Samstag, 14. Januar 2017

Ein weiterer, sonniger Tag




La La Land

Schon die fünfminütige Eingangssequenz von La La Land ließ mir die Freudentränen in die Augen schießen. In den leuchtendsten Farben und im epischen Cinemascope-Format werden wir Zeuge einer Musicalnummer mit hunderten Sängern, Tänzern, Artisten und Statisten, die uns den Grundtenor des Films und die Vorgeschichten der Hauptcharaktere auf einem der endlos verstopften Highways von Los Angeles präsentieren. Denn es ist zweifellos die Verheißung, eigene Träume in der Stadt der Engel (oder wie im Film genannt: Stadt der Sterne) ausleben zu können, die bis heute erfolgshungrige Menschen an die kalifornische Küste zieht. So auch Mia und Sebastian. Sie versucht als Schauspielerin durchzustarten, hat es aber bislang nur zur Barista gebracht, er hält sich als Pianist mit Coverprogrammen über Wasser, will aber in einem eigenen Club den Jazz modernisieren. Beide träumen, treffen und verlieben sich. La La Land ist ein klassisches 50er Jahre Hollywood-Musical mit angenehm modernen Variationen. Hier werden große cineastische Vorbilder nicht nur hofiert, sondern, wie im Fall des James Dean-Streifens ...denn sie wissen nicht was sie tun, direkt in den Film integriert. So richtet sich La La Land nicht vorrangig an ein musicalaffines Publikum, sondern an Filmfreunde generell. Und auch all jene unter diesen, die Gesang und Tanz wenig abgewinnen können, werden hier ihre wahre Freude haben. Dafür sei in erster Linie Regisseur Damien Chazelle Dank ausgesprochen. Der Mastermind hinter dem vorjährigen Oscarabräumer Whiplash läuft erneut zu absoluter Hochform auf. La La Land ist sein dritter Spielfilm, dazu auch sein dritter Film, der die Musik behandelt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass alle Musicalnummern besonders herausragend inszeniert sind. Scheinbar ohne sichtbaren Schnitt und mit einer schwerelosen Kamera wirbeln unsere Hauptdarsteller Emma Stone und Ryan Gosling (der für La La Land das Klavierspiel ziemlich eindrucksvoll erlernte) mit beeindruckenden Choreographien durch fantasievolle Sets, tragen hinreißende Kostüme und werden von Justin Hurwitz zeitlosen Kompositionen begleitet. Ganz im Ernst, ich kann mich an keinen Film erinnern, der mich mit so vielen Ohrwürmern entließ. Der Soundtrack hat definitives Kultpotential. Bei den Golden Globes wurde dies ja auch schon honoriert, für die Oscarverleihung sehe ich in den technischen Kategorien auch diverse Goldjungs für La La Land abfallen. Die Schauspielriege lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Der Streifen ist komplett auf die bereits erwähnten Emma Stone und Ryan Gosling zugeschnitten. In ihrer bereits dritten Zusammenarbeit (nach Crazy, Stupid, Love und Gangster Squad) haben beide eine unnachahmliche Chemie entwickelt. Beide sind auch einzeln betrachtet wundervolle und hochdekorierte Darsteller, doch ihr Zusammenspiel ist der emotionale Kern des Films, den man gar nicht genug betonen kann. Denn Glaube, Träume und Hingabe sind in jeder der 127 Minuten Laufzeit auf der Leinwand zu spüren und bestimmen darüber hinaus auch die Entscheidungen der Protagonisten. So ist La La Land das ultimative Feel-Good-Movie, welches von seinem phänomenalen Einstieg bis zur bittersüßen Schlussnote schamlos nostalgisch unterhält. Eine perfekte Bewertung muss ich dem Film dennoch verweigern. Leider ist La La Land eine gute Viertelstunde zu lang geraten. Dem zweiten Akt hätte da eine Straffung gut zu Gesicht gestanden. Dennoch bleibt es natürlich dabei: Unbedingt anschauen und genießen!

9/10

Für Fans von: Singin' in the Rain, Can a Song save your life?, Hail Caesar!

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