Ein Hologramm
für den König
Nach eigener
Aussage könnte sich Tom Hanks vorstellen, in Berlin eine zweite
Heimat sein Eigen zu nennen. In den letzten vier Jahren sorgte der
Ausnahmeschauspieler mit den Dreharbeiten zu Cloud Atlas, Bridge of
Spies und jetzt Ein Hologramm für den König für viel mediale
Aufmerksamkeit, die den zur Zeit ohnehin so populären Filmstandort
Deutschland weiter in den Fokus vieler internationaler Filmemacher
rückte. Doch wer nun erwartet, dass die hier vorliegende
Culture-Clash-Komödie einzig und allein eine Huldigung des
zweifachen Oscargewinners ist, liegt glücklicherweise falsch. Denn
trotz der Tatsache, dass Ein Hologramm für den König den
Schwerpunkt auf Hanks Figur legt, verdanken wir den diesen
unterhaltsamen und gleichzeitig sehr erwachsenen Film zum Großteil
der leichtfüßigen Arbeit von Regielegende Tom Tykwer. Ein
Hologramm für den König folgt dem alternden und erfolglosen
Verkäufer Alan Clay, der sich an seinen perspektivisch letzten
Strohhalm klammert: Den Verkauf eines neuartigen
IT-Kommunikationssystems an die Königsfamilie in Saudi-Arabien.
Tykwer taucht in seiner zweiten Arbeit mit Hauptdarsteller Tom Hanks
tief in die schizophrene kulturelle Welt des Nahen Ostens ein. Mit
traumhaft schönen Bildern von Stammkameramann Frank Griebe
erforscht er zugleich Rückständigkeit der Gesellschaft in Bezug
auf die Staatsreligion und zugleich den unerschütterlichen
Fortschrittsglauben in der hochtechnisierten Welt des Wüstenstaates.
Die ohnehin schon recht minimalistische Handlung des Streifens, die
sich im Verlauf der 98 Minuten Laufzeit hauptsächlich auf das
Warten auf den saudischen König beschränkt, wird somit schnell zur
Nebensache. Die Reise des glücklosen Clays hin zu neuen Horizonten
und zu innerer Einkehr ist das eigentlich bestimmende Thema des
Films. Glücklicherweise entschied sich Tykwer keinen spezifisch
politischen Film zu drehen, sondern lässt Konflikte auf rein
kultureller und menschlicher Ebene ablaufen. Dies entspricht der
einfühlsam- gelösten Stimmung des Films besonders, zumal das
Drehbuch, nach der weltweit erfolgreichen Romanvorlage von Dave
Eggers, äußerst humorvoll und unberechenbar und die
Charakterisierung Clays stets puzzleartig und ebenso überraschend
gelang. Damit bleibt eine gewisse Grundspannung gewahrt, die den
Zuschauer bei der Sache hält. So sucht Ein Hologramm für den König
Antworten auf die universelle Suche nach dem Glück, ist zugleich
Schelmenstück und aufklärerischer Kulturfilm, Liebesgeschichte und
stille Meditation über die relevanten Dinge im Leben. Dank toller
Nebendarsteller und der großartigen Arbeit der Set-Designer und
Soundleute, die die thematisierten Kontraste des Streifens präzise
audiovisuell umsetzen, ist Ein Hologramm für einen König als Film
ebenso vielfältig genießbar, wie seine Message richtig ist.
8/10
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