Mittwoch, 22. April 2015

Etwas für die Augen



Big Eyes

Wenn Tim Burton, Christoph Waltz und Amy Adams gemeinsam an einem Film arbeiten, scheint Extravaganz vorprogrammiert zu sein. Und auch wenn Waltz als Kunstlegende Walter Keane in dosierten Schüben dem Wahnsinn ein Gesicht geben kann, so überzeugt Big Eyes doch vor allem durch das Understatement, das Amy Adams als eingeschüchterte Malerin in den spießigen fünfziger Jahren verkörpert, und das wir Tim Burton in diesem Maße beinahe gar nicht zugetraut hätten. Vom morbiden Humor und den Fantasyexzessen eines Großteils seiner bisherigen Filme, ist das aktuelle Werk des Kultregisseurs weit entfernt. Ohne Stammschauspieler wie Johnny Depp oder Helena Bonham Carter, erzählt Burton in dieser schwarzen Komödie von einer Ehe zweier Künstler, die durch Lügen und starre Konventionen scheinbar aufrecht gehalten wird. Während Christoph Waltz als selbsternannter Bonvivant überheblich durch die Szenerie stapft, ist es Amy Adams als unterdrückte Margaret Keane, die mit ihrem subtilen, aber eindringlichen Spiel den Zuschauer bei der Stange hält. Für diese Leistung wurde ihr absolut berechtigt ein Golden Globe für die beste weibliche Hauptrolle in einer Komödie zu Teil. Denn ihrer Figur ist es zu verdanken, dass der Film nicht auf halbem Wege zwischen Ehedrama und Kunstsatire stecken bleibt. Hier hätte das Drehbuch der eigentlich erfahrenen Biopic Autoren Scott Alexander und Larry Karaczewski (Larry Flynt, Der Mondmann, Ed Wood) definitiv mehr hergeben können. Optisch hingegen überzeugt Big Eyes auf ganzer Linie. Die titelgebenden Bilder der Mädchen mit den großen Augen scheinen für Burton und seinen oscarnominierten Kameramann Bruno Delbonnel (Die fabelhafte Welt der Amèlie, Harry Potter und der Halbblutprinz, Inside Llewyn Davis) eine gigantische Inspiration gewesen zu sein. Die zu Beginn knallbunten, mit Verfall der Ehe zunehmend gedeckten Bilder vom San Francisco und Hawaii der fünfziger und sechziger Jahre sind ein wahrer Augenschmaus. Dazu gibt es einen verspielten Soundtrack von Burtons Stammkomponisten Danny Elfman auf die Ohren, der für Big Eyes unter anderem mit Lana Del Rey zusammenarbeitete. Außerdem geben sich bekannte Gesichter wie Krysten Ritter, Jon Polito und Jason Schwartzman ein Stelldichein. Big Eyes ist somit ein vergnüglicher, toll gespielter Film mit Schwächen in der Erzählstruktur. Traurigerweise beschert das Fehlen von Höhepunkten und nachwirkenden Szenen dem Film eine kurze Halbwertszeit.

7/10


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