Donnerstag, 3. Dezember 2015

Wenn es nicht perfekt ist, schmeiß es weg



Im Rausch der Sterne

Kochen ist Lifestyle! Nach diesem Motto werden nicht mehr nur tagtäglich dutzende Kochshows im Fernsehen ausgestrahlt, nein auch der Hobbykoch strebt zusehends nach Perfektion auf dem Esstisch. Die Ehrfurcht vor Lebensmitteln und deren fachgerechter Zubereitung ist in den letzten Jahren immer stärker in die Öffentlichkeit gerückt wurden. Die Zeiten, als Essen bloße Nahrungsaufnahme war, scheinen unwiderruflich vorbei zu sein. Auch im Kino widmeten sich in jüngerer Vergangenheit einige wirklich unterhaltsame Filme der Kochkunst. Stellvertretend seien an dieser Stelle Kiss the Cook und Madame Mallory und der Duft nach Curry genannt. Der nun vorliegende Im Rausch der Sterne verzichtet jedoch in Gänze auf romantische Verklärung von Düften und Geschmack, sondern inszeniert das Kochhandwerk als schweißtreibende Maloche obsessiver Menschen. Um ein möglichst realistisches Bild des Wettbewerbs unter den Köchen zu zeichnen, holte sich Regisseur John Wells (Im August in Osage County, The Company Men) zwei absolute britische Ikonen ins Boot. Der mit zwei Sternen im Guide Michelin ausgezeichnete Starkoch Marcus Wareing fungierte als Set-Berater und führte den Cast des Films in die Geheimnissen des Kochens ein. Dazu fungierte Kultfigur Gordon Ramsay (Hell's Kitchen) als Produzent. Folgerichtig sind die Kochsequenzen das Herzstück von Im Rausch der Sterne. Wenn aufwändige Menüs in höchster Perfektion punktgenau auf dem Teller landen sollen, hat man den Eindruck einer intensiven Actionsequenz zu folgen. Ein spannender inszenatorischer Ansatz, dessen hohes Niveau sich generell in allen technischen Belangen des Streifens durchzieht. Doch Im Rausch der Stern wartet nicht nur mit den obligatorischen Food Porn-Bildern auf, sondern weiß auch durch seinen starken Cast zu überzeugen. An vorderster Front darf Bradley Cooper als heißblütiger Chefkoch Adam Jones überzeugen. Besonders im Zusammenspiel mit den beiden zentralen Nebendarstellern Sienna Miller und Daniel Brühl (der einmal mehr beweist, warum er derzeit Deutschlands größtes Aushängeschild in Hollywood ist) gelingen so einige wirklich bemerkenswerte Szenen bei denen sich die gute Leinwandchemie der Schauspieler auf die Zuschauer überträgt. Mit großen Namen wie Omar Sy, Uma Thurman, Alicia Vikander oder Emma Thompson geben sich dazu noch internationale Topstars ein Stell-dich-ein. Auch wenn einige Rollen nicht über ein Cameo hinausgehen, kann sich der geneigte Filmfreund über bekannte Gesichter in jedem Moment der 103 Minuten Laufzeit freuen. Der eingangs erwähnte Realitätsfaktor trägt zwar zum Gelingen dieses Films beiträgt, die Charakterisierung der Hauptfigur ist im Gegensatz dazu doch sehr eindim ensional gelungen. Adam Jones wird als reines Ekelpaket dargestellt, dessen Verhalten gegenüber Freunden und Kollegen ihn eher als Antagonisten erscheinen lässt. Seine moralische Wandlung ist dann folgerichtig auch überhastet und vorhersehbar. Dazu wird krampfhaft versucht Jones eine tragische Vergangenheit zu geben. Auf diese greift das Drehbuch dann reflexartig zu, wenn der Haupthandlung etwas Leerlauf droht. Diese Unwägbarkeiten haben zur Folge, dass das Publikum nicht mehr mit der Hauptfigur mitfiebert. Lustigerweise umgehen die Filmemacher selbst letztendlich dieses Problem, wenn sie im letzten Viertel des Streifens zwei komplett überraschende Twists aus dem Ärmel schütte ln, die Im Rausch der Sterne noch einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss schenken.

6/10

Für Fans von: Kiss the Cook, Soul Kitchen

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