La
La Land
Schon
die fünfminütige Eingangssequenz von La La Land ließ mir die
Freudentränen in die Augen schießen. In den leuchtendsten Farben
und im epischen Cinemascope-Format werden wir Zeuge einer
Musicalnummer mit hunderten Sängern, Tänzern, Artisten und
Statisten, die uns den Grundtenor des Films und die Vorgeschichten
der Hauptcharaktere auf einem der endlos verstopften Highways von
Los Angeles präsentieren. Denn es ist zweifellos die Verheißung,
eigene Träume in der Stadt der Engel (oder wie im Film genannt:
Stadt der Sterne) ausleben zu können, die bis heute
erfolgshungrige Menschen an die kalifornische Küste zieht. So auch
Mia und Sebastian. Sie versucht als Schauspielerin durchzustarten,
hat es aber bislang nur zur Barista gebracht, er hält sich als
Pianist mit Coverprogrammen über Wasser, will aber in einem eigenen
Club den Jazz modernisieren. Beide träumen, treffen und verlieben
sich. La La Land ist ein klassisches 50er Jahre Hollywood-Musical mit
angenehm modernen Variationen. Hier werden große cineastische
Vorbilder nicht nur hofiert, sondern, wie im Fall des James
Dean-Streifens ...denn sie wissen nicht was sie tun, direkt in den
Film integriert. So richtet sich La La Land nicht vorrangig an ein
musicalaffines Publikum, sondern an Filmfreunde generell. Und auch
all jene unter diesen, die Gesang und Tanz wenig abgewinnen können,
werden hier ihre wahre Freude haben. Dafür sei in erster Linie
Regisseur Damien Chazelle Dank ausgesprochen. Der Mastermind hinter
dem vorjährigen Oscarabräumer Whiplash läuft erneut zu absoluter
Hochform auf. La La Land ist sein dritter Spielfilm, dazu auch sein
dritter Film, der die Musik behandelt. Und so ist es nicht
verwunderlich, dass alle Musicalnummern besonders herausragend
inszeniert sind. Scheinbar ohne sichtbaren Schnitt und mit einer
schwerelosen Kamera wirbeln unsere Hauptdarsteller Emma Stone und
Ryan Gosling (der für La La Land das Klavierspiel ziemlich
eindrucksvoll erlernte) mit beeindruckenden Choreographien durch
fantasievolle Sets, tragen hinreißende Kostüme und werden von
Justin Hurwitz zeitlosen Kompositionen begleitet. Ganz im Ernst, ich
kann mich an keinen Film erinnern, der mich mit so vielen Ohrwürmern
entließ. Der Soundtrack hat definitives Kultpotential. Bei den
Golden Globes wurde dies ja auch schon honoriert, für die
Oscarverleihung sehe ich in den technischen Kategorien auch diverse
Goldjungs für La La Land abfallen. Die Schauspielriege lässt
ebenfalls keine Wünsche offen. Der Streifen ist komplett auf die
bereits erwähnten Emma Stone und Ryan Gosling zugeschnitten. In
ihrer bereits dritten Zusammenarbeit (nach Crazy, Stupid, Love und
Gangster Squad) haben beide eine unnachahmliche Chemie entwickelt.
Beide sind auch einzeln betrachtet wundervolle und hochdekorierte
Darsteller, doch ihr Zusammenspiel ist der emotionale Kern des
Films, den man gar nicht genug betonen kann. Denn Glaube, Träume
und Hingabe sind in jeder der 127 Minuten Laufzeit auf der Leinwand
zu spüren und bestimmen darüber hinaus auch die Entscheidungen der
Protagonisten. So ist La La Land das ultimative Feel-Good-Movie,
welches von seinem phänomenalen Einstieg bis zur bittersüßen
Schlussnote schamlos nostalgisch unterhält. Eine perfekte Bewertung
muss ich dem Film dennoch verweigern. Leider ist La La Land eine
gute Viertelstunde zu lang geraten. Dem zweiten Akt hätte da eine
Straffung gut zu Gesicht gestanden. Dennoch bleibt es natürlich
dabei: Unbedingt anschauen und genießen!
9/10
Für
Fans von: Singin' in the Rain, Can a Song save your life?, Hail
Caesar!
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