Dienstag, 6. Oktober 2015

Die Brut des Teufels



Regression

In den späten achtziger und frühen neunziger Jahren machten in den Vereinigten Staaten regelmäßig Berichte über okkulte, antichristliche Gruppen die Runde, die angeblich auf satanischen Messen unvorstellbare Grausamkeiten begangen. Bis heute konnte in diesen Anschuldigungen nie ein wahrer Kern gefunden werden, Verdächtigungen und Paranoia vor nicht Greifbaren sind als Filmvorlage jedoch allemal zu gebrauchen. Und so darf sich Alejandro Amenabar für Regression mit dem beliebten Siegel 'Beruhend auf wahren Begebenheiten' schmücken. Der Mysterythriller schildert den Fall einer Jugendlichen, die ihren Vater des sexuellen Missbrauchs durch diesen und einen Kult bezichtigt. In den folgenden 107 Minuten zieht Amenabar (The Others, Vanilla Sky) alle Register eines mysteriösen Krimis mit paranormalem Touch. Das Augenmerk liegt demzufolge auch klar auf dem Aufbau von Spannung. Durch eine präzise Kameraarbeit und einen eiskalten, grauen Look (in der Kleinstadt, in der Regression angesiedelt ist, regnet es selbstredend ununterbrochen) erschafft der Film eine Athmosphäre der allgemeinen Verdächtigung. Leider steht sich der Streifen durch sein arg vorhersehbares Drehbuch damit selbst im Weg. Fans ähnlich angelegter Psychothriller werden den Verlauf der Geschichte oftmals vorausahnen können. Was Regression im Gegensatz zum Überraschungspotenzial hingegen wirklich voran bringt, ist die Leistung des Schauspielensembles. Hauptdarsteller Ethan Hawke mimt seinen leitenden Detective als eigentlich standhaften und rationalen Polizisten, der durch die Ermittlungen an seinen ureigensten Überzeugungen zu zweifeln beginnt. Der Brite David Thewlis (Die Entdeckung der Unendlichkeit, The Big Lebowski) als unterstützender Psychologe (die titelgebende Regressionstherapie ist in dessen Wissenschaft verankert) und Schwedens Hollywoodexport David Dencik als Hauptverdächtiger runden eine mehr als solide Besetzung ab. Hervorgehoben sei an dieser Stelle noch die Leistung von Harry Potter-Star Emma Watson, die den definitiv schwierigsten Job des Casts hat. Als desillusioniertes Vergewaltigungsopfer ruft sie eine beeindruckende Leistung ab und beweist einmal mehr, dass sie die talentierteste Nachwuchsschauspielerin aus den Reihen der Zauberer-Saga ist. Für Fans zwielichtiger Geschichten ist Regression somit als solide gefilmter und toll gespielter, inhaltlich aber lediglich durchschnittlicher Okkultismuskrimi durchaus empfehlenswert.

6/10

Für Fans von: The Others, Martha Marcy May Marlene, Enemy

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