Samstag, 26. März 2016

Schön gegen Blöd


Batman v Superman: Dawn of Justice

Großes hat man sich im Hause DC vorgenommen. Ein filmisches Universum so erfolgreich wie Marvels MCU soll rund um die Justice League etabliert werden. Mit Man of Steel wurde der wohl berühmteste der DC-Helden, Superman, zu diesem Zwecke cineastisch aufbereitet, The Flash bekam eine erfolgreiche TV-Serie. Bevor die Einzelabenteuer von Batman, Aquaman, Wonder Woman und co. in den nächsten Jahren zu Marvels großen Konkurrenten heranreifen sollen, drehte Man of Steel-Regisseur Zack Snyder nun den zweiten Teil der großen DC-Superhelden-Trilogie, die 2017 bzw. 2019 mit dem geteilten Finale Justice League 1 und 2 vollendet wird. Doch nach beschwerlichen 151 Minuten Batman v Superman: Dawn of Justice steht fest: An Iron Man und Captain America kommen die DC-Helden, zumindest in ihrer Kinoauswertung, derzeit nicht heran - der Film ist eine ziemliche Enttäuschung geworden. Batman v Superman schließt direkt an die Ereignisse in Man of Steel an. Batman/Bruce Wayne ist in Gotham erbost über die Zerstörung, die mit der Offenlegung der Fähigkeiten Supermans/Clark Kent in der direkten Nachbarstadt Metropolis einhergeht. Der in den Medien bereits hartnäckig geführte Kampf um den tatsächlichen Gewinn für die Menschheit durch Supermans kryptonische Fähigkeiten treibt so einen unüberwindlichen Keil zwischen den Mann aus Stahl und den Gerechtigkeitsfanatiker im Fledermauskostüm. Was eine stringente und fesselnde Geschichte um den Einfluss und die Notwendigkeit von Superhelden hätte werden können, wird in Batman v Superman durch ein völlig überfrachtetes Drehbuch bereits im Kein erstickt. Die üppige (aber, und das sei dem Film hoch angerechnet, niemals langweilige) Spielzeit hetzt in irrsinnigem Tempo zwischen Figuren, Schauplätzen und losen Nebenhandlungen hin und her. Der titelgebende Kampf zwischen den ikonischen Rettern verfehlt dann seine Wirkung auch vollends. Zumal dieser effektiv nur wenige Minuten Screentime einnimmt. Stattdessen werden häppchenweise Nebencharaktere und Subplots eingeführt, die den unvorbereiteten Zuschauer irritieren und gerne nur in einminütigen Szenen präsentiert werden. Generell richtet sich Batman v Superman ausdrücklich an alle, die Man of Steel sahen und idealerweise auch mit den thematisch passenden Comics vertraut sind. Auch in puncto Figurenzeichnung offenbart der Streifen deutliche Schwächen. Lois Lane war in Man of Steel noch essentiell für das Fortkommen des Plots, hier wird sie eher als klassische Damsel in Distress charakterisiert, die viel Zeit mit Gerettet werden verbringt. Dazu hilft die neu eingeführte Senatorin June Finch (Holly Hunter) der Geschichte nicht wirklich voran, da sie, ähnlich wie der Zuschauer, um Durchsicht in der überladenen Geschichte kämpft. Batman selbst bleibt von dieser Problematik auch nicht verschont. So bekommt er einige schwülstig- aufgeladene Origin-Plotpoints spendiert, welche aber nicht zu seiner charakterlichen Tiefe beitragen. Diese bildet sich in diesem Film aus der Abneigung gegen die Taten Supermans und nicht aus Batmans schwieriger Kindheit. Zu alledem ist ein Solo-Batman-Film bereits von DC angekündigt worden. Dies bringt mich zum definitiv besten Teil des 250 Millionen Dollar-Projekts: dem Cast. Ben Aflleck ist als Batman schlicht eine Idealbesetzung. Seine Reputation muss natürlich noch gedeihen, was pure Physis und Überzeugungskraft als Figur angeht, sollte er aber sowohl Michael Keaton als auch Christian Bale-Fans sehr zufrieden stellen. Henry Cavill kann als Superman stärker überzeugen, als noch in seinem Solo- Abenteuer Man of Steel, da seine dramatische und etwas unpassende weiche Seite nicht so extrem ausgelotet wird. Die Meinungen über die Performance von Jesse Eisenberg als Lex Luthor werden hingegen auseinandergehen. Hingabe wird dem New Yorker zumindest niemand abschlagen wollen, die Liste mit memorablen DC-Schurken ist allerdings auch ziemlich lang. Positiv überrascht war ich außerdem von Gal Gadot als Wonder Woman/Diana Prince, die reihenweise Szenen stiehlt und den scheinbar übermächtigen Herren eine beeindruckende Kameradin sein wird. Dazu wiederholen Laurece Fishburne, Kevin Costner und Diane Lane ihre Rollen aus Man of Steel, während Jeremy Irons erstmals in die Rolle von Batmans treuem Helfer Alfred schlüpft, der konsequent gegen den Strich gescriptet wurde und so für die wenigen humoristischen Momente in diesem bemüht düsteren Film sorgt. Optisch bleibt Zack Snyder seinem Stil treu und sorgt mit ausufernden Actionsequenzen und vielen Verneigungen vor der Comicvorlage für reichlich Augenfutter. Abschließend möchte ich noch ein Wort über die heißerwartete musikalische Zusammenarbeit von Hans Zimmer und Junkie XL verlieren. Zwei der beliebtesten Filmkomponisten unserer Zeit schufen hier einen Soundtrack der bestens zum überladenen Superhelden-Clash passt. Die sakralen Chor- und Orchesterwerke Zimmers und die stampfenden Industrial-Beats des niederländischen Multiinstrumentalisten wollen sich nicht so recht ergänzen, sondern vervollständigen in ihrem akustischen Overkill den auf höchstem Niveau scheiternden Batman v Superman: Dawn of Justice. 

5/10

Für Fans von: Man of Steel, The Dark Knight Rises

2 Kommentare:

  1. Die erste Kritik die ich von dir gelesen hab. Und ich gehe da voll mit. Ben Affleck war großartig. Und ich bin gespannt was die 30 Min längere Home Version bringt.
    Carlos

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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