Donnerstag, 28. April 2016

Geteilt ist doppelt schön




The First Avenger: Civil War

Die Ankündigungen, welcher Held der Avengers in The First Avenger: Civil War (aus Gründen der Logik und aus Protest gegen den deutschen Verleihtitel im Folgenden Captain America 3 genannt) einen Auftritt bekommen wird und welche Figuren neu eingeführt werden sollen, ließen Vorsicht walten. Bekommen wir tatsächlich noch einen Film der die spannende Geschichte aus Captain America 2: The Winter Soldier sinnvoll fortführt? Oder bewahrheiten sich die Unkenrufe, die den 13. Film des Marvel Cinematic Universe (MCU) als Avengers 2.5 abtaten? Das schöne ist: Der Film ist sowohl ein gigantisches Ensemblestück, als auch gelungene Fortsetzung der Geschichte um Steve Rogers und Bucky Barnes. Um es vorwegzunehmen: Captain America 3 richtet sich ausnahmslos an getreue Fans des MCU. Selbst wer nicht alle bisherigen Filme der Comicschmiede kennt, sollte zumindest die Avengers-Streifen und bisherigen Solo-Abenteuer des Patrioten mit dem Schild gesehen haben, um der Handlung folgen zu können. Diese entzweit die Avengers diesmal in der Frage, ob nach den Ereignissen in Avengers: Age of Ultron und Captain America: The Winter Soldier, eine UN geleitete Kommission die Einsätze der Superheldengruppe überwachen soll. In stattlichen, aber kurzweiligen 147 Minuten Laufzeit werden wir so Zeuge von Lagerbildungen, die so nicht zu erwarten gewesen wären, jedoch allesamt auf einem soliden inhaltlichen Fundament stehen. Überhaupt ist die zwischenmenschliche Komponente die größte Stärke des Streifens, zumal eine Steigerung hinsichtlich Bombast auch kaum möglich gewesen wäre, ohne noch lächerlicher zu wirken, als dies bereits im Finale von Avengers 2 der Fall war. An dieser Stelle sei bereits auf den großartigen Endkampf in Captain America 3 hingewiesen, der fast schon ruhig und intim daherkommt und großen Einfluss auf die perfekte Inszenatorische Balance des Films hat. Zuvor jedoch kommt es nach eineinhalb Stunden menschlicher und politischer Verwicklungen zum schon in den Trailern angerissenen Quasi-Showdown zwischen nahezu allen Avengers-Mitgliedern (lediglich Hulk und Thor haben hier keinen Auftritt). In diesem phänomenalen Fight, der am Leipziger Flughafen entstand und dort auch spielt, zahlt sich die gute Vorarbeit des Films auf emotionaler Ebene aus. Denn nicht nur ist Optik und Verlauf der epischen Schlacht enorm unterhaltsam, die übermittelte Tiefe aus den einzelnen Entscheidungen der Figuren im Vorfeld kommt im großen Clash auch vollends zum Tragen. So sehen wir die großartigen Vision und Scarlet Witch, die mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten und ihrer kybernetischen Existenz hadern und dennoch (oder gerade deswegen) die moralische Instanz des Filmes innehaben und den zentralen Kampf um Überwachung, den Iron Man und Captain America selbst austragen und deren Argumente der Zuschauer beidseitig konsequent nachvollziehen kann. Dazu können wir uns an amüsanten Gastauftritten von Hawkeye und Ant-Man erfreuen. Besonderes Lob verdienen auch noch die Neuzugänge im Avengers-Team Black Panther, auf dessen Solo-Film im Jahr 2018 hingearbeitet wird und Spiderman, der bereits im kommenden Jahr einen eigenen Film im MCU spendiert bekommt. Ersterer ist für die Plotentwicklung essentiell, Zweiterer für den Unterhaltungsfaktor. Fakt ist in jedem Fall: Marvel hält seine Fans so bei der Stange. Die Probleme in Captain America 3 möchte ich allerdings nicht verschweigen. Zuerst eine kleinen Randnotiz: Verschiedene Städte und Länder stehen in internationalen Produktionen immer wieder Pate für eigentliche Spielorte, an denen aus verschiedensten Gründen nicht gedreht werden konnte. Daher möchte ich dem Film dies nicht vorwerfen. Dennoch ist es etwas seltsam anzusehen, wenn eine mit deutschen Polizisten und deutschen Autos gefilmte Verfolgungsjagd im Berliner ICC Bukarest darstellen soll. Doch zur eigentlichen großen Schwäche des Films. Leider bewahrheitet sich erneut, dass es im MCU bisher keinen interessanten Antagonisten außer Loki gibt. Trotz aller Freude über das Casting von Daniel Brühl als Baron Zemo, fungiert dieser doch nur als unnötiger Stein des Anstoßes und wird mit einem unglaubwürdigen und uninspirierten Plot in den Film gequetscht. Die weiterhin schön mysteriöse Figur des Winter Soldiers Bucky Barnes hätte daher völlig gereicht, um Team Cap und Team Iron Man aufeinander zu hetzen. Des Weiteren ist Superstar Martin Freeman in seiner Rolle als Agent der Strafverfolgungsbehörden komplett verschenkt. Der restliche Cast hingegen begeistert uneingeschränkt. Besonders Elisabeth Olson als Scarlet Witch und Paul Bettany als Vision, der auch unter seinem brillant animierten Anzug noch schauspielerische Tiefe erkennen lässt, haben mich positiv überrascht. Die Inszenierung ist in Captain America 3 auf gewohnt fehlerlosem Niveau. Die Actionsequenzen werden sehr dynamisch aber übersichtlich auf die Leinwand gebracht und erinnern auch in ihrer gesunden Härte an die Bourne-Trilogie oder die jüngeren James Bond-Filme. Somit gilt abschließend festzuhalten, dass die Russo-Brüder nach Captain America: Winter Soldier auch in ihrer zweiten Regiearbeit im MCU Großes ablieferten und somit die perfekte Wahl für das gigantische Franchise-Finale Avengers: Infinity War 1 und 2 in den Jahren 2018/19 sind. 

8/10

Für Fans von: Allen MCU-Filmen, The Dark Knight

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