Freitag, 11. März 2016

Daddy auf Abwegen



London has fallen

Vor drei Jahren spielte Olympus has fallen das Zweieinhalbfache seines Produktionsbudgets ein und wurde so im Schatten seines thematisch identischen, großen Bruders White House Down zum annehmbaren Überraschungserfolg. Den klassischen Hollywood-Regeln zur Folge erscheint nun mit London has fallen die Fortsetzung dieses Streifens. Lustigerweise wurde den Filmemachern ein kleineres Budget zur Verfügung gestellt, als noch für Olympus has fallen. Da der schwedisch-iranische Regisseur Babak Najafi in seinem ersten englischsprachigen Film aber getreu dem Motto Viel nützt viel gleich ganz London in Schutt und Asche legt und zudem noch auf den gleichen, überdimensionierten Cast wie sein Vorgänger zurückgreift, ist London has fallen in erster Linie eine optische Katastrophe geworden. Dieser Film beschäftigt sich mit einer Anschlagsserie in der britischen Hauptstadt, die während eines großen Staatsbegräbnisses vonstatten geht, als die wichtigsten Staatsoberhäupter der Welt versammelt sind. Mit Freude weidet sich der Streifen in den billigsten Klischees der entsprechenden Länder, wenn ihre Ministerpräsidenten, Kanzler und Staatschefs eingeführt werden. Ansonsten ist London has fallen ein wenig realitätsnaher angelegt als sein völlig abstruser Vorgänger, auch wenn mit diesem Kommentar vorsichtig umgegangen werden sollte. Zumindest gibt es den zweifelhaften, amerikanischen Krieg gegen den Terror mitsamt Drohnenangriffen und zahlreichen zivilen Opfern, auf den hier angespielt wird. Ähnlich wie in Olympus has fallen stehen in den 99 Minuten des aktuellen Kinofilms der amerikanische Präsident und sein Leibwächter im Mittelpunkt des Geschehens. Die größte Stärke eines Actionfilms sollten spektakuläre Szenen und waghalsige Stunts sein. Doch abgesehen von zwei mehrminütigen Oneshots gegen Ende des Films bietet London has fallen inszenatorisch gar nichts. Selten hat schlechteres und billigeres CGI die Kinoleinwand entstellt (Die another day und Die Mumie 2 sind vergleichbare Machwerke in dieser Hinsicht). Dazu wirken Kämpfe und Schusswechsel stets mickrig und schmutzig – London als Stadt bleibt komplett ungenutzt (aus finanziellen Gründen wurde ein beachtlicher Teil des Films in Bulgarien gedreht). Immerhin kann London has fallen mit seiner Kurzweiligkeit, einer gut aufgelegten Schauspielriege um Morgan Freeman, Melissa Leo (auch wenn sie nicht wirklich über einen Cameo-Auftritt hinaus kommt), Colin Selmon, Angela Bassett und Robert Forster sowie einem wirklich ordentlich harmonierenden Hauptgespann Gerard Butler und Aaron Eckhardt punkten. London has fallen ist somit kein Totalausfall, aber den Kinobesuch nur bedingt wert.

5/10

Für Fans von: Olympus has fallen, Strib langsam 4, 24 (Serie)

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