Mittwoch, 18. Februar 2015

Von der Magie der Undurchdringlichkeit







Inherent Vice

Eine als unverfilmbar geltende Vorlage auf die große Leinwand zu bringen, hat schon so manchen legendären Regisseur hervorgebracht. Beispielhaft dafür seien Curtis Hanson und sein phänomenales L.A. Confidential (nach Stadt der Teufel von James Ellroy), sowie Peter Jacksons Der Herr der Ringe (nach der gleichnamigen Fantasy-Saga von J.R.R. Tolkien) genannt. Beide Werke galten als zu komplex, um sie im Kino adäquat wiedergeben zu können. Im vorliegenden Fall versucht sich eine wahre Regielegende an einem solch „unverfilmbaren“ Stoff. Paul Thomas Andersons Adaption des Thomas Pynchon Romans Natürliche Mängel ist ein knallbunter Bilderrausch, der die Verschachtelungen des Buches gar nicht erst zu entwirren versucht und dem Zuschauer eine durchgeknallte Detektivgeschichte im Los Angeles der frühen 70er Jahre präsentiert. Die Handlung um den dauerbekifften Privatschnüffler „Doc“ Sportello, der in einem Entführungsfall ermittelt, ist vom geneigten Kinogänger spätestens nach der Hälfte des Film nicht mehr nachvollziehbar. Dieser Zustand ist vom Regisseur auch definitiv beabsichtigt. Vielmehr nimmt uns PTA auf einen Trip durch die Post-Hippie-Ära mit allerlei schrägen Gestalten und unwahrscheinlichen Entwicklungen. Umso witziger sind die tiefgründigen Resümees, die Doc unter zunehmendem Drogeneinfluss ständig zieht. Er ist der Mann mit dem Durchblick. Dass diese Rolle nicht zur Karikatur verkommt, ist zusätzlich dem grandiosen Joaquin Phoenix zu verdanken. Als Getriebener der Ereignisse zieht er mit seinem überzeugenden Spiel die Sympathien der Zuschauer durchgängig auf seine Seite. Unterstützt wird Phoenix von einem absoluten All-Star-Cast. Neben Gastauftritten von Benicio del Toro, Eric Roberts und Boardwalk Empire-Star Michael K. Williams, bleiben vor allem Josh Brolin als Mordermittler mit Emotionsstörung, Owen Wilson als Spitzel in den Händen einer nationalistischen Sekte und Reese Witherspoon als nymphomanische Staatsanwältin in Erinnerung. Dazu bietet Inherent Vice einen grandiosen Seventies-Soundtrack. PTA's Reise in die marihuanageschwängerte Westküstenwelt ist somit ein Fest für alle Sinne. Zum Ende hin geht dem Streifen allerdings zunehmend die Puste aus. Eine Straffung hätte Inherent Vice definitiv gut getan. Was bleibt ist ein außergewöhnlicher Film, der das Publikum mit Sicherheit spalten wird.

8/10


Für Fans von: The Big Lebowski, Chinatown, Fear and Lothing in Las Vegas

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