Donnerstag, 14. April 2016

Probiers mal mit Ernsthaftigkeit




The Jungle Book

Das Dschungelbuch von 1967 ist auch fast 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch der erfolgreichste Kinofilm, der je in Deutschland zu sehen war. Über 27 Millionen Menschen sahen Disneys famose Adaption von Rudyard Kiplings 1894 erschienenen Romans. Iron Man-Regisseur Jon Favreau nahm sich nun des Stoffes an und bringt mit The Jungle Book eine technisch brilliante und düstere Version des Klassikers in die Kinos. An den legendären Figuren und dem thematischen Grundgerüst ändert Favreau nichts, Details und Charakterentwicklungen hingegen werden sicherlich für einige Überraschungen sorgen. An dieser Stelle sollen diese aber noch verborgen bleiben. Der sicherlich spannendste und auffälligste Aspekt in The Jungle Book ist dessen bahnbrechende Optik. Fast dokumentarisch oder fotorealistisch mutet der Dschungel aus 2016 an. Die Details an Tieren und Pflanzen sind atemberaubend, die komplette Erschaffung der Welt am Computer nahezu unbegreiflich, das 3D ein echter Mehrwert in puncto purer Kinomagie. Neel Sethi, der mit Mowgli die einzig reale Figur im Film spielt, wird perfekt in das animierte Geschehen integriert und geriet nie zur optischen Ausnahme. Dazu ließ Favreau komplette Dschungel- Sets nachbauen, den jungen New Yorker mit Puppenspielern drehen und verzichtete weitestgehend auf Motion-Capturing. Das Resultat ist auf der gesamten audiovisuellen Ebene schlicht umwerfend. Thematisch geht es in The Jungle Book allerdings weitaus finsterer zu, als im märchenhaften Original. Viele Songs weichen einem bedrohlichen Score, lediglich The bear necesseties (Probiers mal mit Gemütlichkeit) und King Louies I wanna be like you werden in einer deutlich pessimistischeren Version im fertigen Streifen dargeboten. Generell ist die Charakterisierung der handelnden Tiere viel ausgereifter, aber auch bedrückender geworden. Für diesen sehr plausibel entwickelten Aspekt nimmt sich The Jungle Book mit seinen 106 Minuten Laufzeit auch angenehm viel Zeit. Dem zweiten großen Pluspunkt des Films sei der Tipp vorangestellt, The Jungle Book unbedingt im englischen Original zu sehen. Denn die Arbeit der Original-Synchronsprecher gehört zu den besten aller Zeiten. Das Who-is-Who der für stimmliche Besonderheiten berühmten Schauspieler tritt hier auf. Neben Christopher Walken als King Louie, Lupita Nyong'o und Breaking Bad-Star Giancarlo Esposito als Mowglis Eltern und Sir Ben Kingsley als Baghira, bleiben vor allem Idris Elba als Shir Khan und Bill Murray als Balu mit ihrer genialen stimmlichen Verkörperung nachhaltig im Gedächtnis. Jon Favreau selbst und Kultregisseur Sam Raimi haben überdies kleine Nebenrollen eingesprochen, Scarlett Johannson übernahm die Synchronisierung der Schlange Kaa. Ein Hinweis noch zum Schluss: Die Freigabe ab 6 Jahren, die The Jungle Book von der FSK erhielt, halte ich für deutlich zu niedrig. Für Kinder im Grundschulalter geht es doch verhältnismäßig gewalttätig und dunkel zur Sache. Generell wird The Jungle Book aber in allen Generationen, sei es bei den Fans des Original-Streifens, oder bei Neulingen in der Materie, Begeisterung hervorrufen können. 

9/10

Für Fans von: Das Dschungelbuch, Life of Pi

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