Donnerstag, 23. Juli 2015

Großer Held ganz klein



Ant-Man

Zweifellos sind es die Avengers, die im Marvel Cinematic Universe (MCU) über allem stehen. Die Solofilme der einzelnen Superhelden gipfelten bislang stets in den Crossover- Weken von Iron Man, Hulk und co. Querverweise innerhalb der Streifen woben ein starkes Band, das Fans des Franchises die Wartezeit zum nächsten Abenteuer ihres Lieblingshelden verkürzte und schließlich wurde mit Beendigung der Phase 1 des MCU (Avengers, 2011) eine filmübergreifende Story etabliert. Doch schon im vergangenen Jahr stahlen die Helden aus der zweiten Reihe mit Guardians of the Galaxy S.H.I.E.L.D. die Show. Und auch wenn erst vor zwei Monaten der von Kritikern und Fans gleichsam gefeierte Avengers: Age of Ultron die Kinokassen stürmte, würde es mich nicht wundern, wenn Ant-Man als überzeugender Gegenentwurf zum selbstironischen Bombastkino rund um Captain America und Hawkeye nachhaltiger im Gedächtnis der Kinozuschauer bleibt. Die Geschichte des Profidiebs Scott Lang, der mit Hilfe des Wissenschaftlers Dr. Pym und dessen Tochter zum Kämpfer in Ameisengröße wird, ist von einer phantasievollen Unbeschwertheit geprägt, die den bisherigen Marvel-Filmen oftmals gefehlt hat. Zwar erzählt Regisseur Peyton Reed, der bisher hauptsächlich im amerikanischen Fernsehen in Erscheinung trat, eine klassische Origin-Story und kämpft folgerichtig auch mit deren Problemen, doch mit jeder Menge Leichtigkeit und tollen Figuren hält er den Zuschauer über die gesamten 115 Minuten bestens bei der Stange. Besonders Rom-Com Darsteller Paul Rudd und Altmeister Michael Douglas geben in den Hauptrollen ein großartiges Gespann ab. Während Der Hobbit- Amazone Evangeline Lilly als zentrale weibliche Protagonisten noch ziemlich blass bleibt (durch eine der beiden(!) Post-Credit-Scenes sollte sie jedoch auch in Zukunft ein Wörtchen im MCU mitzureden haben), sind die Nebenrollen mit zahlreichen bekannten Gesichtern Hollywoods aufstrebender Stars gespickt. So dürfen wir uns unter anderem über die Serienschauspieler Bobby Cannavale (Boardwalk Empire), Judy Grier (How I met your mother, The Big Bang Theory, Two and a half man) und Corey Stoll (House of Cards) freuen. Optisch geht Ant-Man einen gewaltigen Schritt in die richtige Richtung. Glücklicherweise erkannte Marvel die Zeichen der Zeit und versuchte einen Helden aus der zweiten Reihe nicht mit zunehmend erdrückendem Action-Overkill zu inszenieren. Stattdessen werden Ant-Mans Fähigkeiten erstaunlich innovativ eingesetzt und geben dem Film zusätzlich einen schönen Heist-Movie-Einschlag. Das Leben zwischen Mensch und Insekt bildet hier eine großartig umgesetzte Vorlage für jede Menge spannender und humorvoller Sequenzen, in denen auch die 3D-Technik überzeugend zum Einsatz kommt. Besonders der bahnbrechende Showdown in einem Kinderzimmer ist eine phantasievolle Alternative zur globalen Zerstörung aus den Avengers-Abenteuern und lässt uns über den etwas eindimensionalen Antagonisten hinwegsehen. Nichtsdestotrotz entpuppt sich Ant- Man als ein neuer, zentraler Faktor des MCU und wird in Zukunft einiges zum Kampf um die Infinity-Steine beizutragen haben. Sein Solo-Film zumindest beendet Marvels zweite Phase mit einem dicken Ausrufezeichen.

8/10

Für Fans von: Allen bisherigen MCU-Filmen, Mission: Impossible



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