Sonntag, 19. Juli 2015

Die Würfel wurden neu gemischt



Desaster

Nach dem totalen Rohrkrepierer What the fuck heißt redirected freue ich mich enorm, dass es in diesem Jahr auch eine gelungene Gangsterkomödie aus Versatzstücken von Tarantino und Guy Ritchie in die Kinos schafft. Erfreulich und verwunderlich zu gleich ist dabei, dass Desaster eine deutsche Produktion mit hierzulande allseits bekannten Schauspielern ist. Im sonnigen St. Tropez tummeln sich einfältige Auftragskiller, bestechliche Staatsanwälte und schwule Motorradcops, die allesamt hinter den Millionen eines Hamburger Gangsterbosses her sind. In luxuriösen Ambiente sehen wir in unterhaltsamen 90 Minuten die genreüblichen Verwicklungen, Betrügereien und überraschenden Wendungen. Fans zynischer Gangsterstreifen können die Geschichte natürlich zu einem Großteil vorausahnen. Zu Offensichtlich werden scheinbare Nebensächlichkeiten in den Mittelpunkt der Handlung gerückt, als das sie mit fortlaufender Spieldauer noch überraschen könnten. Doch glücklicherweise etabliert Regisseur Justus von Dohnányi die Handlung des Films nicht als zentrales Element von Desaster, sondern nutzt sie als Aufhänger für grandiose Einzelszenen. Der komplette Cast (unter anderem sind Der Nanny-Star Milan Peschel, Tatort-Kommissar Jan Josef Liefers und dessen Ehefrau Anna Loos mit an Bord) ist mit sichtbarer Spielfreude am Werk, sodass jeder Charakter auf seine eigene Art im Gedächtnis bleibt. Dazu garniert von Dohnányi sein Werk mit grandiosen und zitierwürdigen Dialogen. Besonders das zentrale Killerduo Ed und Mace (Liefers und der Regisseur selbst) hat eine geniale Leindwandchemie und braucht sich hinter den offensichtlichen Hollywoodvorbildern nicht zu verstecken. Dazu ist Desaster wirklich außergewöhnlich schön anzusehen. Mit innovativer Kameraarbeit und intelligentem Schnitt wird der Wahnsinn der Ereignisse in krassem Gegensatz zur betörenden Schönheit der Mittelmeerküste gestellt. Ein unterhaltsamer Soundtrack rundet das positiven Eindruck ab. Auch wenn das Gesamtpaket Desaster nicht ganz die Qualität seiner Einzelteile erreicht, kommen Freunde toll getimter Dialoge und makaberen Wortwitzes mit dieser Hommage an das Gangsterkino der 90er Jahre voll und ganz auf ihre Kosten.

7/10


Für Fans von: Snatch – Schweine und Diamanten, Knockin' on heavens door

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