Mittwoch, 15. April 2015

Der teuerste Hamburger aller Zeiten



10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?

2050 werden etwa 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Diese zu ernähren, wird eine der drängendsten Aufgaben, die es in den nächsten Jahrzehnten zu lösen gilt. Mit dieser Problematik beschäftigt sich nun der deutsche Dokumentarfilmer Valentin Thurn in 10 Milliarden – Wie werden wir alle satt? Thurns Berichte sind bereits seit 1990 sehr gefragt. Jedoch schafften es seine Einsichten in Themen wie Einwanderung, Familienplanung und wiederholt auch Ernährung nie auf die Kinoleinwände. Dies änderte sich 2011, als Thurn mit dem enorm erfolgreichen Taste the Waste in großem Maßstab auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam machte. Der Film wurde mit zahlreichen Preisen bedacht und löste ein großes öffentliches Echo aus. Es würde mich jedoch überraschen, wenn ihm dies mit 10 Milliarden auch gelingt. In der vorliegenden Dokumentation nimmt Valentin Thurn einmal mehr die Position des Filmenden und des Gefilmten ein. Ähnlich seinen offensichtlichen Vorbildern, wie Morgan Spurlock oder Michael Moore, ist Thurn somit Protagonist seiner eigenen Beobachtungen. Dieses stößt uns direkt auf das zentrale Problem von 10 Milliarden. Während sich Thurn in der ersten Hälfte der 103 Minuten Spielzeit verstärkt auf seine Bilder verlässt, nimmt er im zweiten Teil zunehmend den Part des Mahners und aufrüttelnden Antreibers ein. Nicht nur geht dadurch eine dringend benötigte Subjektivität der Fakten verloren, die eine Dokumentation meines Erachtens nach besonders nachwirken lässt, 10 Milliarden verkommt damit auch zusehends zu einem Manifest für die schnellstmögliche Veränderung unsere Essgewohnheiten. Die Interpretation des Gesehenen sollte jedoch im Kopf des Zuschauers erfolgen. Abseits von diesen inhaltlichen Ausschweifungen ist 10 Milliarden äußerst ordentlich gelungen. Thurn schlägt den Bogen von Genforschung zu Urban Gardening, von der Monokulturenzucht hin zur Rückbesinnung auf das Kleinbauerntum. Die Aufmerksamkeit der Kinobesucher wird durch die Bilder nie künstlich gelenkt, allen Parteien wird die gleiche Aufmerksamkeit für ihre Ideen zuteil. Auch wenn Thurns Themen in 10 Milliarden allesamt in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, so ist dieser Film dennoch eine willkommene Gesamtschau zu Ansätzen und möglichen Lösungen eines der zentralen Probleme kommender Generationen. Durch die klar beurteilende Haltung seines Regisseur ist 10 Milliarden jedoch als reine Dokumentation gescheitert.

5/10


Für Fans von: Taste the Waste, Super Size me

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