Samstag, 20. Februar 2016

Freitag, der 6. März



Midnight Special

Von Zeit zu Zeit tauchen am Kinohimmel kleine Filme auf, über deren Produktion man wenig erfuhr, die mit wenig Marketing und einer geringen Kopienanzahl gefunden werden wollen. Midnight Special ist ein perfektes Beispiel für diese Streifen. Das gesamte Team vor und hinter der Kamera ist international etabliert, doch die schnelle Veröffentlichung nur 6 Tage nach der Weltpremiere auf der Berlinale und die plötzlich aufkommenden, wohlwollenden Besprechungen der Presse überraschten mich schon. Doch generell ist das Nichtwissen um alles, was Midnight Special betrifft, ein wahrer Segen, wenn sich der Vorhang öffnet. Zur Story des Science-Fiction-Dramas sei auch nur so viel gesagt, dass ein achtjähriger Junge im Zentrum des Films steht, der aus den verschiedensten Gründen von ganz unterschiedlichen Menschen und Gruppierungen gejagt wird. Midnight Special richtet sich ohne Anbiederung an den Mainstream an ein cineastisch veranlagtes Publikum. Mit großen Effektorgien und einer simpel gestrickten Handlung wartet der Film nicht auf. Stattdessen kann sich der Zuschauer auf ein psychologisch dichtes Rätsel freuen, das nur langsam Ebene für Ebene freigibt und so 111 Minuten bedrohliche Spannung verursacht. In Verbindung mit einem tollen Score und phantasievollen, naturverbundenen Bildern erreicht Regisseur Jeff Nichols (Take Shelter, Mud) eine absolute Gleichstellung von Atmosphäre und Inhalt. Midnight Special entfaltet sich behutsam (im 2. Drittel leider zu behutsam) und dennoch eindringlich. Der hochkarätige Cast zieht den erwartungsfrohen Zuschauer stets in den Bann des universellen Dramas. Zu diesem gehören neben Nichols-Stammschauspieler Michael Shannon (Zeiten des Aufruhrs, Boardwalk Empire) auch Kirsten Dunst (Spider- Man-Trilogie, Melancholia), Joel Edgerton (Black Mass, Exodus), Adam Driver (Star Wars VII, Inside Llewyn Davis) und Altstar Sam Shepard (Password: Swordfish, Im August in Osage County). Gemeinsam mit Nachwuchsdarsteller Jaeden Lieberher, der schon in St. Vincent beeindruckend agierte, erschaffen diese Akteure eine für einen Mysteryfilm überdurchschnittliche Ensembleleistung. Die zentralen Themen vom Schutz der Schwachen und der Fähigkeit des Staunens bleiben so nachhaltig im Kopf des Kinogängers. Eine genreübergreifende Erzählung und eine Hommage an die Fantasyepen der achtziger Jahre – Jeff Nichols hat für Freunde des unerwarteten Kinos eine kleine Perle geschaffen.

8/10

Für Fans von: E.T., A world beyond, Starman, A.I. - Künstliche Intelligenz

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