Dienstag, 15. März 2016

Fußball, Raketen und Sperma



Der Spion und sein Bruder

Nach dem international enorm erfolgreichen Borat versuchte der britische Comedian und Schauspieler Sacha Baron Cohen mit zwei weiteren Filmen ähnlicher Prägung seinem Hit nachzueifern. Doch weder Brüno noch Der Diktator erreichten Qualität oder Beliebtheit der Kult-Mockumentary. In seinem neuen Werk Der Spion und sein Bruder pfeift Baron Cohen nun auf jegliche politische Note, ätzende Satire oder sonstige Erwähnung von Ernsthaftigkeit, fängt hochoktanig an und steigert sich anschließend noch in Sachen Absurdität und vollkommenem Wahnsinn. Der bewusst überflüssigen Story nach ist Der Spion und sein Bruder als Agentenfilm-Persiflage angelegt. Ein einfältiger Hooligan aus der Arbeiterklasse trifft auf seinen lang verschollenen Bruder, der sich als MI:6-Agent herausstellt. Fortan jagen die unterschiedlichen Geschwister auf geheimer Mission um die Welt. Der Film selbst nimmt sich des Plots niemals an, sondern fungiert nur als Vehikel um Mark Strong und Sacha Baron Cohen in abgedrehte und ekelhafte Szenerien zu schicken. Während das Zusammenspiel der Hauptfiguren überraschend gelungen ist, haben unter dieser Zentrierung vor allem die namhaften Nebendarsteller wie Rebel Wilson, Gabourey Sidibe (oscarnominiert für Precious), Barkadh Abdi (oscarnominiert für Captain Phillips, Penelope Cruz und Baron Cohens Ehefrau Isla Fisher zu leiden, die oftmals als bloße Stichwortgeber fungieren oder für einen Running-Gag geopfert werden. Dazu stimmt das Verhältnis zwischen 007-Parodie und zotiger Komödie nicht immer. Das Problem bei dieser Einschätzung ist allerdings, dass der Film auf wirklich alles pfeift und sich um Kategorien wie guten Geschmack nicht im Geringsten schert. Die Frage, ob eine riesige Bukkake-Szene im Inneren einer Elefanten-Gebärmutter (!) als Witz zu verstehen sein kann, wäre im Falle von Der Spion und sein Bruder nicht angemessen. Der Film liefert seine Gags mit einer großen Schlagzahl, erstaunlich viel Herz und vor allem, weil er es einfach kann. Bei einer Laufzeit von gerade 83 Minuten und einigen ziemlich spektakulären Actionsequenzen aus der Feder von Regissuer Louis Letterier (Transporter) bietet Der Spion und sein Bruder auch keinen Leerlauf, in dem der Zuschauer an sich und seiner Entscheidung über hemmungslos- infantile Scherze herzhaft zu lachen, zweifeln könnte. Wer sich also auf eine dreckige Filmfantasie einlassen kann, die dem Establishment den erhobenen Mittelfinger entgegenstreckt (im Film an sich durch Attacken gegen Donald Trump, Daniel Radcliffe und jegliche Minderheit präsentiert) und dazu noch hochwertig inszeniert ist, darf gerne einen Blick in Der Spion und sein Bruder riskieren.

6/10

Für Fans von: Ali G in da house, Austin Powers-Serie

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