Eddie the
Eagle
Die
Olympischen Winterspiele 1988 in Calgary brachten viele Helden und
Legenden hervor. Katharina Witt wurde zur dominierenden
Eiskunstläuferin ihrer Generation, das jamaikanische Viererbob-Team
sorgte für Aufmerksamkeit (ebenfalls verfilmt in Cool Runnings aus
1993) und der „Fliegende Finne“ Matti Nykänen gewann sämtliche
Skisprungwettkämpfe. In eben dieser Sportart fand sich aber unter
den Olympioniken die wohl außergewöhnlichste und schillerndste
Persönlichkeit, die Winterspiele jemals an die Oberfläche
brachten. Michael Edwards, genannt Eddie, konnte sich als erster
Brite seit 1924 für die Skisprung-Wettbewerbe qualifizieren. Seine
ergreifende Lebensgeschichte, die der gelernte Maurer stets mit dem
Ziel formulierte Olympionike zu werden, erzählt nun Eddie the
Eagle. Edwards war schon wegen seiner körperlichen Erscheinung nur
bedingt zum Sportler geboren. Er kämpfte in seiner Jugend mit
extremer Weitsichtigkeit, Übergewicht und kaputten Knien. So wurde
sein unbeholfenes Auftreten ebenfalls zum Markenzeichen. Mit Taron
Egerton fand man schließlich einen Hauptdarsteller, der trotz
scheinbar entgegengesetzter Körperlichkeit einen großartigen
Michael Edwards abgibt. Jede typische Bewegung und seltsame Mimik
sitzt, der sportlich gebaute Kingsman-Darsteller ist kaum
wiederzuerkennen und verschwindet komplett hinter seiner Filmfigur.
In der zweiten Hauptrolle kann Hugh Jackman als Eddies Trainer Peary
Bronson überzeugen. Der Australier gibt mit all seiner Routine und
Starpower zusammen mit Egerton ein hervorragendes Gespann ab. Die
meisten weiteren Figuren hingegen kranken leider an einem sehr
durchschnittlichen Skript. Sowohl Edwards Eltern, als auch die
konkurrierenden Skispringer, die Eddie für eine Beleidigung ihres
Sports halten, sind ähnlich den britischen Olympia-Verantwortlichen
sehr klischeebehaftet und eindimensional gezeichnet wurden. Eddie
the Eagle schmückt sich als klassisches Bio-Pic natürlich mit dem
Siegel 'based on a true story'. Doch die Filmemacher (unter anderem
mit Kingsman-Regisseur Matthew Vaughn als ausführendem Produzenten)
rund um den Briten Dexter Fletcher nehmen sich doch einige
künstlerische Freiheiten, um das Geschehen auf der Leinwand zu
dramatisieren. Vor allem Hugh Jackmans Figur und dessen
Hintergrundgeschichte, die dramaturgisch einen hohen Stellenwert im
Film einnimmt, sind frei erfunden. Auch die resolute Herbergsmutter
Petra kann nur dem Gehirn eines Drehbuchschreibers entsprungen sein.
Immerhin bieten diese beiden Beispiele Möglichkeiten für nette
Cast-Aufwertungen. So konnte das Studio Babelsberg, das gleichzeitig
als Produktionsfirma, sowie als Drehort für Eddie the Eagle
fungierte, Iris Berben mit der größten weiblichen Rolle besetzen,
während Christopher Walken einen Cameo-Auftritt in der Nebenstory
um Peary Bronson hat. Dazu darf auch die englische Schauspiellegende
Jim Broadbent noch einen Gastauftritt absolvieren. Das größte Plus
von Eddie the Eagle ist jedoch zweifellos die Stimmung, die dieser
Film verbreitet. Nie wurde der olympische Gedanke wirksamer auf
Zelluloid gebannt, selten wurde der Begriff des Feel-Good-Movies so
sehr mit Wahrhaftigkeit gefüllt. Denn auch wenn man am Ende der 105
Minuten Laufzeit weiß, dass Eddie the Eagle Potential für einen
wirklich außerordentlich großartigen Film gehabt hätte, so fühlt
man sich ob der Lebensgeschichte von Michael Edwards einfach nur
gut.
7/10
Für Fans von:
Cool Runnings, Billy Elliot – I will Dance, Rocky
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