Dienstag, 30. September 2014

Hitchcock und die Trümmerfrauen


Phoenix

Christian Petzolds neuer Film über deutsche (Zeit)geschichte. Angesiedelt unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs im zerstörten Berlin, ist Phoenix ein interessantes, sehr kammerspielartiges Thrillerdrama über die Suche nach Identität trotz der allgegenwärtigen Grauen von Konzentrationslagern und Vernichtungskrieg. Dabei schafft es Petzold sehr präzise fehlende Kommunikation und das damit einhergehende Verdrängen und Ignorieren der Ereignisse der Jahre der Naziherrschaft zu inszenieren. Phoenix bietet nicht nur im eigenen Titel eine Metapher, die den Film am Beispiel der Hauptfigur Nelly durchzieht, sondern stellt auch im sonstigen Verlauf die Sprachlosigkeit nach Kriegsende filmisch umgesetzt dar. Getragen wird dieses sehr künstlerische Porträt von den großartigen Leistungen der Hauptdarsteller (besonders Nina Hoss spielt bedrückend gut) und der sehr neutralen Kameraarbeit, sowie der tollen Filmmusik, die die vielen unausgesprochenen Gefühle der Protagonisten einfängt. Die Kälte der handelnden Personen wirkt sich allerdings auch distanzierend auf den Kinogänger aus. Eine große emotionale Bindung kommt erst recht spät auf. So bleibt Phoenix ein sehr metaphorischer Streifen für ein kleines Publikum, der zum Finale noch einmal richtig aufdreht.

7/10

 Für Fans von: Vertigo – Im Reich der Toten, Barbara

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