Nocturnal
Animals
Tom
Fords bislang einzige Regiearbeit – A single man aus 2009 –
überzeugte durch großartige Schauspieler und ein präzises
Stilempfinden. Letzteres war vom ehemaligen Gucci-Chefdesigner
erwartet worden, dennoch war nicht abzusehen gewesen, dass Ford auch
als Filmemacher so glänzen würde. Und auch nach seinem zweiten
Kinostreifen wird dieser gute Ruf aufrechterhalten bleiben.
Nocturnal Animals ist ein herausragend gespielter, verschachtelter
und tiefschwarzer Neo-Noir-Thriller. Auf drei Ebenen erzählt uns
Ford, der auch als Drehbuchautor fungierte, die Geschichte der
unglücklich verheirateten Galeristin Susan, deren erster Ehe mit
Autor Edward, sowie als Kernstück des Films den Plot von Edwards
neustem Roman Nocturnal Animals, der eine besondere Bedeutung für
Susan und das frühere, gemeinsame Leben der beiden zu haben
scheint. Es ist besonders jener Teil des Films, der den Zuschauer
mitreißt. Die finstere Kriminalgeschichte um einen Doppelmord ist
dank der großartigen Performances von Michael Shannon und Aaron
Taylor-Johnson (bereits Golden Globe-nominiert) sowie der
fehlerlosen Inszenierung das absolute Herzstück in Nocturnal
Animals. Die zu Beginn etablierte, erzählerisch zumindest zentrale
Storyline kann anfangs hingegen noch wenig begeistern. Tom Ford
karikiert hier die mondäne Kunstwelt von Los Angeles. Ob man einem
Mann seiner Vorgeschichte solch eine Intention abnimmt, muss wohl
jeder Zuschauer selbst beurteilen. Und so vergeht einiges an Zeit,
der insgesamt 116 Minuten Lauflänge, ehe sich dem Kinogänger die
Tragweite und die Zusammenhänge der drei Teilgeschichten
offenlegen. Doch was Nocturnal Animals dann im finalen Akt auffährt,
lässt bereits entstandenen Zweifel an der Wirkung des Filmes schnell
vergessen. Die unterschwellig ständig brodelnde Spannung wird
genial aufgelöst (der Plottwist am Ende ist keinesfalls als trivial
zu verstehen), das Drehbuch darf nicht nur als unvorhersehbar und
unergründlich, sondern auch als schlüssig bezeichnet werden.
Ansonsten möchte ich an dieser Stelle noch die Kameraarbeit des
Nordiren Seamus McGarvey (Avengers, The Accountant), sowie Fords
Inszenierung, besonders hinsichtlich Farbgebung und
Produktionsdesign loben. Amy Adams spielt ihre Hauptrolle natürlich
gewohnt fehlerfrei, kommt jedoch nicht an ihre geniale Arbeit in
Arrival heran. Zugegeben lassen sich diese beiden Charaktere auch
nur schwerlich vergleichen. Als besonderes Schmankerl leistet es
sich Tom Ford im übrigen noch, große Namen für kleinste Szenen auf
die Leinwand zu holen. So sind Laura Linney, Isla Fisher und Martin
Sheen jeweils nur für kurze Momente, aber in einprägsamen Rollen
zu sehen. Achtet darauf! Nocturnal Animals wird sicher nur ein
ausgewähltes Publikum begeistern können. Dafür werden zu viele
Hollywood-Konventionen über Bord geworfen und eine intensive
Nachbetrachtung scheint unerlässlich. Mich konnte Tom Ford hingegen
begeistern.
8/10
Für
Fans von: Gone Girl, Maps to the Stars
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