Josefine Preuß hatte ihren Durchbruch in Türkisch für Anfänger, war aber schon seit ihrem 14. Lebensjahr in der Kika-Serie Schloss Einstein zu sehen. Sie ist häufig in Synchronrollen zu sehen und liest neben ihrer Schauspielkarriere Hörbücher ein. In Zoomania spricht sie die Hauptrolle Judy Hopps.
Welche Bedeutung haben Disneyfilme für dich?
Ich bin mit Disney groß geworden. Ich finde es generell toll mich in fremde Welten und Märchen versetzen zu lassen. Daher liebe ich Filme wie König der Löwen oder Arielle.
Musstest du ein Casting überstehen, um Judy sprechen zu dürfen?
Nicht wirklich. Ich wurde gezielt angefragt und musste nur noch einen Stimmentest nach Amerika schicken. Der fiel dann auch positiv aus.
Deine Figur, die Häsin Judy Hopps ist im wahrsten Sinne des Wortes äußerst sprunghaft. War es schwierig die exakte Synchronisierung inmitten der vielen Bewegungen sehr schwierig?
In solchen Situationen ist man auch körperlich komplett bei den Figuren und „springt“ mit ihnen. Somit stimmt das Sprachgefühl auch überein. Eine Szene habe ich sogar kopfüber eingesprochen. Alles andere machen dann die Techniker.
Zoomania ist mittlerweile deine dritte große Synchronarbeit. Dazu hast du viele Hörbücher eingesprochen. Ist das mittlerweile Routine?
Nein, ich bin immer noch wahnsinnig aufgeregt. Gerade mit Legenden wie Manuel Straube (Regisseur der Synchronisierungen d.Red.) zu arbeiten ist nicht selbstverständlich. Er war es dann auch, der mich so warmherzig aufnahm. Bei ihm konnte man sich fallen lassen, er hat mich in allem unterstützt.
Wie lange warst du für das Einsprechen
geplant gewesen?
Eine Woche war geplant, dreieinhalb
Tage haben wir dann nur gebraucht. Zehn Stunden am Tag im Studio zu
stehen, ist dann allerdings auch keine Seltenheit.
Wie würdest du Judys Charakter
beschreiben? Was hat dich an ihr gereizt?
Judy ist sehr zielstrebig und setzt
alles daran ihren Traum zu verwirklichen. Sie definiert sich dazu
auch selbst über ihr Pflichtbewusstsein, ihre Loyalität und ihren
Gerechtigkeitssinn. Das gefiel mir an ihr am besten. Ich denke, sie
könnte damit ein Vorbild für alle kleinen Mädchen werden, die
oftmals nicht an sich glauben.
Denkst du, dass eine so von Grund auf
ehrliche Figur wie Judy nur noch in Animationsfilmen machbar ist?
Nein, das funktioniert auch in
normalen, fiktionalen Filmen?
Aber nicht in der Realität?
Das weiß ich nicht. Diese Frage stellt
sich mir aber nicht. Denn gerade für Kinder hat diese
Vermenschlichung der Tiere überhaupt kein Gewicht. Kinder vergessen
komplett, dass sie einem Hasen oder einem Fuchs auf ihren Abenteuern
folgen.
Dennoch muss man sagen, dass selbst
Judy versteckte Vorurteile hat.
Absolut. Das ist auch die Message des
Films. Gerade in der heutigen Zeit sind wir so oft Opfer unser
eigenen Klischees. Da versucht der Film zu vermitteln: Versucht immer
hinter die Fassade zu blicken. Und wen wir versuchen unsere
Vorurteile abzulegen und mit einem Lächeln durchs Leben gehen,
könnten wir doch alle einigermaßen Friedlich miteinander
existieren.
Gab es im Film eine Szene, die dich
besonders überrascht hat?
Auf jeden Fall die Faultierszene.
Dadurch, dass wir alles einzeln aufgenommen haben, waren die
Überschneidungen der so unterschiedlichen Gesprächsteilnehmer am
Ende so unglaublich witzig.
Habt ihr Vorgaben von Disney bekommen,
wie die Synchro letztendlich klingen soll?
Man hält sich automatisch an die
originalen Sprecher. Die verschiedenen Schwankungen in Judy Emotionen
habe ich mir angehört und dann in meiner Art zu Sprechen übernommen.
Was sind denn im Spielfilmbereich deine
nächsten Projekte?
Im Herbst kommt, gerade frisch
abgedreht, eine DDR-Verwechslungskomödie. Vorwärts immer; mit Jörg
Schüttauf als Honecker. Äußerst witzig! Außerdem beenden wir im
Sommer die Edelstein-Trilogie mit Smaragdgrün. Im Frühjahr drehe
ich dann noch einen Historien-Mehrteiler, über den ich aber noch
nichts sagen kann.
Gibts denn Hoffnung für alle Türkisch
für Anfänger-Fans?
Konkrete Pläne gibt es momentan nicht.
Der Zeitpunkt wäre auch etwas ungünstig, da für eine Fortsetzung
jetzt schon recht viel Zeit ins Lang gegangen ist. Die Macher der
Serie haben ja auch gerade mit Fack ju Göhte einen enormen Erfolg an
Land gezogen, den sie in den nächsten Jahren auch weiter verfolgen
werden. Was uns gefallen würde, wäre eine Art Reunion im Stiel der
Gilmore Girls. Was mit den Figuren nach vielen Jahren passiert ist,
könnte sicherlich auch die Zuschauer interessieren.
Deutscher Film oder deutsches
Fernsehen. Welcher Branche geht es besser?
Mit Fack ju Göhte und Ähnlichem geht
es uns in der Kinowelt zur Zeit echt gut. Die Verkaufszahlen für
deutsche Filme stimmen. Ich finde aber auch, wir sind beim deutschen
Fernsehen auf einem richtig guten Weg. Gerade was die Miniserien und
historischen Mehrteiler, wie Unsere Mütter, unsere Väter, Tannbach,
Adlon, angeht, sieht man, dass das wir keine schlechten Serien
produzieren müssen, die nach einer Folge abgesetzt werden.
Wie stehst du zum Einsteigen der großen
Streamingplattformen ins Seriengeschäft?
Das ist meiner Meinung nach viel zu
spät geschehen. Meine Generation schaut kein Fernsehen mehr. Die
Finanzierungsmöglichkeiten sind auch, siehe Club der roten Bänder,
vielfältiger. Ich sehe da, auch für uns als Darsteller, in der
Zukunft viel Raum zur Verwirklichung. Die großen Sendeanstalten
müssen das Internet als größere Chance begreifen. Oliver Berben
hat das sehr gut erkannt, als er Ferdinand von Schirachs Verbrechen
zuerst online veröffentlichen ließ. Das hat den Einschaltquoten
keinen Abbruch getan, und auch die jüngere Generation hat das
ZDF-Programm wahrgenommen.
Wie können wir denn die filmfaulen
jungen Menschen dazu erziehen, wieder verstärkt ins Kino zu
gehen?
Ich finde, man muss das Kino wieder als
Erlebnis wahrnehmen. Es gibt ja für jeden Konsumenten auch das
Richtige. Wenn ich mir einen Film gehoben anschauen will, gehe ich in
ein Kino mit Ledersesseln und so. Und das Gemeinschaftsgefühl muss
beim Kinobesuch wieder mehr in den Vordergrund gebracht werden. In
einer Gruppe auszugehen und gemeinsam im Kino aus vollem Halse zu
lachen, ist einfach wunderschön.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen