Freitag, 6. Januar 2017

Überdruckprobleme




Passengers

Seit 2007 kursierte das Drehbuch zu Passengers von Jon Spaihts bereits auf der legendären Blacklist Hollywood. Dort tummeln sich Geschichten, denen bei einer filmischen Umsetzung ein immenser Erfolg und höchste Qualität prognostiziert werden. Dessen Adaption kam wegen hoher Budgetforderungen Spaihts allerdings nur langsam ins Rollen. Und leider muss man es dem nun fertigen Film nach 10jähriger Produktionsphase so deutlich ankreiden: Es ist exakt dieses gehypte Drehbuch, dass Passengers zu einem unterdurchschnittlichen Film macht. Dabei ist die Prämisse denkbar aussichtsreich. Zwei Menschen erwachen auf einem interstellaren Flug zur Besiedelung einer zweiten Erde 90 Jahre vor Ankunft aus ihrem Hyperschlaf und müssen sich mit ihrem sicheren Tod und der endlosen Einsamkeit an Bord des Luxusraumschiffes Avalon arrangieren. Mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence wurden zwei der derzeit angesagtesten Stars für die Hauptrollen gecastet. Und obwohl beide nur wenig mehr leisten als Dienst nach Vorschrift, kann man 116 Minuten lang mit beiden mitfiebern. Den Streifen retten, vermögen jedoch auch sie nicht. Denn neben kleineren Schwächen wie Thomas Newmans aufdringlichem Score oder der auffälligen wissenschaftlichen Ungenauigkeit, krankt Passengers vor allem an zwei zentralen Punkten. Zum einen ist da die Inszenierung von The Imitation Game-Regissuer Morten Tyldum. Hommagen sind ja an sich eine tolle Sache, für Filmfans ganz besonders. Doch wer so schamlos Kameraeinstellungen und ganze Szenen aus wesentlich besseren Filmen kopiert, wie Tyldum dies in Passengers tut, leistet seinem Film einen Bärendienst. Man kann sich als Kinobesucher einen regelrechten Spaß daraus machen, Sequenzen aus 2001, Shining, Sunshine, Gravity, Der Marsianer, Cast Away und Titanic zu finden. Da die generelle audiovisuelle Ebene des Films, insbesondere das Sounddesign und die Ausstattung, wirklich tadellos gelungen sind (auch wenn das 3D mal wieder erstaunlich dunkel wirkt und nicht notwendig gewesen wäre), wiegt das angesprochene Drehbuchproblem letzten Endes doch schwerer. Denn Passengers ist uninspiriert geradlinig und überraschungslos erzählt, weidet sich in zahllosen Klischees und pathetischen Dialogen. Dazu ist das Passing wahrlich miserabel. Auf längere Zeit wird auf spannende Ereignisse im Ganzen verzichtet, der Film konzentriert sich auf die zentrale Romanze und das Leben an Bord der Avalon, nur um im dritten Akt Plotpoint um Plotpoint auszupacken, die, falls überhaupt aufgelöst, niemals schlüssig in die Gesamthandlung integriert werden. Einem Film wie Passengers, bei dem die Zeit das alles bestimmende Handlungselement ist, hätte eine anspruchsvollere Erzählebene auf mehreren Ebenen deutlich besser zu Gesicht gestanden. Und so verlässt man den Kinosaal mit dem Gefühl, dass hier wirklich viel mehr möglich gewesen wäre. 

5/10

Für Fans von: Solaris, Der Marsianer, Sunshine, Gravity

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