und die Ansiedlung der Geschichte in der jüdischen Gemeinde Brooklyns. Dieser Aspekt der Geschichte macht einen Großteil des Reizes von Plötzlich Gigolo aus. Besonnen und mit feinem Humor wird auf das Leben orthodoxer Juden in der modernen Zeit eingegangen. Dazu tragen vor allem die Leistungen von Vanessa Paradis und Liev Schreiber bei, die zusammen mit John Turturros Hauptfigur Fioravante die Dreiecksbeziehung bilden, die die Geschichte voranbringt. Dazu weiß Woody Allen als dauerquasselnder und sehr pragmatischer Möchtegernzuhäter zu gefallen, der sich passenderweise den Namen Mr. Bongo gibt. Trotz seiner knappen Laufzeit von nicht ganz 90 Minuten schleichen sich manche Längen in Plötzlich Gigolo, die dem Drehbuch geschuldet sind. Regisseur Turturro verzichtet komplett auf eine Exposition, oder detaillierte Einführungen der Figuren und wirft den Zuschauer direkt in die etwas dünne Handlung. Dazu wird aus den äußerst witzigen Rollen, der Nebendarsteller Sharon Stone und Sofia Vergara zu wenig gemacht, obwohl sie der Ausgangspunkt des Gigolo-Geschäfts sind. Bis Vanessa Paradis das Spielfeld betritt, dümpelt der Streifen recht uninspiriert vor sich hin. So bleibt Plötzlich Gigolo ein leichtes Feel-Good-Movie mit Topstars, die mit Freude bei der Sache sind und einem schönen Latin- und Smooth-Jazz-Soundtrack.

7/10

Für Fans von: A serious man, To Rome with love

Sonntag, 16. November 2014

Vom Suchen und Finden des vierten Sterns


Die Mannschaft

Nach dem enormen Erfolg von Sönke Wortmanns Deutschland ein Sommermärchen, in dem er die deutsche Fußballnationalmannschaft während der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande dokumentarisch begleitete, wurde es nun dem Team um Chefkameramann Uli Voigt erlaubt, unsere Elf in den acht Wochen rund um das diesjährige Turnier in Brasilien zu begleiten. Um es gleich vorwegzunehmen: in keiner Phase des Films schafft es Die Mannschaft die Qualität von Deutschland ein Sommermärchen zu erreichen. Viele Faktoren sind dafür ausschlaggebend. Der auffälligste ist dabei das konsequente Verharren in einer Wohlfühlzone für Fußballer, Team und die Filmemacher selbst. Das stetige Wiederholen des großartigen Spirits in der Nationalmannschaft, die dauerhafte Professionalität, der fast schon pflichtschuldige Verweis auf die tolle Atmosphäre in der brasilianischen Bevölkerung – all dies wirkt sehr folkloristisch und gezwungen. In keinster Weise kommen beispielsweise die Proteste der einheimischen WM-Gegner zu Wort, die zum Zeitpunkt der Anreise des deutschen Teams noch nicht von der ausgelassenen Stimmung der Fußballanhänger überlagert wurde. Zu diesem und anderen Themen ein Statement der Kicker zu hören, wäre wünschenswert gewesen. Auch filmisch lässt sich das Kamerateam wenig Kinoreifes einfallen. Vor allem die zahlreichen Füllszenen aus Landschaftsschwenks, extremen Zeitlupen und Close-ups wirken enorm deplatziert. Dazu wird der komplette WM-Sommer lediglich kontinuierlich abgearbeitet. Vom ersten Tag im Südtiroler Trainingslager bis zur großen Weltmeisterparty am Brandenburger Tor werden alle Wegmarken schnell abgearbeitet. Somit entsteht nur aus den bekannten Ereignissen eine Spannungskurve, aus den filmischen Elementen jedoch nicht. Positives gibt es an Die Mannschaft allerdings auch. So sind Fußballspiele, besonders sehr farbenfroh eingefangen, sowie hier, eine echte Offenbarung auf der riesigen Kinoleinwand. Äußerst passend für das größte Sportereignis der Welt. Des weiteren ist dieser Film auf Zelluloid gebannte Euphorie und Zeitgeschichte. Jeder, der sich hierzulande vom WM-Fieber anstecken ließ, wird an Die Mannschaft seine Freude haben. Ein Tipp noch zum Schluss: Die ARD zeigt Die Mannschaft bereits am 2.1.15 im Free-TV. Euch sei damit ausnahmsweise vom Kinobesuch abgeraten.

5/10

Für Fans von: Deutschland. Ein Sommermärchen

Durch die Nacht mit Lou Bloom







Nightcrawler

Überragende Mediensatire mit Jake Gyllenhaal als rastlosem Jäger Lou Bloom, der mit seiner Kamera die blutgetränkten Nächte Los Angeles durchstreift, um seine Aufnahmen meistbietend an quotengeile Nachrichtensender zu verkaufen. Von der ersten Szene an begeistert und verstört Nightcrawler gleichermaßen. Der Zuschauer wird mit Bildern konfrontiert, die, ähnlich denen die Lou Bloom und die von Rene Russo verkörperte Sendechefin Nina für das Frühstücksfernsehen aufarbeiten, einen Sog entwickeln, der ihn nicht mehr loslässt. Der Metropole Los Angeles kommt dabei eine gewichtige Bedeutung zu. Wie ein eigener Organismus lässt er Unfälle, Brände und Gewaltverbrechen auf seine Bewohner herabregnen, die von der dankbaren Medienmeute gierig aufgenommen werden. Passend dazu gestaltet Kameramann und Oscargewinner (2008 für There will be blood) Robert Elswit die Nächte in LA rastlos, fiebrig und in grellen Neonfarben. Neben der technischen Brillianz profitiert Nightcrawler auch besonders von seinem konsequenten Spannungsaufbau. Auch wenn keine Identifikation mit der Hauptfigur möglich ist oder gewollt wäre, kommt man als Kinobesucher nicht umher, dem geschickt konstruierten Drehbuch zu verfallen. Bis zum mitreißenden Finale nimmt die vereinnahmende Wirkung des Films stetig und unbarmherzig zu. Den größten Anteil daran hat jedoch Hauptdarsteller Jake Gyllenhaal, der in einem Jahr, das reich an famosen schauspielerischen Leistungen ist, noch einmal aus der großartigen Masse herausragt. Es ist eine perfide Freude ihn bei seinen durchtriebenen Handlungen zu beobachten. Der Prisoners-Star spielt seinen Lou Bloom dabei mit weit aufgerissenen Augen und fahlen Gesichtszügen, nach und nach scheint er von den Nächten auf der Jagd vernichtet zu werden. Statt eine Abkehr von seinem heiklen Business zu forcieren, steigert sich der Nightcrawler immer mehr in die Verbrechenssuche rein und überschreitet zunehmend gesetzliche und moralische Grenzen. Dabei wirft er unablässig mit Phrasen aus einem BWL-Handbuch um sich und manipuliert somit stetig seine komplette Umwelt. So entwirft Nightcrawler schlussendlich ein garstiges und bedrückendes Bild des urbanen Lebens im heutigen Amerika.

10/10


Für Fans von: Taxi Driver, Network

Montag, 10. November 2014

Die Sonne ..... ist Gott!


Mr. Turner – Meister des Lichts

Imposantes Künstlerportrait über den Wegbereiter des Impressionismus und britischen Übermaler William Turner. Mike Leighs Herangehensweise an Mr. Turner ist keinesfalls die eines herkömmlichen Biopics. Vielmehr lässt er uns durch filmische Mosaike einen tiefen Einblick in William Turners Innenleben und seine bahnbrechende Kunst gewähren. Dazu tragen in besonderem Maße Kameraarbeit und Bildkomposition bei. Das viktorianische Englan d wird hier in Landschaftpanoramen von betörender Schönheit eingefangen. Nie ist man sich bewusst, ob das gezeigte Bild der Kamera oder dem Genius des porträtierten Malers entstammt. Mehr als einmal wird der Zuschauer diesbezüglich auch auf eine falsche Fährte gelockt. Lange Steadycamfahrten, eine detailverliebte Ausstattung und monumentale Kostüme unterstreichen den künstlerischen Aspekt des Filmes. In seiner gesamten Ästhetik ist Mr. Turner wundervoll. Dazu bietet Timothy Spall in der Hauptrolle eine der bewegendsten Performances des bisherigen Kinojahres. Ich hoffe inständig, dass der britische Charakterkopf bei der kommenden Oscarverleihung gewichtige Fürsprecher in der Academy findet, schließlich wurde ihm auch schon die goldene Palme in Cannes für die beste Schauspielerleistung verliehen. Sein William Turner ist kein durchweg begnadeter Künstler. Vielmehr ein von privaten Rückschlägen, brodelndem Verlangen und manischem Ehrgeiz angetriebener Sturkopf. Seine kompromisslose Malerei machte ihn jedoch erst zu dem Wegbereiter, als der er heute gefeiert wird. Um meine Lobgesänge etwas abzufedern, gilt anzumerken, dass es Mr. Turner dem Kinogänger teilweise schwer macht, der Geschichte und den Charakteren zu folgen. Dazu sind einige der 150 Minuten Laufzeit doch zu sperrig. Auch wenn Spall es schafft, mit seinem grandiosen Schauspiel die Begeisterung für William Turner über die gesamten zweieinhalb Stunden aufrecht zu erhalten, so dürften doch nur eingefleischte Kunstliebhaber dem spannungsarmen Drehbuch uneingeschränkt applaudieren.

8/10


Für Fans von: Barry Lyndon

Sonntag, 9. November 2014

Ein Kampf gegen Windmühlen







Im Labyrinth des Schweigens

Der deutsch-italienische TV- und Kurzfilmregisseur Giulio Ricciarelli gibt sein Kinodebüt mit einem Film über einen sehr wenig beachteten Aspekt der (West)deutschen Geschichte. Im Labyrinth des Schweigens zeigt am Beispiel des Anwalts Johann Radmann den Versuch einer wirklichen Entnazifizierung im Frankfurt der späten 50er Jahre. Mit dem Wissen um die Bürde der Geschichte ist es für ein jüngeres Publikum fast nicht zu glauben, mit welcher Vehemenz die Erinnerungen an den Holocaust damals zu ersticken versucht wurden. Aus dieser Grundprämisse zieht Im Labyrinth des Schweigens auch seine große Spannung. Die Sisyphusarbeit des jungen Anwalts und seiner Helfer wird überzeugend dargestellt. Dazu trägt auch das anschauliche Produktionsdesign bei, welches die Zeit vor über 50 Jahren glaubhaft abbildet. Dem langen Kampf gegen, mehr oder minder verheimlichtes, vergessen wollen, bildet allerdings auch die größte Schwäche des Films. Da sich Ricciarelli sehr auf den großen Zusammenhang konzentriert (der Film endet mit den Auschwitz-Prozessen von 1963), fehlt dem Zuschauer ein roter Faden, der die Handlung unweigerlich vorantreibt. Stattdessen sehen wir vielen Höhen und Tiefen der Ermittlungsarbeit, einen klaren Antagonisten jedoch nicht. Diese Gestaltlosigkeit wird allerdings nicht zu Gunsten einer mystischen Atmosphäre genutzt, vielmehr wird der geneigte Kinogänger wieder und wieder mit neuen Zeugen, Verdächtigten und KZ-Überlebenden konfrontiert. Die Arbeit von Johann Radmann und dessen Teams wir nach diesem Muster auch stets mittels Parallelmontagen inszeniert, die spätestens beim dritten Mal ermüden. Nichtsdestotrotz spricht Im Labyrinth des Schweigens mit viel Zeitkolorit ein Kapitel der Nachkriegszeit an, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und ist nicht nur für Geschichtsfans interessant.

7/10

Für Fans von: JFK – Tatort Dallas, Das Urteil von Nürnberg

Samstag, 8. November 2014

Der größte Schritt der Menschheit






Interstellar

Der wohl meisterwarteste Film des Jahres von The Dark Knight-Mastermind Christopher Nolan. Interstellar ist eine beeindruckende Weltraumoper mit unfassbaren Schauwerten. In fast drei Stunden Laufzeit gibt es Unglaubliches zu entdecken. Auf der Suche nach einer neuen Heimat für unsere darbende Rasse Mensch sehen wir Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Michael Caine, und Jessica Chastain die Grenzen des Vorstellbaren sprengen. Mit der zugrunde liegenden Relativitätstheorie arbeitet sich Nolan an Wurmlöchern, Gravitationsverschiebungen, neuen Dimensionen und Zeitreisen ab, ohne Zuschauer mit fehlendem physikalischen Expertenwissen zu vernachlässigen. Denn als Ausgangspunkt und Anker fungiert während des ganzen Films die Beziehung von Hauptfigur Cooper und dessen Tochter Murphy. Diese, mit Hingabe gespielte Verbindung gibt Interstellar eine emotionale Tiefe, wie sie in einem Nolan-Film noch nicht zu sehen war. Ein besonderes Lob gilt desweiteren Hans Zimmer. Sein sakraler, allgegenwärtiger Score unterstreicht, besonders in allen Weltraumsequenzen, die greifbare Spannung und hinterlässt ein atemloses und mitfieberndes Publikum von Minute 1 bis 169. Keine Sekunde ist bedingt durch die große Geschichte, die wir zu sehen bekommen, verschenkt. Und dennoch muss ich diesem Meisterwerk die perfekte Bewertung entziehen. Vor allem in der ersten Filmstunde scheint jeder Dialog die reine Wahrheit verinnerlicht zu haben, jeder gesprochene Satz mit einem Ausrufezeichen und einer Denkpause zu enden. Hier schießt Nolan ein wenig übers Ziel hinaus. Im zweiten und dritten Akt wird dies jedoch von der Handlung, die viele menschliche Grundbedürfnisse thematisiert, aufgefangen. Außerdem opfert Interstellar in seinen letzten zehn Minuten noch den einen oder anderen emotionalem Punch, der in den Stunden zuvor aufgebaut worden war. Nichts was den Film abstürzen lässt, jedoch hätte man die Schlusssequenz etwas konsequenter gestalten können. Was bleibt ist ein faszinierender Science-Fiction-Film für den Kino gemacht wurde.

9/10


Für Fans von: 2001 – Odysse im Weltraum, Sunshine, Gravity

Donnerstag, 6. November 2014

Jeder hat sein Kreuz zu tragen


Am Sonntag bist du tot

Vielschichtiges Drama mit einem überragenden Brendan Gleeson als Pfarrer in einer irischen Kleinstadt, dem seine letzten Lebenstage prophezeiht werden und der sich daraufhin mit seiner Gemeinde, seiner Familie und dem Klerus auseinandersetzt. Gleeson, der mit Regisseur John Michael McDonagh schon im großartigen The Guard zusammenarbeitete, ist dabei der das erzählerische und emotionale Zentrum des Films. Die Wandlung die sein Charakter trotz großer Erfahrung und eines festen Glaubens durchmacht, setzt der irische Charaktermime fantastisch um. Unterstützt wird er dabei von memorablen Nebendarstellern, die allesamt ein zusehend engeres Band um unseren Hauptdarsteller ziehen, was Am Sonntag bist du tot (im Original sinniger Weise Calvary, nach der englischen Bezeichnung des Berges Golgatha) eine eigenwillige Spannung verleiht. Dazu tauchen die ruhigen, ausschweifenden Kamerafahrten und eine stimmmige Mischung aus Score und Soundtrack den Streifen in ein fast melancholisches Licht. Lediglich den Zuschauer dauerhaft zu binden, gelingt Am Sonntag bist du tot nicht durchgehend. Da hätte eine Straffung des Drehbuchs hier und dort gut getan. Nichtsdestotrotz ist es für alle Fans kleiner, persönlicher Filme mehr als empfehlenswert, sich an famosen Dialogen und tiefgreifenden Wahrheiten zu erfreuen. Denn Am Sonntag bist du tot bietet dies mit viel schwarzem Humor und ohne auf peinliche oder platte Kirchenkritik zurückzufallen dar. Ein ehrlicher, warmer, menschlicher Film.

8/10

Für Fans von: Brügge sehen und sterben, The Guard

Dienstag, 4. November 2014

Die stille Reise

The Cut

Abschluss der Liebe, Tod und Teufel-Trilogie des Hamburger Ausnahmeregisseurs Fatih Akin über den Genozid der Türken an den Armeniern im ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Am Beispiel des Schmieds Nazaret, der sein misslungenes Töten mit dem Verlust der Stimme bezahlt, zeigt The Cut unmenschliches Elend und die hoffnungsvolle Suche nach hinterbliebenen Familienangehörigen. Fatih Akin schlägt im seinem Mammutwerk dabei einen Bogen über ein ganzes Jahrzehnt und schickt Nazaret auf eine Odyssee um die ganze Welt um seine Zwillingstöchter zu finden. In der berührendsten Szene des Filmes sehen wir, wie das Kino in seiner Frühphase den Vertriebenen Halt gibt. Charlie Chaplins Der Vagabund und das Kind wird in Aleppo gezeigt, die Menschen schöpfen für eine kleine Zeit Hoffnung auf ein besseres Leben. Auch Nazarets Suche nach seinen Kindern hat viel mit der des Vagabunden zu tun. Die Zwillinge scheinen immer gerade den Ort verlassen zu haben, an dem er auftaucht. Diese Reise durch viele Länder und Städte nutzt Akin filmisch hervorragend. Den breiten Landschaftaufnahmen und toll eingefangenen Straßenszenen im Osmanischen Reich, Kuba und den Vereinigten Staaten lassen die Leidenschaft der Filmemacher für dieses Projekt und deren Dreharbeiten rund um den ganzern Globus auf der Leinwand spürbar werden. The Cut kommt allerdings nicht ohne einige Schwachstellen aus. So basiert Nazarets Reise ausschließlich auf zufälligen Begegnungen mit Menschen aus seiner alten Heimat, die er stetig wieder trifft. Das Publikum wird so zwar mit großen Emotionen an der Stange gehalten, sonderlich glaubhaft macht dies den Film jedoch nicht. Alle Nebenfiguren werden damit nur zu dem Zwecke eingeführt, Nazaret auf seiner späteren Suche weiterzuhelfen. Die vielen Schauplatzwechsel mit den selben Szenenabläufen wirken auf Dauer recht ermüdend. Dazu zu ist The Cut voll an Pathos. Besonders die erste halbe Stunde wirkt fast wie eine Parodie auf ein perfektes Familienleben. Erst mit dem Verlust der Stimme des Hauptdarstellers wechselt auch der Ton des Films. So sehen wir am Ende einen teils lakonischen Mix aus klassischem Epos, Familiendrama und Western.

7/10



Für Fans von: Der Vagabund und das Kind

Freitag, 31. Oktober 2014

Einer muss das blutige Geschirr abwaschen!



5 Zimmer Küche Sarg

Der nicht eingehaltene Putzplan, merkwürdige Übernachtungsgäste und Ärger mit der Polizei wegen Ruhestörung – auch Vampire haben ein ganz normales WG-Leben. Solche und Unmengen anderer grandios witziger Details bildem das Herzstück der tollen neuseeländischen Mockumentary 5 Zimmer Küche Sarg. Mittels eines fiktiven Filmteams werden wir Zeuge des Lebens der Blutsauger mit all ihren Sorgen und Nöten. Der geneigte Filmfreund kann sich hier über jede Menge toller Geschichten aus dem Dasein der Vampire im Wandel der Jahrhunderte freuen. Alle Figuren werden durch abwechslungsreiche Backgroundstorys und schrille Nebenchraktere facettenreich dargestellt. Dazu blicken die Filmemacher auch über den Tellerrand hinaus und lassen unsere Vampirhelden in einem Mix aus Mockumentary und Found Footage die Grenzen beider Genres ausloten und auf Zombies, Werwölfe und den klassischen Menschen treffen. Dazu wird in Diskussionen über die Geschichte des Vampirfilms eine humorvolle Metaebene eröffnet. Dies alles ist hingebungsvoll inszeniert. Besonders die stimmungsvolle Ausstattung des titelgebenden Herrenhauses und die melancholische Kammermusik mit osteuropäischem Einschlag transportieren das Gefühl der versuchten Anpassung in kompletter Andersartigkeit effektiv zum Zuschauer. Leider sind die Einzelteile von 5 Zimmer Küche Sarg etwas besser gelungen als der gesamte Film, in dessen Drehbuch es doch an einem roten Faden und einer Spannungskurve fehlt. Was bleibt ist großartige Unterhaltung mit einer ausnahmsweise äußerst witzigen deutschen Synchronisation.

8/10


Für Fans von: Bram Stoker's Dracula, Blair Witch Project

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Radtour mit Folgen



Hin und weg

Bewegende deutsche Tragikkomödie über Selbstbestimmung und das tiefe Band der Freundschaft mit dem unvermeidlichen Florian David Fitz als ALS-Erkrankten. Getragen von einem starken Cast, schafft es Hin und weg große Emotionen zu vermitteln ohne kitschig zu werden. Vor allem Julia Koschitz zeigt eine bemerkenswerte Leistung als zukünftige Witwe und bietet das größte Identifikationspotential für den Zuschauer. Florian David Fitz zeigt sich trotz seiner Hauptrolle angenehm zurückhaltend und lässt die Handlung durch die Reaktionen seiner Mitstreiter auf seinen Freitod vorantreiben. Diese bietet allerdings auch deutlichen Anlass zur Kritik. Denn einige Nebenhandlungsstränge, die für den humoristischen Ton des Filmes sorgen, laufen komplett ins Leere. Sei es die Beziehung der von Victoria Mayer und Johannes Allmayer verkörperten Personen, oder die Frage um den Umgang mit dem Leben als junge Witwe, die ein zentrales Element von Hin und weg einnimmt; keiner dieser Konflikte wird ausreichend zu Ende gedacht. Dazu schmälern ein abgenutzter Folk- und Indiesoundtrack die Qualität des Filmes, ebenso wie dessen Look, der an Werbefilme, oder das Vorabendprogramm erinnert. So bleibt ein brauchbarer Film aus unseren Landen mit tollen Schauspielern, aber technischen Schwächen.

6/10


Für Fans von: Knocking on heavens door, Vincent will Meer


Sonntag, 26. Oktober 2014

Gelegenheit macht Diebe



Wie in alten Zeiten

Seichte Komödie, in der die britischen Topstars Emma Thompson und Pierce Brosnan über eine kaum vorhandene Story hinwegtrösten. Im roten Faden, der den Film zusammen halten soll, gehen die geschiedenen Hauptdarsteller mit ihren Filmnachbarn auf die Jagd nach einem Diamanten, in welchen ihre Ersparnisse flossen, die ein betrügerischer Hedgefondsmanager dank einer halblegalen Firmenfusion an sich riss. So weit, so unklar. Der Geschichte zu folgen, oder sie gar zu glauben scheint auch nicht das Ziel von Regisseur Joel Hopkins zu sein. Der Spaß für den Zuschauer stellt sich in Wie in alten Zeiten durch die Wortgefechte zwischen den Protagonisten ein. Mit Brosnan und Thompson sehen wir in diesen Rollen zwei Schauspieler, die durch ihre Jahrzehnte währende Starpräsenz auch ein schwächeres Drehbuch mühelos aufwerten. Mit Sidekick Timothy Spall haben beide dazu auch die Idealbesetzung des Jedermanns an ihre Seite. Wie in alten Zeiten ist in hohem Tempo erzählt und erinnert so in seinen besten Momenten an leichtfüßige Screwballkomödien der 40er und 50er Jahre. Vor allem die Szenen, in denen sich die Geschiedenen wieder anzunähern versuchen, sind sehr liebevoll und witzig umgesetzt. Um einen nachhaltigeren Eindruck beim Publikum zu erreichen, fehlen jedoch in hohem Maße Spannung und die Möglichkeit sich mit den Figuren wirklich zu identifizieren. Auch wenn einige Running-Gags für Lacher sorgen, können selbst Emma Thompson und Pierce Brosnan Wie in alten Zeiten nicht vor der Mittelmäßigkeit bewahren.

5/10

Für Fans von: Liebe auf den zweiten Blick, Verlockende Falle


Freitag, 24. Oktober 2014

Nordische Schlachteplatte


Northmen – A Viking Saga

Schweizerisch-Deutsche Koproduktion über den Kampf gestrandeter Wikinger mit den Truppen des schottischen Herrschers. Zu Klängen von Amon Amarth prügeln sich ausgediente europäische Film- und Fernsehschauspieler durch Wälder, Berge und mittelalterliche Festungen. Die zu Beginn angedeutete Handlung um die Entführung der Königstochter wird als Ausgangspunkt zu einer lieblos inszenierten Jagd durch unwegsames Gelände genutzt, jedoch nie zu einem Abschluss gebracht. Und auch innerhalb einzelner Sequenzen vermögen die blutigen Schlachten nicht über gigantische Logiklöcher hinweg zu täuschen. Zu allem Übel sind jene auch noch schlecht gefilmt. Rasante Schnittfolgen und eruptive Handkameraarbeit vermitteln hier nicht das Gefühl von Unberechenbarkeit und Chaos, sondern von begrenztem filmischen Verstand. Im Gegensatz dazu übertreibt es Regisseur Claudio Fäh mit Landschaftspanoramen und Aufnahmen von Pferdeherden, die in Zeitlupe über saftige Wiesen galoppieren. Solche Füllbilder mindern dazu auch den Spaß am einzigen Pluspunkt von Northmen. Seiner Kurzweiligkeit. Die Saga der Wikinger ist auch Trashfans nicht zu empfehlen, da sich der Film unbeirrt selbst sehr ernst nimmt und somit nur unfreiwillig komisch wirkt.

3/10



Montag, 20. Oktober 2014

Mächtige von Morgen



The Riot Club

Gesellschaftsdrama über Nachkömmlinge der britischen Oberklasse, die an der Eliteuniversität Oxford ihre Abneigung gegen Menschen aus gewöhnlicheren Verhältnissen ausleben. Der titelgebende Riot Club nahm sich dabei den Bullingdon Club zum Vorbild, in dem unter anderem der britische Premier David Cameron einst Mitglied war. Dass die porträtierten Studenten in einigen Jahren allesamt einflussreiche Männer werden würden, gibt The Riot Club eine bittere Note, die der Film auch ausgiebig aufzeigt. Manchmal allerdings zu offensichtlich. Viele Szenen, vor allem in der ersten Filmhälfte, wiederholen nur die Aussage, nach der alle Söhne aus reichem Hause widerliche Charaktere sind. Darunter leidet dann auch die Figurenzeichnung. Im zweiten und beherrschenden Teil des Filmes geht Regisseurin Lone Scherfig das Grundthema deutlich ausgereifter an, indem sie mit satirischer Zuspitzung alle Figuren im sich steigernden Alkohol- und Drogenrausch aufeinander loslässt. Dieser, direkt vom Theaterstück „Posh“ inspirierte Part ist das gelungene Herzstück des Filmes. Die schauspielerischen Leistung sind durchweg überzeugend, das Setting im typisch britischen Landpub „Bull's Head“ wird toll in die Szenerie integriert und der Zuschauer hat großen Spaß daran die snobistischen Emporkömmlinge zu hassen. Somit ist The Riot Club ein Film mit starkem Thema und kleinen Makeln.

7/10


Für Fans von: The Skulls

Freitag, 17. Oktober 2014

Das Verrückte Labyrinth







Maze Runner- Die Auserwählten im Labyrinth

Weiterer Vertreter der derzeit so beliebten Jugend-Dystopie-Sagen über gefangene Teenager, die auf einer verlassenen Lichtung und dem umgebenden Labyrinth ums Überleben kämpfen. Für eine Jugendbuchverfilmung gerät Maze Runner überraschend düster und kompromisslos. Dazu überzeugen die Actionsequenzen im titelgebenden Labyrinth auf ganzer Linie. Ein toller Endzeitlook und die ständige Bedrohung durch den verselbstständigten Irrgarten und dessen Hüter, die sogenannten Griewer (eine Mischung aus H.R.Gigers Alien, einem Skorpion und einer Riesenspinne in schönem Design), sorgen für eine stetige, klaustrophobische Spannung. Den Nachwuchsschauspielern, von denen man eventuell noch Will Poulter aus Wir sind die Millers kennt, ist kein Vorwurf zu machen. Sie verkörpern die Begebenheiten in der Notgemeinschaft für ihr Zielpublikum angemessen. Das Interesse des Zuschauers an den Geheimnissen, die das Setting umgeben, bleibt bis zum Ende konstant. Dieser Pluspunkt fällt allerdings einem recht überhasteten, wenn auch toll inszenierten Finale teilweise zum Opfer. Die Auflösung jedenfalls wird die Kinogänger spalten – der Grundstein für die zwei folgenden Abenteuer der Maze Runner ist aber in jedem Fall gelegt. Somit bleibt kurzweilige Unterhaltung mit einem Film, der glücklicherweise nicht mehr sein möchte, als er auch ist. Fantasyunterhaltung für Heranwachsende.

7/10


Für Fans von: Die Tribute von Panem, Lost (TV)

Montag, 13. Oktober 2014

Ein neuer Sheriff ist in der Stadt



The Salvation

Ein schweigsamer Held auf persönlicher Mission, ein brutaler Bandenführer, der eine arme Kleinstadt unterjocht, dessen sklavenähnlich gehaltene Geliebte mit tragischer Backgroundgeschichte, der diabolische Gehilfe mit einer Vorliebe für Vergewaltigungen, ein bestechlicher Bürgermeister, das Abenteuer suchende Waisenkind, dazu breite Landschaftaufnahmen und ein Score aus Gitarre und Trommel. Es ist ein Mekka für Westernfans, dass uns der Däne Kristian Levring mit seinem in Südafrika gedrehten Streifen hier präsentiert. Doch auch wenn die Anspielungen zu klassischen (Italo-)Western á la Sergio Leone oder Sam Peckinpah das Bild beherrschen, verkommt The Salvation nie zu einem billigen Abklatsch, oder einer Karikatur altehrwürdiger Wildwestfilme. Stattdessen sehen wir einen geradlinigen und kurzweiligen Film mit toller Optik. Überraschungsmomente bleiben da natürlich Mangelware und ein großes Mitgefühl stellt sich auch für die wenigsten der Figuren ein. Dazu reicht die knappe Spielzeit von eineinhalb Stunden schlicht nicht aus. Ein großes Problem wird daraus für den Film jedoch mitnichten. Vielmehr besinnt sich Regisseur Levring auf das Wesentliche eines guten Western und stellt die Brutalität einer Zeit in den Mittelpunkt, in der ein Menschenleben wenig zählte. Dazu kann er sich auf einen starken Cast rund um den dänischen Hollywoodexport Nummer 1, Mads Mikkelsen, verlassen. 

8/10


Für Fans von: Für eine handvoll Dollar, Todeszug nach Yuma

Freitag, 10. Oktober 2014

Zähe Gerechtigkeit






The Equalizer

Überlanger Actionthriller vom Training Day-Team rund um Regisseur Antoine Fuqua und Hauptdarsteller Denzel Washington. Letzterer spielt hier Robert McCall, einen ehemaligen Top-CIA-Agenten, der die komplette russische Mafia Bostons in einem Rachefeldzug auseinander nimmt. Dies ist alles enorm unterhaltsam und stylisch inszeniert, vor allem die recht brutalen Actionsequenzen überzeugen mit fast comicartigem Style. Dazu ist Denzel Washington als coolster Hund unter der Sonne natürlich die Idealbesetzung. Er beherrscht jede Szene und zieht das Publikum trotz seiner reaktionären Gesinnung stets auf seine Seite. The Equalizer krankt allerdings an vielen anderen Dingen. Das größte Problem ist seine Laufzeit. In wahnsinnigen 131 Minuten steckt zwischen den tollen Kampf- und Schießszenen unwahrscheinlich viel Leerlauf, viele Handlungsstränge (etwa McCalls Kämpfe gegen korrupte Polizisten und das Übergewicht eines Kollegen) bremsen die Haupthandlung stark aus, dazu wird viel Spannung in inkonsequenten Szenen geopfert. Symptomatisch dafür ist der Gastauftritt von Melissa Leo und Bill Pullman, in welchem das Geheimnis von McCalls Vergangenheit gelüftet wurde, aus dem der Film einen Großteil seiner Spannung zog. Neben diesen überflüssigen Randfiguren wird die Rolle der überzeugenden Chloe Grace Moretz, die die Haupthandlung erst ins Rollen bringt, grundlos für 90 Minuten vom Bildschirm getilgt. Eine Rückbesinnung auf die eigentlich ehernen Gründe hinter dem Rachefeldzug wird dem Zuschauer somit nicht gewährt. Was bleibt, ist ein harter Actionstreifen mit sehr viel Ballast. Da eine Fortsetzung bereits angekündigt ist, hoffen wir für diese auf eine deutliche Entschlackung. Denn Denzel Washington zu sehen, wie er Horden von Gegnern niedermäht, ist zweifellos unterhaltsam.

5/10


Für Fans von: 96 Hours – Taken, Man on Fire

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Haneke aus Holland







Borgman

Bizarrer, verstörender Home-Invasion-Thriller aus den Niederlanden. Der erste holländische Beitrag im Wettbewerb von Cannes seit 38 Jahren überzeugt durch seine Darstellung von Ängsten der wohlhabenden, weißen, europäischen Mittelschicht und durch seinen ausgefallenen schwarzen Humor. Einen stringenten Handlungsverlauf präsentiert uns Regisseur Alex van Warmerdam hier nicht. Ebenso wichtig, wie das gezeigte, ist all das was ungesehen zwischen den Szenen geschieht. Personen sind hier Sinnbilder für die dunklen Seiten im Menschen. All das kommt in Borgman herrlich surreal und ohne Erklärung daher. Van Warmerdam unterläuft ständig die Erwartungen der Zuschauer mit perfidem Vergnügen. Technisch kann ich bei Borgman keine Abstriche machen. Die Bildgestaltung ist ruhig, präzise und teilweise bitterböse komisch. Filmmusik bekommen wir nur äußerst selten zu Ohren, umso verstörender und überraschender sind deren Klänge dann. So ist Borgman eine tiefschwarze Parabel für Cineasten, die mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet.

7/10


Für Fans von: Funny Games

Freitag, 3. Oktober 2014

Neues vom Meister



Gone Girl

Famoser Thriller über das Verschwinden einer Frau und den Zerfall ihrer Ehe von Meisterregisseur David Fincher. Angeführt von einer brillanten Rosamund Pike als Amy Dunne, die den ebenfalls großartig besetzten Ben Affleck als ihren Ehemann Nick, in der Verkörperung der amerikanischen Mittelmäßigkeit, in allen Belangen überlegen ist, seziert Gone Girl genüsslich das Leben eines Ehepaars. Fincher bietet die Geschichte der Dunnes dabei als unheimlich spannenden Kriminalfall dar, der den Zuschauer in den kompletten Zweieinhalbstunden immer tiefer in seinen Bann zieht, einen Haken nach dem anderen schlägt und ihm mit fast diabolischer Freude regelmäßig den Boden unter den Füßen wegzieht. Einen beachtlichen Anteil daran hat Drehbuchautorin Gillian Flynn, die ihren eigenen, verschachtelten Bestseller adäquat für die Leinwand umsetzte. Gone Girl wird dabei bis in die Nebenrollen großartig gespielt. Vor allem der konsequent gegen den Strich besetzte Neil Patrick Harris vermag in seiner beängstigenden Rolle lange im Gedächtnis zu bleiben. Perfekt begleitet wird die perfide Spannung dabei vom düsteren Synthiescore aus der Feder von Finchers Stammkomponist und Nine Inch Nails-Mastermind Trent Raznor. Es erscheint sicherlich naheliegend, Filme von David Fincher, die oftmals Eingang in die Popkultur fanden, aneinander zu messen. Und auch wenn Gone Girl sicherlich nicht die Perfektion eines Sieben, oder Fight Club erreicht, als bissige Mischung aus Thriller, Ehedrama und Mediensatire ist Gone Girl für mich das erste Meisterwerk dieses Jahres. 

10/10

Für Fans von: Prisoners, Shutter Island

Dienstag, 30. September 2014

Hitchcock und die Trümmerfrauen


Phoenix

Christian Petzolds neuer Film über deutsche (Zeit)geschichte. Angesiedelt unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs im zerstörten Berlin, ist Phoenix ein interessantes, sehr kammerspielartiges Thrillerdrama über die Suche nach Identität trotz der allgegenwärtigen Grauen von Konzentrationslagern und Vernichtungskrieg. Dabei schafft es Petzold sehr präzise fehlende Kommunikation und das damit einhergehende Verdrängen und Ignorieren der Ereignisse der Jahre der Naziherrschaft zu inszenieren. Phoenix bietet nicht nur im eigenen Titel eine Metapher, die den Film am Beispiel der Hauptfigur Nelly durchzieht, sondern stellt auch im sonstigen Verlauf die Sprachlosigkeit nach Kriegsende filmisch umgesetzt dar. Getragen wird dieses sehr künstlerische Porträt von den großartigen Leistungen der Hauptdarsteller (besonders Nina Hoss spielt bedrückend gut) und der sehr neutralen Kameraarbeit, sowie der tollen Filmmusik, die die vielen unausgesprochenen Gefühle der Protagonisten einfängt. Die Kälte der handelnden Personen wirkt sich allerdings auch distanzierend auf den Kinogänger aus. Eine große emotionale Bindung kommt erst recht spät auf. So bleibt Phoenix ein sehr metaphorischer Streifen für ein kleines Publikum, der zum Finale noch einmal richtig aufdreht.

7/10

 Für Fans von: Vertigo – Im Reich der Toten, Barbara

Sonntag, 28. September 2014

Shiv'a für Fortgeschrittene







Sieben verdammt lange Tage

Ensemble-Tragigkomödie über vier Geschwister, die nach dem Tod ihres Vaters der jüdischen Tradition zufolge sieben Tage lang Shiv'a halten müssen. Alte und neue Konflikte brechen dabei zuhauf hervor. Keiner dieser Konflikte wird es in den folgenden gut 100 Minuten jedoch schaffen den Kinogänger wirklich zu berühren. Zu viele Baustellen werden uns hier präsentiert, von denen einige nur an der Oberfläche kratzen und andere schlicht banal sind. Hinzu kommt, dass Regisseur Shawn Levy als ausgewiesener Komödienfachmann die humoristischen Szenen deutlich besser und glaubwürdiger gestaltet, als die dramatischen. Dies ist äußerst bedauerlich, denn die Grundkonstellation der zusammengeführten Familie, in der alte Streitereien ausbrechen, kann eigentlich in einem berührenden Film münden. So ist es dann dem glänzend aufgelegten Cast zu verdanken, dass Sieben verdammt lange Tage dennoch Freude bereitet. Vor allem die Besetzung der vier Geschwister, von denen ich Tina Fey als große Schwester zum gernhaben noch einmal besonders hervorheben will, ist brillant gelungen. Bis in die kleinste Nebenrolle ist allen Schauspielern die Freude an der Darstellung der Charaktere anzumerken. So verdanken wir Jane Fonda, Jason Bateman und Co einen vergnüglicher Kinoabend.

6/10


Für Fans von: Im August in Osage County

Samstag, 27. September 2014

Einsen und Nullen


Who am I

Hochspannender deutscher Hackerfilm mit tollem Soundtrack. Tom Schilling und Elyas M'barek geben als Hauptdarsteller souveräne Leistungen in Rollentypen ab, für die sie als Schauspieler mittlerweile längst selbst stehen. Dazu gewinnt das 'Social Engineering' dem Genre des Cyberthrillers eine spektakuläre und actionreiche Seite ab, die an Heistmovies erinnert. Who am I ist straff erzählt, stark bebildert (gerade die filmische Umsetzung der dunklen Seite des Cyberspace bleibt noch lange im Gedächtnis) und dank vieler Referenzen und cooler Oneliner äußerst unterhaltsam. Einzig die Auflösung(en) bieten für erfahrenes Publikum keine Überraschungen. Dazu verheddert sich Regisseur Baran bo Odar im letzten Akt in zu vielen Twists, die dem sonstigen Plot und dessen Figuren nicht gerecht werden. Spannend und ereignisreich bleibt Who am I dennoch. Starkes, modernes, deutsches Kino.

8/10

Für Fans von: Fight Club, 23, Sneakers

Donnerstag, 25. September 2014

Gutes aus Frankreich







Mea Culpa

Kurzweiliger, harte Actionthriller aus Frankreich. 2 Cops mit bewegter Vergangenheit legen sich mit einem osteuropäischen Verbrechersyndikat an. Soweit nichts neues. Neue Dinge möchte Regisseur Fred Cavayé in Mea Culpa auch nicht auf die Leinwand bringen. Stattdessen begegnen uns die beiden Hauptdarsteller wie aus der Zeit gefallen. Zwei wandelnde Anachronismen aus Polizei-, oder Rachefilmen der 70er Jahre mit großem Unterhaltungswert. Diese beiden laufen, fahren, kämpfen und schießen sich vor allem in der zweiten Hälfte des Films durch eine einzige, lange Actionsequenz, die mit dauerhaften Schauplatzwechseln, einem tollen Gefühl für das Drehen in begrenzten Räumen und stetig hohem Tempo für große Spannung sorgt. Der Weg dahin ist allerdings recht steinig. Die erste Dreiviertelstunde von Mea Culpa ist komplett frei von Handlung oder handlungsähnlichen Ereignissen. Hier wird zuviel Zeit auf die Familien- und Hintergrundgeschichte der Protagonisten verwendet, dazu werden mehrere überflüssige Nebencharaktere eingeführt, die im späteren Verlauf nur noch kurze, zweitrangige Auftritte haben. Den Fakt, dass die Gegenspieler unserer beiden Helden keinen Background, keine Motivation, keine Herkunft und kein Ziel haben, sei hier gar nicht negativ beurteilt. Dieses passt vielmehr zur kompromisslosen Geschichte einer schwierigen Freundschaft, zweier schwieriger Typen, die ein überraschendes Ende bereithält.

7/10


Für Fans von: 96 Hours – Taken, Ronin

Keine Dame für mich







Sin City 2 – A Dame to kill for

Einer der Kultfilme der Nullerjahre geht in die zweite Runde. 10 Jahre ließen sich Robert Rodriguez und Frank Miller Zeit, um eine Fortsetzung der genialen Comicverfilmung in die Kinos zu bringen – mit bedingtem Erfolg. Dass Sin City, die Stadt der Sünde, für noch viele dreckige und brutale Geschichten herhalten könnte, sollte jedem klar gewesen sein, nachdem wir im ersten Sin City in diese Welt eintauchen durften. Doch was jenen Teil so besonders machte – die vielen unterschiedlichen Charaktere mit ihren durchgeknallten Geschichten, die sich immer streiften, aber nie direkt begegneten – fehlt bei Sin City 2 gänzlich. Hier baut das Drehbuch nach und nach sehr einfache Storylines auf, die alle in einem riesigen Showdown enden, der die Rachgelüste aller Protagonisten zufrieden stellen soll. Eine Art einheitlicher Endgegner wird hier präsentiert. Der Pessimismus und Sarkasmus des ersten Teils sind in 'A dame to kill for' nicht zu finden. Ebenso fehlt die Bindung zu den einzelnen Figuren. Mickey Rourkes Marv, der in Sin City 2 zum alleinigen Hauptdarsteller wird, kann in seiner eindimensionalen Rolle das Interesse des Zuschauers nicht aufrechtrerhalten. Zudem wirkt die Episode um Jessica Albas Nancy komplett deplaziert und überflüssig. Es finden sich im Film allerdings auch einige gute und großartige Aspekte. Beeindruckend ist die komplette Optik des Streifens, die eine stetige Entwicklung zum ersten Teil darstellt. Tiefenschärfe und Detailreichtum sind in jeder Szene immer wieder atemberaubend. Dazu weiß Joseph Gordon-Levitt in seinem Auftritt zu gefallen. Ihm kommt dazu jedoch auch die interessanteste und dankbarste Rolle des Films zu Gute. Achja, und die titelgebende Dame to kill for, verkörpert von Eva Green, agiert doch arg vorhersehbar. Eigentlich zu durchschaubar, um für sie zu töten.

6/10


Für Fans von: Sin City

Freitag, 19. September 2014

Wir heißen Qohen. Q-kein u-o-h-e-n.



The Zero Theorem

Durchgedrehter Science-Fiction Streifen von Monty-Python Mitbegründer Terry Gilliam. Der Brite zeichnet ein verstörendes Bild der Zukunft und zeigt uns in einer schwarzhumorigen Möglichkeit auf, wohin die Digitalisierung führen könnte. In diesem rastlosen Chaos soll Christoph Waltz als Hauptdarsteller (der von sich immer nur im Plural spricht) in seinem Heim, einer leerstehenden Kirche, den Code für die Bestätigung der Ziellosigkeit des menschlichen Daseins knacken. Gilliam reichert seinen Streifen mit allerlei skurriler Ideen an und hat dazu diverse überraschende Gastauftritte parat, die ich hier nicht spoilern möchte. All dies wirkt oftmals sehr komisch, manchmal allerdings auch unfreiwillig. Dazu dümpelt die Handlung recht gemächlich vor sich hin und wird niemanden vom Hocker reißen, der gern Science-Fiction Filme sieht. Dass wir uns öfter mit der Natur und den Menschen in unserem Umfeld beschäftigen sollten, um nicht abzustumpfen, ist ein nobler Appell, den uns Terry Gilliam hier nahebringt, etwas dick aufgetragen wird er hier aber schon. Neu ist eine filmische Besinnung auf dieses Thema auch nicht. Immerhin ist sie hier toll inszeniert und für Genrefans allemal sehenswert.

7/10


Für Fans von: 12 Monkeys, Strange Days

Amerkung: The Zero Theorem startet in den deutschen Kinos erst am 27. November.

Donnerstag, 18. September 2014

Philip Seymour Hoffmans großes Vermächtnis



A most wanted man

Athmosphärischer, hochspannender und brandaktueller Spionagefilm über Terrorismusgefahr, schwarze Konten, Bürokratie und viel, viel Täuschung im Hamburg unserer Zeit. Die Norddeutsche Metropole zeigt sich hier von seiner unschönsten Seite. Es ist eine Freude Hoffmans Protagonisten Günther Bachmann beim Taktieren und Ermitteln in schäbigen Kneipen und Bauruinen zu sehen. Auch wenn der kürzlich verstorbene Amerikaner alles überragt, weiß doch der restliche Cast abenso zu gefallen. Vor allem Nina Hoss ist im Zusammenspiel mit Hoffman genial. Dazu sehen wir internationale Stars wie Willem Dafoe und Robin Wright, sowie große deutsche Namen wie Daniel Brühl und Teilzeitschauspieler Herbert Grönemeyer. Technisch ist der Film auf höchstem Niveau. Regisseur Anton Corbjin nutzt Hamburg als weiteren Hauptdarsteller und fängt zugleich abstoßende und doch beeindruckende Bilder ein. Lediglich das Drehbuch wartet mit kleinen Schwächen auf. So wird die Geschichte nach furiosem Start im Mittelteil doch arg gebremst und konzentriert sich zu sehr auf die Beziehung des titelgebenden Flüchtling zu seiner Anwältin, gegen deren geskriptete Blauäugigkeit Rachel McAdams auch nur bedingt anspielen kann. Das Finale begeistert hingegen wieder mit enormer Intensität und bestätigt den authentischen und pessimistischen Grundton des Films.
  
8/10


Für Fans von: Dame, König, As, Spion

Mittwoch, 17. September 2014

Den Berg wieder hinauf




Wish I was here

Berührende Tragigkomödie von Zach Braff, die vom Überwinden einer großen Talsohle handelt. 10 Jahre nach Garden State bringt uns Braff einen zweiten tollen Independentfilm, der starke autobiographische Züge des Regisseurs/Hauptdarstellers in sich trägt. Erneut besticht sein Werk durch großartige Bilder, verspielte Details und verschrobene Charaktere, die trotz aller Liebe und Hingabe, die dem Film in jeder Sekunde anzumerken sind, nie die unbeschwerte Brillianz von Garden State erreichen. Auch wenn dies keine direkte Fortsetzung ist, so sind die Gemeinsamkeiten doch präsent, weshalb man Wish I was here durchaus mit Braffs famosen Regiedebüt messen kann. Dafür gibt es aber wieder einen eindrucksvollen Soundtrack, eine umwerfende Kate Hudson in der weiblichen Hauptrolle, die jede Szene sofort an sich reißt, urkomische Gastauftritte von Jim Parsons und Donald Faison (beide wurden im Trailer schon gezeigt, weshalb hier keiner Spoiler- Alarm schreien muss) und eine deutlich humoristische Grundnote, die die teils tieftraurigen, teils bizarren Handlungssträngen eine selbstverständliche Leichtigkeit geben. Alles in Allem bietet Wish I was here eine bewegende Momentaufnahme eines Manns in schwiergien Zeiten.

9/10 

Für Fans von: Garden State, A serious man

Anmerkung: Der Film startet erst am 9. Oktober in den deutschen Kinos.

Sonntag, 14. September 2014

Hollywoods Verderben



Maps to the Stars

Enorm böse Hollywood-Satire mit toll aufgelegtem Cast. Allen voran die in Cannes mit einer goldenen Palme prämierte Julianne Moore weiß zu begeistern. Ansonsten sticht auch Robert Pattinson, der mir immer besser in seiner Post-Twilight-Phase gefällt, aus illustren Namen wie John Cusack, Mia Wasikowska und Carrie Fisher heraus. Die Unmögliche Identifikation mit den Protagonisten ist sowohl Segen als auch Fluch von David Cronenbergs Spätwerk. Zum einen sind die zur bloßen Metapher verkommenen Figuren natürlich kühl und unnahbar in Szene gesetzt (dazu trägt auch ein tolles Set-Design bei), sodass im besten Sinne einer Satire kein Mitfiebern und keine Anteilnahme beim Zuschauer geregt wird; zum anderen mindert dies natürlich auch die Spannung. Dies ist doppelt ärgerlich, da der tiefschwarze, sarkastische Ton des Films in der zweiten Hälfte merklich kippt. Hier wird uns dann eine Mischung aus Familiendrama und Psychothriller mit reichlich Mysteryanklängen geboten, die immer noch toll inszeniert und fotografiert ist und der Ziellosigkeit im ersten Filmteil auch gut entgegenwirkt, den Filmfluss aber merklich stoppt. Zum anderen fehlt die Bindung zu den Rollen, um wirklich ein intensives Thrillererlebnis zu haben. Das tolle und radikale Finale bringt zum Teil aber beide Seiten der Medaille wieder zusammen.

7/10

Freitag, 12. September 2014

iPad-Porno



Sextape

90minütiger Applewerbespot mit den äußerst freizügigen Cameron Diaz und Jason Segel auf iPad-Jagd. Neben dem unerträglichen Product Placement fallen vor allem das richtig schwache Finale und die Unausgeglichenheit im generellen Ton des Films auf. Teils derbe Erwachsnenkomödie, teils seichte Familienunterhaltung über das Aufrechterhalten von Liebe und Leidenschaft in längeren Beziehungen – am Ende weiß der Film selbst nicht wirklich, was er will. Wirklich gelungen ist hingegen eine halbstündige Sequenz im Haus von Rob Lowes Charakter. Diese ist der absolute Höhepunkt des Films mit einem genialen Running Gag, in dem Disneyklassiker eine bedeutende Rolle spielen. Zum Ende hin gibt es auch noch einen prominenten und lustigen Gastauftritt, auf den ich hier nicht weiter eingehen möchte. Letztenendes ist es aber den überzeugenden Hauptdarstellern zu verdanken, dass der Film knapp aus dem Sexkomödiendickicht ragt.

5/10


Für Fans von: 40 Tage 40 Nächte, Nie wieder Sex mit der Ex

Dienstag, 9. September 2014

Was bleibt


Mr May und das Flüstern der Ewigkeit

Großartige Tragikkomödie über John May, der Freunde und Verwandte einsam Verstorbener zu finden versucht. Trotz witziger und verschrobener Nebencharaktere bildet Eddie Marslans John May das alleinige Zentrum diese Films. Seiner tollen Leistung und der großartigen Arbeit von Regisseur Uberto Pasolini ist es zu verdanken, dass der Zuschauer nie in Mitleid oder Melancholie abdriftet, sondern ernsthaft mit dem Protagonisten mitfühlt. Mr May ist ein Film, der zum Nachdenken anregt. Über unsere Rolle im Leben und das, was wir einst hinterlassen werden. Tieftraurige Momente und sehr lakonischer Witz vereinen sich hier toll mit einer brillianten Bildsprache, die immer neue Details und kleine Veränderungen in Mr Mays eigentlich so repetitiven Alltag entdeckt und die Erwartung der Zuschauer mehrfach unterläuft. Einzig die etwas ermüdende musikalische Untermalung wird dem nahezu perfekten Gesamtbild nicht ganz gerecht. Ein bewegender Film mit einem Ende, dass nochmal gehörig auf die Tränendrüse drückt.

9/10

Für Fans von: Philomena

Freitag, 5. September 2014

August 2014

Zu Beginn starten wir mit einer kleinen Rückschau auf den Monat August, mit der ihr euch auf die Kriterien und den Stil meiner Bewertungen gewöhnen dürft.



Planet der Affen – Revolution

Führt das enorm hohe Niveau seines Vorgängers Prevolution ohne Abstriche fort. Visuelle Umsetzung der Affen, deren Gruppendynamik und Charakterisierung sind sogar noch
detaillierter. Die Actionsequenzen sind virtuos gefilmt, dazu herrscht eine fast greifbare Spannung. Das einzige Manko sind die austauschbaren menschlichen Figuren, die keinerlei
Identifikation zulassen und komplett blass bleiben. Glücklicherweise ist deren Leinwandzeit
verhältnismäßig kurz – ausgereifte soziale Interaktionen und Schicksale zum mitfiebern,
sehen wir ausreichend. Bei den Affen.

9/10

Für Fans von: Allen Planet der Affen-Filmen, I am Legend



Jimmy's Hall

Gefühlvolles Drama über den irischen Kommunisten James Gralton. In seinen besten
Momenten intensives Manifest für die Freiheit des Denkens, der Kultur und des einzelnen
Individuums und Anklage gegen konservative Kleriker und Großgrundbesitzer in den
chaotischen Jahren nach der irischen Teilunabhängigkeit 1921. In den weniger guten Szenen
stößt die krasse Schwarz-Weiß-Malerei und Ken Loachs radikal linke Einstellung bitter auf.
Schön bebildert und inszeniert, aber arm an Höhepunkten oder Überraschungen. In einer
Nebenrolle: Andrew Scott (Jim Moriarty aus 'Sherlock').

6/10

Für Fans von: 1900, Die Asche meiner Mutter



Lucy

Luc Bessons irre Science-Fiction-Sause über die Frage, was passiere, nutzten wir 100% unseres Gehirns und nicht nur 10. Eine spannende Grundprämisse, die als Vorlage für einen
knackigen Actioner mit allerlei durchgeknallten Einfällen dient. Toll getragen von einer alles
in den Boden stampfenden Scarlett Johannson. Visuell innovativ und unberechenbar. Den
philosophischen Unterbau gilt es dabei zu ignorieren, der Spaß steht an erster Stelle. Dazu als Bösewicht: Choi Min-Sik (Oldboy) in seiner ersten internationalen Produktion.

7/10

Für Fans von: Das fünfte Element



Night Moves

Thrillerdrama über drei Umweltaktivisten, die einen Staudamm in die Luft sprengen möchten. Erfreulich klischeelos und ordentlich gespielt. Besonders Dakota Fanning hinterlässt als Zweiflerin einen starken Eindruck. Dazu enthält sich Regisseurin Kelly Reichardt jeder Wertung, was Night Moves eine starke dokumentarische Note gibt. Der minimalistische und kammerspielartige Stil mit langen Szenen und wenig Dialog dient zwar auch der Steigerung der subtilen, aber eindringlichen Spannung (vor allem in den Sequenzen rund um den Staudamm), offenbart jedoch vor allem die Schwächen des Drehbuchs, das eine schlichte Handlung immer wieder unterbricht und den Film zu langatmig werden lässt.

6/10



The Expandables 3

Dritter Aufguss der Rentner-Action-Reihe, der so ziemlich alles fehlen lässt, oder falsch angeht, was die guten Vorgänger ausmachte. Um das begehrte PG-13 Rating in den USA zu erhalten, wurde auch uns Mitteleuropäern eine vollständig zugrunde geschnittene Version zugemutet. Dieser Streifen kommt daher komplett blutleer daher und erstickt somit alles rohe und archaische, wofür Stallone & Co stehen, im Keim. Des Weiteren waren enorm billige CGI-Effekte, aufgewärmte Oneliner und uninspirierte Nachwuchsschauspieler zu bewundern, die sich trotz großem Bemühen nicht in den Film eingliedern ließen. Der einstündige zweite Akt des Films wirkte daher wie ein Fremdkörper. Positiv hervorzuheben waren hingegen die Auftritte von Mel Gibson und Antonio Banderas, sowie das spannende und spektakuläre Finale. Hoffen wir auf eine schön brutale Uncut-Version zum DVD-Release.

4/10

Für Fans von: The Expandables 1 & 2, Stirb langsam 5 (ähem...)




Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Fröhliches Feel-Good-Movie mit einem toll aufgelegten Simon Pegg und einer illustren Zahl an witzigen Gastauftritten (Stellan Sarsgaard, Christopher Plummer, Veronica Ferres (!)). Da
Hectors Reise jedoch kein greifbares Ziel zu Grunde gelegt wurde, fehlt es dem Film an
Konstanz und Spannung. Das Gefühl einer Zusammenstückelung kommt auf. Inszenatorisch
wirkt Hectors Reise dazu wie ein Abklatsch von Walter Mitty, ohne jemals dessen emotionale Fallhöhe zu erreichen. Positiv ist hingegen die Grundprämisse des Films. Es ist
nicht unbedingt von Nöten, sein Heil in der Ferne zu suchen.

6/10

Für Fans von: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty




Guardians of the Galaxy

Knallbuntes Science-Fiction-Spektakel mit großartigem 3D und tollem Set-Design aus dem
Hause Marvel. Jedoch näher an Das fünfte Element als an The Avengers. Ein riesiges
Universum toller Ideen und eine immense Gagdichte garantieren zwei Stunden enormen Spaß. Trotz etwas uninspirierter Backgroundstorys bieten die fünf außergewöhnlichen
Kämpfer viel Identifikationspotential. Dazu gibt es witzige Gastauftritte von Glenn Close, John C. Reilly und Benicio del Toro. Viele Anspielungen und lose Enden lassen auf eine
langlebige Kinoreihe hoffen.

9/10

Für Fans von: Das fünfte Element, Star Wars




Diplomatie

Ergreifendes Historien-Kammerspiel um das Ende der Besetzung Paris durch die Nazis im August 1944. Der schwedische Generalkonsul versucht dabei den deutschen Stadthalter von
der Zerstörung der französischen Hauptstadt abzuhalten, wie sie von Hitler angeordnet wurden war. Trotz des geschichtlich bedingt bekannten Ausgangs steigert sich die Spannung
im Film stetig, auch bedingt durch das zeitweise Einfließen von Nebenkriegsschauplätzen,
die das Gesprochene Intensivieren. Großes Schauspielkino, detailfreudig inszeniert vom
deutschen Oscargewinner Volker Schlöndorff. Insgesamt aber recht brav und konventionell.

7/10




Madame Mallory und der Duft von Curry

Liebevolle Romanze über die Liebe, das Kochen und die Liebe zu Kochen. Eine indische
Familie eröffnet in Südfrankreich ein Restaurant in Nachbarschaft zu einem Lokal der
französischen Haute Cuisine. Es folgen Zwist, Zank, Versöhnung und Verbrüderung. Trotz
der vorhersehbaren Geschichte weiß der Film zu überzeugen. Dies liegt vor allem an der
Fähigkeit Küchentätigkeiten für alle Sinne greifbar zu machen. Kochexzesse werden hier
höchst stylisch auf Zelluloid gebannt. Dramatische Elemente wie die Auseinandersetzung
mit französischen Rassisten werden dabei nur oberflächlich angekratzt. Letztendlich ein
Feel-Good-Movie, dass wenig falsch, aber viel richtig macht.

7/10

Für Fans von: Chocolat, Soul Kitchen, Ratatouille





Can a song save your life?

Warmherziger Film über den Verlust der Liebe und über den Einfluss der Musik auf menschliche Gefühle mit einem herausragenden Hauptdastellergespann Mark Ruffalo und
Keira Knightley. Beide füllen ihre recht starren Charaktere mit unheimlich viel Charme und
Anziehungskraft. In einer größeren Nebenrolle kann auch Maroon 5-Frontmann Adam Levine als ordentlicher Schauspieler überzeugen. Eine besondere Athmosphäre erhält der Film durch die Aufnahmesessions, die eine Band quer durch New York City treibt. Fast wie
in einem Musical gibt der Singer-Songwriter-Folk-Pop-Rock (…) das Innenleben der Protagonisten preis. Die recht kitschige Story wird zudem von einem sehr geerdeten Ende aufgefangen.

8/10

Für Fans von: Inside Llewyn Davis, Once