Donnerstag, 30. April 2015

Eine humanitäre Katastrophe







The Gunman

Nach dem schweren Erdbeben auf Haiti im Jahre 2010 gründete Sean Penn ein Flüchtlingslager, das zeitweise bis zu 55000 betroffenen Menschen Zuflucht gewährte. Sein gesellschaftliches und humanitäres Engagement ist in jeder Hinsicht beeindruckend. Dazu ist der 53jährige zweifacher Oscarpreisträger (Mystic River und Milk) und gefeierter Regisseur (Into the wild). The Gunman, der bei uns nun in den Kinos startet, vereint alle diese Aspekte von Penns Leben in einem kompromisslosen Actionthriller. Nach Jean-Patrick Manchettes Bestsellervorlage 'La Position du Tireur Couché' von 1981 zeigt sich Penn unter der Führung von 96 Hours-Regisseur Pierre Morel nun als Produzent für den Film verantwortlich und übernahm zugleich die Hauptrolle des Söldners Jim Terrier. Dieser findet sich nach einem Attentat auf den Kongolesischen Bergbauminister in einem globalen Geflecht aus Waffenhändlern und deren Killerkommandos, Interpol und zwielichtigen Geschäftsleuten wieder, die aus dem Leid der Kongolesen Profit schlagen wollen. Es sind eine Menge Vorschusslorbeeren, die man The Gunman andichten könnte, doch der Film versagt fast auf ganzer Linie. Die humanitäre Katastrophe in Mittelafrika dient in den ersten Minuten als Exposition und bietet mit dem Kampf zwischen Rebellen und staatlichen Truppen, UN-Hilfseinsätzen und gierigen Schwarzmarkthändlern auf der Suche nach wertvollen Bodenschätzen noch eine eindrucksvollen Ausgangssituation für einen soliden Thriller à la Blood Diamond. Doch alles, was im Kongo passierte, spielt im verbleibenden Rest der 117 Minuten Laufzeit keine Rolle mehr. Alle angedeuteten Konflikte werden für eine mittelmäßige Actiondramaturgie aufgegeben. Das bleibende Plotkonstrukt ist wahnsinnig dünn und vorhersehbar. Dazu ist The Gunman schlecht gefilmt. Auf seiner Hetzjagd durch Westeuropa passiert Terrier wie selbstverständlich große Sehenswürdigkeiten von London, Barcelona oder Gibraltar. Diese Großaufnahmen stehen im krassen Gegensatz zur sehr mittelmäßigen Shaky-Cam Arbeit in den Actionszenen. Morel kommt so zu keiner inszenatorischen Einheit. Der beeindruckendste Aspekt in The Gunman ist sicherlich Sean Penn selbst. Exzessiv gestählt, verbreitet er eine respekteinflößende Körperlichkeit, die die vielen Nahkämpfe glaubwürdig aussehen lässt. Diesen kann man trotz der benannten Schwächen einen gewissen Unterhaltungsfaktor nicht absprechen. Der restliche Cast in The Gunman wurde meiner Meinung nach verheizt. Während Ray Winstone als Terriers letzter Vertrauter die Sympathien noch auf seiner Seite hat, ist Javier Bardem hingegen mit seinem eindimensionalen Charakter völlig unterfordert und irritiert dazu mit deplatziertem Overacting. Die italienische Newcomerin Jasmine Trinca kann auch nicht gegen das schwache Drehbuch ankämpfen und verbringt den Großteil des Films mit schreien und beschützt werden. Der große Lichtblick Idris Elba bekommt als zwielichtiger Interpolagent kaum Leinwandzeit und kann leider nicht nachhaltig ins Geschehen eingreifen. The Gunman kann mit seiner seiner ziel- und humorlosen Gangart somit nicht überzeugen.

3/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen