Dienstag, 6. Oktober 2015

Taschentuch und Aktenkoffer


Man lernt nie aus

In den letzten Jahren konnte man den Eindruck gewinnen, Robert DeNiro reiche es aus, als Relikt des New Hollywood-Kinos der 70er und 80er Jahre in durchschnittlichen Ensemblefilmen den Geist der guten alten Zeit zu versprühen. Schauspielerische Totalausfälle sind vom Großmeister natürlich nicht zu erwarten, doch seine Rollen etwa in Zwei vom alten Schlag, Last Vegas oder American Hustle hatten doch hauptsächlich einen nostalgischen Unterhaltungswert. Umso schöner ist es, dass es gerade der seichten Liebeskomödienspezialistin Nancy Meyers gelang, DeNiro wieder komplett hinter einer Figur versteckt zu lassen. Denn sein Handwerk hat der zweifache Oscarpreisträger gewiss nicht verlernt. Komplett ironiefrei und mit dem Herz am richtigen Fleck erzählt Man lernt nie aus die Geschichte des 70jährigen Witwers Ben Whitaker, der die Leere in seinem Leben mit einem Praktikum in der Start-Up-Szene New Yorks zu füllen beginnt. Auf die obligatorischen Szenen, in denen Rentner als hilfsbedürftige, ewiggestrige Technikverweigerer charakterisiert werden, verzichtet Meyers glücklicherweise und erzählt, zumindest in der ersten Hälfte des Films, wie Generationen voneinander profitieren können. Das zentrale Element des Films bildet dabei die Freundschaft Bens zu seiner Chefin und Firmengründerin Jules Ostin, die hier von der bezaubernden Anne Hathaway vielschichtig porträtiert wird. Leider schwächelt Man lernt nie aus im dritten Akt. Zunehmend macht sich dann die stattliche Laufzeit von 121 Minuten sowie die Fixierung auf das Privatleben von Jules bemerkbar. Das bis dato schöne Tempo des Films wird ausgebremst und interessante Nebencharaktere, etwa die von Rene Russo verkörperte Firmenmasseurin, sowie einige andere bereits etablierte Kollegen Bens, die dazu noch von spannenden Newcomern, wie Pitch Perfect-Star Adam DeVine oder Margos Spuren-Hauptdarsteller Nat Wolff gespielt werden, verschwinden von der Bildfläche. Glücklicherweise gleitet Meyers der Film nie aus der Hand, die kleinen und großen Geschichten des Streifens werden schlüssig zu Ende erzählt. Und auch wenn Man lernt nie aus ein kleines bisschen kitschig, ein kleines bisschen konstruiert und ein kleines bisschen eskapistisch ist, macht dieses Feel-Good-Movie dank der positiven Grundaussage und einem tollen Robert DeNiro große Freude.

7/10

Für Fans von: Forrester – Gefunden, Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

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