Freitag, 5. Juni 2015

Die Abenteuer der Katzenmutti


Spy – Susan Cooper undercover

Nach ihrem kometenhaften Aufstieg drohte Melissa McCarthy ein durchschnittliches Typecast-Opfer zu werden. Geradezu dogmatisch wurde sie in Filmen wie Tammy, Brautalarm oder Taffe Mädels in die Rolle der prolligen, fluchenden Draufgängerin gezwängt. Doch 2015 scheint sich ihr Blatt glücklicherweise zu wenden. Schon in St. Vincent überzeugte sie an der Seite von Bill Murray als überforderte Alleinerziehende, in Paul Feigs neuem Streich Spy ist sie nun in ihrer Rolle der CIA-Analystin Susan Cooper als liebenswerte Bürokraft mit geringem Selbstvertrauen zu sehen, die sich aufgrund mangelnder Alternativen als Agentin auf eine gefährliche Reise durch Europa begibt, um eine Atombombe wiederzubeschaffen. McCarthy überlässt dabei glücklicherweise den offensiven Humor ihren grandiosen Nebendarstellern und hat so die Sympathien der Zuschauer uneingeschränkt auf ihrer Seite. Aus dem illustren Cast um Rose Byrne als exzentrische Milliardärstochter, Bobby Cannavale als schmierigem Waffenhändler, Jude Law als Inbegriff des Gentleman-Spions und Peter Serafinovic als wandelndem, italienischem Klischee ragt vor allem Jason Statham hinaus. Mit sichtlicher Hingabe spielt er den verstoßenen Überagenten Rob Ford, der in minutenlangen Monologen über seine bizarren Taten referiert. Statham reißt damit jede Szene an sich, in der er auftritt. Allein seine Performance ist das Kinoticket wert. Die harten Actionsequenzen mit vielerlei Anleihen an offensichtliche Vorbilder (eine Hommage an die legendäre Küchenprügelei in The Raid 2 sei hier besonders hervorgehoben), sowie knackige Dialogduelle runden das positive Gesamtbild ab. In seiner Kernaussage ist Spy weniger Persiflage als viel mehr Verneigung vor dem klassischen Agentenkino à la James Bond. Paul Feig lässt jedes Fanboy-Herz höher schlagen, wenn er in einer völlig überkonstruierten Story an allen Ecken und Enden scheinbar unvorhergesehene Twists aus dem Ärmel schüttelt, die naturgemäß niemanden überraschen. Ohne sich jemals durch niveaulosen Humor beim Zuschauer anbiedern zu müssen, schafft es Spy das Publikum über die vollen 120 Minuten bei der Stange zu halten und wirkliches Interesse für die Figuren zu wecken. Einer vom Regisseur für durchaus möglich erachtete Fortsetzung sollte dank diesem tollen Ensemble nichts mehr im Wege stehen, zumal die öffentliche Meinung über Spy wahrlich großartig ausfällt.

8/10

Für Fans von: Kingsman – The Secret Service, Die etwas anderen Cops

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