The Jungle
Book
Das
Dschungelbuch von 1967 ist auch fast 50 Jahre nach seiner
Veröffentlichung noch der erfolgreichste Kinofilm, der je in
Deutschland zu sehen war. Über 27 Millionen Menschen sahen Disneys
famose Adaption von Rudyard Kiplings 1894 erschienenen Romans. Iron
Man-Regisseur Jon Favreau nahm sich nun des Stoffes an und bringt
mit The Jungle Book eine technisch brilliante und düstere Version
des Klassikers in die Kinos. An den legendären Figuren und dem
thematischen Grundgerüst ändert Favreau nichts, Details und
Charakterentwicklungen hingegen werden sicherlich für einige
Überraschungen sorgen. An dieser Stelle sollen diese aber noch
verborgen bleiben. Der sicherlich spannendste und auffälligste
Aspekt in The Jungle Book ist dessen bahnbrechende Optik. Fast
dokumentarisch oder fotorealistisch mutet der Dschungel aus 2016 an.
Die Details an Tieren und Pflanzen sind atemberaubend, die komplette
Erschaffung der Welt am Computer nahezu unbegreiflich, das 3D ein
echter Mehrwert in puncto purer Kinomagie. Neel Sethi, der mit
Mowgli die einzig reale Figur im Film spielt, wird perfekt in das
animierte Geschehen integriert und geriet nie zur optischen
Ausnahme. Dazu ließ Favreau komplette Dschungel- Sets nachbauen, den
jungen New Yorker mit Puppenspielern drehen und verzichtete
weitestgehend auf Motion-Capturing. Das Resultat ist auf der
gesamten audiovisuellen Ebene schlicht umwerfend. Thematisch geht es
in The Jungle Book allerdings weitaus finsterer zu, als im
märchenhaften Original. Viele Songs weichen einem bedrohlichen
Score, lediglich The bear necesseties (Probiers mal mit
Gemütlichkeit) und King Louies I wanna be like you werden in einer
deutlich pessimistischeren Version im fertigen Streifen dargeboten.
Generell ist die Charakterisierung der handelnden Tiere viel
ausgereifter, aber auch bedrückender geworden. Für diesen sehr
plausibel entwickelten Aspekt nimmt sich The Jungle Book mit seinen
106 Minuten Laufzeit auch angenehm viel Zeit. Dem zweiten großen
Pluspunkt des Films sei der Tipp vorangestellt, The Jungle Book
unbedingt im englischen Original zu sehen. Denn die Arbeit der
Original-Synchronsprecher gehört zu den besten aller Zeiten. Das
Who-is-Who der für stimmliche Besonderheiten berühmten
Schauspieler tritt hier auf. Neben Christopher Walken als King
Louie, Lupita Nyong'o und Breaking Bad-Star Giancarlo Esposito als
Mowglis Eltern und Sir Ben Kingsley als Baghira, bleiben vor allem
Idris Elba als Shir Khan und Bill Murray als Balu mit ihrer genialen
stimmlichen Verkörperung nachhaltig im Gedächtnis. Jon Favreau
selbst und Kultregisseur Sam Raimi haben überdies kleine
Nebenrollen eingesprochen, Scarlett
Johannson übernahm die Synchronisierung der Schlange Kaa. Ein Hinweis noch zum Schluss: Die
Freigabe ab 6 Jahren, die The Jungle Book von der FSK erhielt, halte
ich für deutlich zu niedrig. Für Kinder im Grundschulalter geht es
doch verhältnismäßig gewalttätig und dunkel zur Sache. Generell
wird The Jungle Book aber in allen Generationen, sei es bei den Fans
des Original-Streifens, oder bei Neulingen in der Materie,
Begeisterung hervorrufen können.
9/10
Für Fans von:
Das Dschungelbuch, Life of Pi
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