Samstag, 9. April 2016

Der Parkplatzwächter von der Eisenbahn




Ein Mann namens Ove

Ein einsamer, grantiger Mann findet durch einen Blick über den Tellerrand Wege der Aussöhnung und letzten Endes zu sich selbst – die klassische Geschichte schwarzhumoriger Tragikomödien. Auch Ein Mann namens Ove arbeitet sich an den altbekannten Vorgaben dieser Storyline ab, die dank toller Darsteller und trockener und dennoch herzlicher Dialoge dennoch gut unterhalten. Der titelgebende Ove ist nach dem Tod seiner Frau und der eigenen Pensionierung des Lebens überdrüssig. Doch seine Suizidversuche werden stets unterbrochen. Meist sind nervende Nachbarn der Grund dafür – mit denen steht der selbsternannte Vorstadtwächter Ove ohnehin auf Kriegsfuß. Als eine junge persische Frau mit ihrer Familie in diese scheinbare Idylle platzt, bedingt der kauzige alte Mann seine Entscheidung zu überdenken. Eine so herkömmliche Ausgangssituation benötigt engagierte Mitwirkende, um ein überdurchschnittlicher Film zu werden. Bei Ein Mann namens Ove ist dies glücklicherweise der Fall. An vorderster Front begeistert Rolf Lassgård (hierzulande als Wallander berühmt geworden) als herrlich grantiger aber liebenswerter Einzelgänger. Er trifft genau den richtigen Ton um sowohl Parodie auf die typische Vorstadthölle als auch emotionales Zentrum der herzerwärmenden Geschichte zu sein. Zweiter Aspekt gewinnt mit zunehmender Spieldauer am Bedeutung, wenn äußerst stimmig in den Film integriert die Liebesgeschichte von Ove und seiner Frau Sonja mittels Rückblenden erzählt wird. Den schwarzen Humor der ersten halben Stunde kann der Streifen nicht beibehalten, durch einen sehr augenzwinkerndem Score und perfekt durchkomponierte Bilder macht Ein Mann namens Ove allerdings auch weiterhin Freude. Glücklicherweise bleibt der Film dem trockenen Humor seiner schwedischen Heimat treu. Doch auch die leiseren Töne, die sich hauptsächlich mit Trauerverarbeitung und dem Gebraucht werden beschäftigen, wirken durch die tolle Arbeit des Casts nicht fremd. Mit 117 Minuten wirkt Ein Mann namens Ove auf dem Papier recht ausgedehnt, doch gerade in der zweiten Hälfte des Films werden einige Nebenhandlungen recht hektisch abgefrühstückt und nicht auserzählt. Dem Ensemble hätte man auch noch etwas länger zugeschaut. So verdanken wir Hannes Holms fünfter Regiearbeit Ein Mann namens Ove schön anzuschauende und erheiternde Unterhaltung mit leichten tonalen Ungereimtheiten. 

7/10

Für Fans von: Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit, St. Vincent

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