Freitag, 5. September 2014

August 2014

Zu Beginn starten wir mit einer kleinen Rückschau auf den Monat August, mit der ihr euch auf die Kriterien und den Stil meiner Bewertungen gewöhnen dürft.



Planet der Affen – Revolution

Führt das enorm hohe Niveau seines Vorgängers Prevolution ohne Abstriche fort. Visuelle Umsetzung der Affen, deren Gruppendynamik und Charakterisierung sind sogar noch
detaillierter. Die Actionsequenzen sind virtuos gefilmt, dazu herrscht eine fast greifbare Spannung. Das einzige Manko sind die austauschbaren menschlichen Figuren, die keinerlei
Identifikation zulassen und komplett blass bleiben. Glücklicherweise ist deren Leinwandzeit
verhältnismäßig kurz – ausgereifte soziale Interaktionen und Schicksale zum mitfiebern,
sehen wir ausreichend. Bei den Affen.

9/10

Für Fans von: Allen Planet der Affen-Filmen, I am Legend



Jimmy's Hall

Gefühlvolles Drama über den irischen Kommunisten James Gralton. In seinen besten
Momenten intensives Manifest für die Freiheit des Denkens, der Kultur und des einzelnen
Individuums und Anklage gegen konservative Kleriker und Großgrundbesitzer in den
chaotischen Jahren nach der irischen Teilunabhängigkeit 1921. In den weniger guten Szenen
stößt die krasse Schwarz-Weiß-Malerei und Ken Loachs radikal linke Einstellung bitter auf.
Schön bebildert und inszeniert, aber arm an Höhepunkten oder Überraschungen. In einer
Nebenrolle: Andrew Scott (Jim Moriarty aus 'Sherlock').

6/10

Für Fans von: 1900, Die Asche meiner Mutter



Lucy

Luc Bessons irre Science-Fiction-Sause über die Frage, was passiere, nutzten wir 100% unseres Gehirns und nicht nur 10. Eine spannende Grundprämisse, die als Vorlage für einen
knackigen Actioner mit allerlei durchgeknallten Einfällen dient. Toll getragen von einer alles
in den Boden stampfenden Scarlett Johannson. Visuell innovativ und unberechenbar. Den
philosophischen Unterbau gilt es dabei zu ignorieren, der Spaß steht an erster Stelle. Dazu als Bösewicht: Choi Min-Sik (Oldboy) in seiner ersten internationalen Produktion.

7/10

Für Fans von: Das fünfte Element



Night Moves

Thrillerdrama über drei Umweltaktivisten, die einen Staudamm in die Luft sprengen möchten. Erfreulich klischeelos und ordentlich gespielt. Besonders Dakota Fanning hinterlässt als Zweiflerin einen starken Eindruck. Dazu enthält sich Regisseurin Kelly Reichardt jeder Wertung, was Night Moves eine starke dokumentarische Note gibt. Der minimalistische und kammerspielartige Stil mit langen Szenen und wenig Dialog dient zwar auch der Steigerung der subtilen, aber eindringlichen Spannung (vor allem in den Sequenzen rund um den Staudamm), offenbart jedoch vor allem die Schwächen des Drehbuchs, das eine schlichte Handlung immer wieder unterbricht und den Film zu langatmig werden lässt.

6/10



The Expandables 3

Dritter Aufguss der Rentner-Action-Reihe, der so ziemlich alles fehlen lässt, oder falsch angeht, was die guten Vorgänger ausmachte. Um das begehrte PG-13 Rating in den USA zu erhalten, wurde auch uns Mitteleuropäern eine vollständig zugrunde geschnittene Version zugemutet. Dieser Streifen kommt daher komplett blutleer daher und erstickt somit alles rohe und archaische, wofür Stallone & Co stehen, im Keim. Des Weiteren waren enorm billige CGI-Effekte, aufgewärmte Oneliner und uninspirierte Nachwuchsschauspieler zu bewundern, die sich trotz großem Bemühen nicht in den Film eingliedern ließen. Der einstündige zweite Akt des Films wirkte daher wie ein Fremdkörper. Positiv hervorzuheben waren hingegen die Auftritte von Mel Gibson und Antonio Banderas, sowie das spannende und spektakuläre Finale. Hoffen wir auf eine schön brutale Uncut-Version zum DVD-Release.

4/10

Für Fans von: The Expandables 1 & 2, Stirb langsam 5 (ähem...)




Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Fröhliches Feel-Good-Movie mit einem toll aufgelegten Simon Pegg und einer illustren Zahl an witzigen Gastauftritten (Stellan Sarsgaard, Christopher Plummer, Veronica Ferres (!)). Da
Hectors Reise jedoch kein greifbares Ziel zu Grunde gelegt wurde, fehlt es dem Film an
Konstanz und Spannung. Das Gefühl einer Zusammenstückelung kommt auf. Inszenatorisch
wirkt Hectors Reise dazu wie ein Abklatsch von Walter Mitty, ohne jemals dessen emotionale Fallhöhe zu erreichen. Positiv ist hingegen die Grundprämisse des Films. Es ist
nicht unbedingt von Nöten, sein Heil in der Ferne zu suchen.

6/10

Für Fans von: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty




Guardians of the Galaxy

Knallbuntes Science-Fiction-Spektakel mit großartigem 3D und tollem Set-Design aus dem
Hause Marvel. Jedoch näher an Das fünfte Element als an The Avengers. Ein riesiges
Universum toller Ideen und eine immense Gagdichte garantieren zwei Stunden enormen Spaß. Trotz etwas uninspirierter Backgroundstorys bieten die fünf außergewöhnlichen
Kämpfer viel Identifikationspotential. Dazu gibt es witzige Gastauftritte von Glenn Close, John C. Reilly und Benicio del Toro. Viele Anspielungen und lose Enden lassen auf eine
langlebige Kinoreihe hoffen.

9/10

Für Fans von: Das fünfte Element, Star Wars




Diplomatie

Ergreifendes Historien-Kammerspiel um das Ende der Besetzung Paris durch die Nazis im August 1944. Der schwedische Generalkonsul versucht dabei den deutschen Stadthalter von
der Zerstörung der französischen Hauptstadt abzuhalten, wie sie von Hitler angeordnet wurden war. Trotz des geschichtlich bedingt bekannten Ausgangs steigert sich die Spannung
im Film stetig, auch bedingt durch das zeitweise Einfließen von Nebenkriegsschauplätzen,
die das Gesprochene Intensivieren. Großes Schauspielkino, detailfreudig inszeniert vom
deutschen Oscargewinner Volker Schlöndorff. Insgesamt aber recht brav und konventionell.

7/10




Madame Mallory und der Duft von Curry

Liebevolle Romanze über die Liebe, das Kochen und die Liebe zu Kochen. Eine indische
Familie eröffnet in Südfrankreich ein Restaurant in Nachbarschaft zu einem Lokal der
französischen Haute Cuisine. Es folgen Zwist, Zank, Versöhnung und Verbrüderung. Trotz
der vorhersehbaren Geschichte weiß der Film zu überzeugen. Dies liegt vor allem an der
Fähigkeit Küchentätigkeiten für alle Sinne greifbar zu machen. Kochexzesse werden hier
höchst stylisch auf Zelluloid gebannt. Dramatische Elemente wie die Auseinandersetzung
mit französischen Rassisten werden dabei nur oberflächlich angekratzt. Letztendlich ein
Feel-Good-Movie, dass wenig falsch, aber viel richtig macht.

7/10

Für Fans von: Chocolat, Soul Kitchen, Ratatouille





Can a song save your life?

Warmherziger Film über den Verlust der Liebe und über den Einfluss der Musik auf menschliche Gefühle mit einem herausragenden Hauptdastellergespann Mark Ruffalo und
Keira Knightley. Beide füllen ihre recht starren Charaktere mit unheimlich viel Charme und
Anziehungskraft. In einer größeren Nebenrolle kann auch Maroon 5-Frontmann Adam Levine als ordentlicher Schauspieler überzeugen. Eine besondere Athmosphäre erhält der Film durch die Aufnahmesessions, die eine Band quer durch New York City treibt. Fast wie
in einem Musical gibt der Singer-Songwriter-Folk-Pop-Rock (…) das Innenleben der Protagonisten preis. Die recht kitschige Story wird zudem von einem sehr geerdeten Ende aufgefangen.

8/10

Für Fans von: Inside Llewyn Davis, Once

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