Der schwarze
Nazi
Sikumoya
Mumandi hat es als Kenianer in Deutschland nicht einfach. Trotz
seines großen Integrationswillens, seiner einheimischen Freundin
und seiner bemerkenswerten Sprachkenntnisse wird er zur Zielscheibe
rechtsextremer Gangs und lässt sich von Einwanderungsbefürwortern
instrumentalisieren. Denn sein eigentliches Ziel, wie in seiner
afrikanischen Heimat als Lehrer zu arbeiten, wird ihm verweigert.
Sikumoya versucht nun deutscher Staatsbürger zu werden. Dieser
Ausgangssituation folgt in Der schwarze Nazi eine groteske und
schwarzhumorige Geschichte, in der Sikumoya nach einer Kopfverletzung
den dumpfen Parolen der fiktiven Nationalen Patrioten Ost (NPO)
anheim fällt, deren Mitglieder auf ihr wahres Deutsch sein prüft
und sie letzten Endes rechts überholt. So entstehen die zweifellos
witzigsten Szenen des Films in der Konfrontation fremdenfeindlicher
Populisten mit altem, deutschen Kulturgut, wie etwa Goethes
Osterspaziergang oder Franz Schuberts Am Brunnen vor dem Tore.
Solche Szenen zeugen von einigen guten Regieeinfällen in Der
Schwarze Nazi. Doch im Gesamten wirkt der Streifen recht
uneinheitlich. Die für Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt
verantwortlichen Brüder Karl-Friedrich und Tilman König
präsentieren ihr Kinodebüt eher als lose Abfolge absurder Szenen
und unwahrscheinlicher Konfrontationen. Die eigentliche Handlung
wird dabei oft vernachlässigt, die unterdurchschnittliche
technische Umsetzung des Films und der auffällig uninspirierte
Schnitt sorgen zusätzlich für den Eindruck einer Sketchrevue, die
in das Korsett eines Kinofilms gepresst wurde. Dazu kommen zur offen
linken Einstellung der Verantwortlichen (die König-Brüder sind
Söhne des umstrittenen Jenaer Jugendpfarrers Lothar König)
teilweise äußerst platte Gags über die statische Arbeit der
deutschen Ämter und das Verhältnis von Ost- und Westdeutschen, die
den lobenswerten politischen Ansatz konterkarieren. Trotz seiner
fehlenden inhaltlichen Balance und der geringen Schauwerte (bei
einem Budget von etwa 60.000 € nachvollziehbar) ist Der schwarze
Nazi ein unterhaltsamer Film geworden. Die Laufzeit von 105 Minuten
geriet erfreulich kurzweilig, die meisten Gags zünden und legen im
Idealfall auch den Finger in die richtigen Wunden. Gelungen ist
ebenfalls die musikalische Gestaltung des Films durch das
Klangkollektiv Sciencemusic, die sich durch eine spannende Mischung
aus stampfenden Industrialbeats und einer Persiflage auf deutsche
Volkslieder sowie -musik auszeichnet. Abschließend kann man
Karl-Friedrich und Tilman König ihr Engagement und ihre
vielfältigen Ambitionen zugutehalten, einen wirkliche guten Film
haben die beiden aber dennoch nicht geschaffen.
5/10
Für Fans von:
Heil, Schtonk!
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