Montag, 4. April 2016

Hoch auf dem braunen Wagen




Der schwarze Nazi

Sikumoya Mumandi hat es als Kenianer in Deutschland nicht einfach. Trotz seines großen Integrationswillens, seiner einheimischen Freundin und seiner bemerkenswerten Sprachkenntnisse wird er zur Zielscheibe rechtsextremer Gangs und lässt sich von Einwanderungsbefürwortern instrumentalisieren. Denn sein eigentliches Ziel, wie in seiner afrikanischen Heimat als Lehrer zu arbeiten, wird ihm verweigert. Sikumoya versucht nun deutscher Staatsbürger zu werden. Dieser Ausgangssituation folgt in Der schwarze Nazi eine groteske und schwarzhumorige Geschichte, in der Sikumoya nach einer Kopfverletzung den dumpfen Parolen der fiktiven Nationalen Patrioten Ost (NPO) anheim fällt, deren Mitglieder auf ihr wahres Deutsch sein prüft und sie letzten Endes rechts überholt. So entstehen die zweifellos witzigsten Szenen des Films in der Konfrontation fremdenfeindlicher Populisten mit altem, deutschen Kulturgut, wie etwa Goethes Osterspaziergang oder Franz Schuberts Am Brunnen vor dem Tore. Solche Szenen zeugen von einigen guten Regieeinfällen in Der Schwarze Nazi. Doch im Gesamten wirkt der Streifen recht uneinheitlich. Die für Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt verantwortlichen Brüder Karl-Friedrich und Tilman König präsentieren ihr Kinodebüt eher als lose Abfolge absurder Szenen und unwahrscheinlicher Konfrontationen. Die eigentliche Handlung wird dabei oft vernachlässigt, die unterdurchschnittliche technische Umsetzung des Films und der auffällig uninspirierte Schnitt sorgen zusätzlich für den Eindruck einer Sketchrevue, die in das Korsett eines Kinofilms gepresst wurde. Dazu kommen zur offen linken Einstellung der Verantwortlichen (die König-Brüder sind Söhne des umstrittenen Jenaer Jugendpfarrers Lothar König) teilweise äußerst platte Gags über die statische Arbeit der deutschen Ämter und das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen, die den lobenswerten politischen Ansatz konterkarieren. Trotz seiner fehlenden inhaltlichen Balance und der geringen Schauwerte (bei einem Budget von etwa 60.000 € nachvollziehbar) ist Der schwarze Nazi ein unterhaltsamer Film geworden. Die Laufzeit von 105 Minuten geriet erfreulich kurzweilig, die meisten Gags zünden und legen im Idealfall auch den Finger in die richtigen Wunden. Gelungen ist ebenfalls die musikalische Gestaltung des Films durch das Klangkollektiv Sciencemusic, die sich durch eine spannende Mischung aus stampfenden Industrialbeats und einer Persiflage auf deutsche Volkslieder sowie -musik auszeichnet. Abschließend kann man Karl-Friedrich und Tilman König ihr Engagement und ihre vielfältigen Ambitionen zugutehalten, einen wirkliche guten Film haben die beiden aber dennoch nicht geschaffen.

5/10

Für Fans von: Heil, Schtonk!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen