Montag, 7. März 2016

Interviews Zoomania Teil 4 - Byron Howard, Rich Moore, Clark Spencer

Regisseur Byron Howard hat als Teil des Animations-Teams bereits an Pocahontas oder Mulan gearbeitet. Nach Bolt und Rapunzel ist Zoomania seine dritte Regiearbeit.

Rich Moore machte sich als Regisseur von vilen Die Simpsons- und Futurama-Episoden einen Namen. Vor Zoomania hatte er bereits den Regisposten bei Ralph reichts inne. 

Der studierte Historiker Clark Specer ist seit 1993 bei Disney. Als Produzent zeigte er sich für Filme wie Lilo & Stich, Rapunzel, Bolt und Ralph reichts verantwortlich.



Wie seit ihr generell auf die Idee zu Zoomania gekommen?

Byron: Oftmals sitzen wir einfach zusammen und mit Glück komm jemand mit einer Idee um die Ecke und ein anderer baut darauf auf. Niemand in unserem Team kommt darauf zu sagen: Hey, das war meine Idee! Sowas entsteht dann häufig zufällig in einer Gruppe.
Clark: Und so probieren wir die grundsätzliche Story für einen Film auch aus. Wenn wir alle damit einverstanden sind, was vorgeschlagen wurde, dann gehts weiter.

Zu diesem Thema: Gab es denn Probleme mit Disneys Zensur in der Produktion von Zoomania?

Byron: Wir versuchten einen Film zu drehen, der sich an alle Menschen richtet. Deshalb kam eigentlich niemand auf die Idee, etwas zensieren zu müssen, zumal Disney gar kein eigenes Gremium für Zensur hat. Diese Grenzen auszuloten kam uns auch nicht in den Sinn. Die Witze im Film richten sich auch an sehr unterschiedliche Altersgruppen, daher mussten wir Erwachsene nicht mit übertrieben beleidigendem Humor ansprechen.
Rich: Wir wurden oft wegen der Nudisten-Szene angesprochen und wie wir mit Nacktheit in einem Disney-Film davongekommen sind. Der Trick, alle Tiere mit Kleidung auftreten zu lassen hat uns in der Sequenz glücklicherweise nur Lacher und keine Rückfragen beschert.

Wie hat sich eure wissenschaftliche Recherche zu den einzelnen Spezies im fertigen Film niedergeschlagen?

Byron: Wir hatten vor Drehbeginn das Gefühl uns mit jedem Teil der Geschichte auskennen zu müssen, bevor wir die Realisierung der Story angehen können. Daher haben wir verschiedene Naturreservate in den Vereinigten Staaten besucht. John Lasseter (Co-Produzent und Pixar-Chef, d. Red.) brachte uns dann dazu auch nach Afrika zu fliegen. Mit mehr als einem Dutzend Verantwortlichen sind wir dann nach Nairobi geflogen. Dort konnten wir ein unglaublich friedvolles Gefühl erleben, dass durch die Abwesenheit jeglicher menschlicher Spuren herrührte. Wir konnten Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum sehen, der sich Jahrtausende nicht verändert hat. Das miteinander aller Tierarten, die sich nicht unentwegt gegenseitig fressen wollten gab dann den Anstoß zur großen Stadt Zootropolis.
Rich: Unser Animationsteam hatte in Afrika auch die Chance 6 Monate lang die einzelnen Tiere zu studieren. Diese Beobachtungen haben uns dann enorm dabei geholfen die Tiere nicht vermenschlicht darzustellen. So haben wir zum Beispiel bewusst Elefanten im Film nur mit ihrem Rüssel als einzige Greifmöglichkeit gezeigt und nicht wie in anderen Animationen vorher mit unterstützenden Vorderfüßen. Denn reale Elefanten agieren auch nur mit ihrem Rüssel. Auch wenn das jetzt selbstverständlich klingt, ersetzt kein Experte oder keine Online-Recherche die persönliche Erfahrung.

Wie habt ihr entschieden, welche Tiere es in den fertigen Film schaffen? Wir vermissten etwa Vögel oder Insekten.

Rich: Wir haben domestizierte Tiere wie Katzen und Hunde ausgeklammert. Das galt für alle Tiere, die nicht zweifelsfrei als Jagd- oder Beutetiere eingestuft werden konnten. Denn das war der zentrale Punkt der Geschichte. 70 Tierarten waren es ja dennoch.

Clark, musstest du als Produzent Rich und Byron sonderlich überzeugen die Regie für Zoomania zu übernehmen?

Clark: Gemeinsam mit John Lasseter entwickelte ich die Idee eines Films über sprechende Tiere in einer menschenähnlichen Umgebung. Und John wollte diesen Vorschlag sofort umsetzen. Ursprünglich war Zoomania als Agentenfilm geplant der in einer Welt spielt, in der ein Mensch die von Tieren bevölkerte Welt infiltriert. Als wir uns dann an verschiedene Regisseure wandten, kamen Rich und Byron mit der Idee ums Haus, den Agentenaspekt fallen zu lassen und uns ausschließlich auf die Tiere zu fokussieren. Mit gefiel dies wirklich gut – und so kamen die beiden an Bord.
Rich: Was mich an diesem Prozess immer wieder begeistert hat, waren die vielen Einflüsse und Vorschläge so vieler Menschen. Ich musste mich immer wieder bremsen und sagen: diese Idee von dir schafft es wahrscheinlich nicht in den finalen Film, ist aber ein kleines Stück auf dem großen Weg.

Zoomania ist ja zu einem beachtlichen Teil auch ein Buddy-Movie. Gab es spezielle Leinwandpaare in der Vergangenheit, die euch inspirierten?

Rich: Auf jeden Fall der Klassiker Der dünne Mann, die 80s-Serie Moonlight mit Bruce Willis, 48 Stunden und sicherlich auch Beverly Hills Cop, der zwar weniger ein Buddy-Movie ist, aber genau das Gefühl vermittelt, das wir auch mit Zoomania erzeugen wollten.
Byron: Generell haben wir viele Frank Capra-Filme als Inspiration gesehen. Judy ist ein sehr capraesker Charakter geworden. Dank ihres reinen Herzens ist sie eine ideale Heldin. Und der Film beschäftigt sich damit, dieses Herz Belastungen auszusetzen, um zu sehen, ob es diesen standhält. Das ist das typische Capra-Motiv. Auch wenn es vielleicht etwas naiv ist – man hofft immer, dass diese Reinheit überlebt.

Zum großen Disney- und Pixar-Team gehört auch Michael Giacchino, der die Filmmusik für Zoomania schrieb und bereits für Oben einen Oscar gewann. Was hat er denn, außer der Musik natürlich, zur Entstehung des Films beigetragen?

Rich: Er hat einen völlig verdrehten Sinn für Humor. Nach einer wirklich langwierigen Produktion mit so einem freundlichen Menschen an der Musik zu arbeiten, war eine enorme Wohltat. Er lud uns in sein Haus ein – der absolute Nerd-Traum. Überall standen Spielfiguren aus seinen Lieblingsfilmen, die er schon als Kind gesammelt hat. Wir konnten dort mit ihm die Musik schreiben und er gab dir das Gefühl, ein Leben lang dein Freund gewesen zu sein. Einen besseren Teamworker konnten wir uns nicht vorstellen.
Byron: Das tolle an Michael war, wie schnell er einen Zugang zum Film gefunden hatte. Wir wurden darauf vorbereitet, dass es vielleicht nichts mit Zoomania anfangen kann und wir uns einen anderen Komponisten suchen müssten. Und wir haben ihm den Film gezeigt und wirklich tief gehofft, dass er ihn mag. Und wir hatten Glück: Michael schrieb eine 8minütige Suite, die nichts mit dem Film zu tun haben sollte, sondern nur sein gegenwärtiges Gefühl über Zoomania ausdrückte. Wir waren sofort von seiner Arbeit angetan. Doch dann steigerte er sich noch einmal, um den eigentlichen Soundtrack zu schreiben. Michael brachte auch Bernie Dresel ins Team, der Drummer der die Schlagzeugparts für Whiplash eingespielt hatte. Ihm verdanken wir das großartige Dschungelgefühl des Films, für das er ausschließlich auf Waschtrommeln und Ölfässern spielte.

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