Freitag, 27. Januar 2017

Der Zonen - James Bond



Kundschafter des Friedens

Kundschafter des Friedens war tatsächlich die offizielle Bezeichnung von DDR-Spionen. Egal, ob man dem Ministerium für Staatssicherheit oder der Nationalen Volksarmee unterstellt war, der arg euphemistische Name an sich offenbarte schon die kolportierte Harmlosigkeit des Agentendaseins. Regisseur Robert Thalheim nutzt diesen ehemaligen Kalter Krieg-Begriff nun für eine Spionagekomödie der harmlosesten Sorte. Sein selbst formulierter Ansatz, keinen Ost-West-Film drehen zu wollen, sondern sich stattdessen humorvoll mit dem universellen Gefühl auseinanderzusetzen, nicht mehr gebraucht zu werden, geht allerdings nicht auf. Kundschafter des Friedens ist in jeder Minute voller Klischees, komplett vorhersehbar und inszenatorisch auf Fernsehfilmniveau. In zugegeben verhältnismäßig kurzweiligen 90 Minuten folgt der Zuschauer einem Team ehemaliger Stasi-Agenten, das auf Drängen der gesamtdeutschen Regierung die Wiedervereinigung des fiktiven Staates Katschekistan ermöglichen soll. Die Details der Story mitsamt ehemaliger BND-Agenten, alter Rechnungen und familiärer Verflechtungen ist dabei völlig zweitrangig. Kundschafter des Friedens fungiert einzig und allein als Show-Off für gestandene Schauspieler und deren Verkörperungen kauziger Ostdeutscher. Fast schon symptomatisch ist dabei die ausschließliche Besetzung ehemaliger DDR-Schauspieler (Henry Hübchen, Michael Gwisdek, Thomas Thieme, Winfried Glatzeder) als pensionierte Stasi-Spione. In einer internationalen Produktion wäre dieser Schritt absolut nachvollziehbar, für einen Film, der die Zweistaatengeschichte nur als Aufhänger nutzen möchte hingegen nicht. Neben gepflegter Langeweile und genüsslich ausgekosteten Klischees gibt es allerdings auch Positives an Kundschafter des Friedens. Alle gecasteten Schauspieler sind mit viel Enthusiasmus bei der Sache und schaffen es, Spaß und Herzlichkeit an das Publikum zu übertragen. Neben den genannten Herren wird diese Riege von Antje Traue, Florian Panzer und Kultmime Jürgen Prochnow vervollständigt. Dazu weiß Robert Thalheim ein sehr gutes Verhältnis von Score und Soundtrack für diesen Film zu nutzen. In vielen Fällen sorgen gut getimte Songs sogar für die größten Lacher. Als den besten Spaß empfand ich persönlich allerdings die Tatsache, dass es gerade das westeuropäische 70er Jahre-Paradies Gran Canaria mit seinen heruntergekommenen Hotelburgen ist, das für die Dreharbeiten im erdachten Ostblockstaat Katschekistan herhalten musste. Solch eine subversive Note hätte man sich von Kundschafter des Friedens auch innerhalb seiner Geschichte gewünscht. Stattdessen findet das Finale des Streifens im ehemaligen Bonner Bundestagsgebäude statt. Nun ja. 

5/10

Für Fans von: Get Smart, NVA


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