Mittwoch, 25. Februar 2015

Oscarrückblick







Die Gewinner

Bester Film: Birdman
Beste Regie: Alejandro Gonzáles Iñáritu – Birdman
Bester Hauptdarsteller: Eddie Redmayne – Die Entdeckung der Unendlichkeit
Beste Hauptdarstellerin: Julianne Moore – Still Alice
Bester Nebendarsteller: J.K. Simmons – Whiplash
Beste Nebendarstellerin: Patricia Arquette - Boyhood
Bestes Originaldrehbuch: Birdman
Bestes adaptiertes Drehbuch: The Imitation Game
Beste Filmmusik: Alexandre Desplat – Grand Budapest Hotel
Bester Song: Glory - Selma
Beste Kamera: Emmanuel Lubezki – Birdman
Bester Schnitt: Whiplash
Bester fremdsprachiger Film: Ida – Polen
Bester Animationsfilm: Baymax – Riesiges Robowabohu
Bester Dokumentarfilm: Citizenfour
Bester animierter Kurzfilm: Liebe geht durch den Magen
Bester Kurzfilm: The Phone Call
Bester Dokumentar-Kurzfilm: Crisis Hotline: Veterans Press 1
Bester Ton: Whiplash
Bester Tonschnitt: American Sniper
Beste Kostüme: Grand Budapest Hotel
Bestes Szenenbild: Grand Budapest Hotel
Bestes Make-up: Grand Budapest Hotel
Beste Visuelle Effekte: Interstellar


Meine Einschätzung


Entgegen der Einschätzung vieler Internationaler Filmfans und Journalisten hielt ich die 87. Oscarverleihung im Globe Theater Los Angeles für äußerst gelungen. Den verstärkten Rufen nach einer Einkürzung der Show kann ich partout nicht folgen. Ich freue mich über jede Sekunde Freiraum, der die künstlich knapp gehaltenen Verkündungen der Gewinner und deren Dankesreden trennen, und somit Zeit zum Verarbeiten geben. Gerade in diesem Jahr war dieser Aspekt besonders wichtig, da die Ansprachen der Sieger so politisch ausfielen, wie ich es noch nie erlebte. Patricia Arquettes Aufruf zu mehr Gleichberechtigung für Frauen, Graham Moores (Drehbuchautor von The Imitation Game) tieftraurige und zugleich hoffnungsvolle Ode auf die eigene Verschrobenheit und natürlich John Legends beeindruckender Appell gegen die systematische Unterdrückung der Schwarzen in den USA verdienten ebenso wie J.K. Simmons Ermahnung, regelmäßig seine Eltern anzurufen, viel Freiraum. Eine Nettozeit von etwa 2:45 h ist für den entscheidendsten Tag der Filmbranche mehr als gerechtfertigt.

Neil Patrick Harris, der als Host durch den Abend führte, blieb mir vor allem durch seine energiegeladene Eröffnungsrevue im Kopf. In einer großen Musicalnummer sang und tanzte sich der How I met your mother-Star mit atemberaubender Trick- und Kameratechnik durch die Geschichte des Films. An seiner Seite begeisterten auch Anna Kendrick und Jack Black in diesem Reigen. Die Bissigkeit seines ersten Satzes am Abend ließ er im späteren Verlauf jedoch vermissen, sein Timing bei einigen Gags war unpassend und der finale Paukenschlag, rund um einen mysteriösen Koffer, ging total daneben.

Für Humor sorgten andere. Besonders John Travolta und Idina Menzel waren für einen humoristischen Höhepunkt verantwortlich, der den eklatanten Versprecher Travoltas aus der Oscarshow 2014 aufleben ließ. Weiterhin wussten Pawel Pawlikowski (Regisseur von Ida) und Eddie Redmayne in ihren Dankesreden die Sympathien der Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen.

Überraschend gut gelangen auch die musikalischen Einlagen. John Legends episches Glory, oder die knallbunte Kostümshow von Tegan and Sarah und The Lonely Island bei ihrer Aufführung von Everything is awesome aus The LEGO Movie sorgten für echte Höhepunkte. Übertroffen wurden beide allerdings von der ungewohnt subtil agierenden Lady Gaga, die im klassischen Abendkleid eine Hommage an das Kultmusical The Sound of Music zum Besten gab. Anlässlich des 50. Jahrestag der Veröffentlichung des Film stand sie schließlich auch mit dessen Hauptdarstellerin Julie Andrews gemeinsam auf der Bühne.

Im Gegensatz zu den Nominierungen blieben große Überraschung bei den Oscargewinnern aus. Die Preise in den Haupt- und allen Darstellerkategorien sind ohne Diskussion vollends berechtigt. Auch wenn sich viele eine Berücksichtigung von Boyhood für die beste Regie oder den besten Film gewünscht hätten, so ist Birdman in beiden Kategorien eine mindestens ebenso hervorragende Wahl. The Imitation Game den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch zu verleihen, mag etwas überraschend anmuten, die Konkurrenz war allerdings in diesem Jahr recht überschaubar. Die größte der kleinen Unerwartbarkeiten ist definitiv der verdiente Erfolg von Whiplash. Nicht nur ich freue mich über zwei Preise für die phänomenale technische Arbeit (der Oscar für J.K. Simmons galt ja fast schon als sicher) zu diesem großen kleinen Film. Vier Goldjungen in den audiovisuellen Kategorien wurden Grand Budapest Hotel zugesprochen. Auch wenn mit einigen Preisen zu rechnen war, so sind diese Auszeichnungen, die GBH gemeinsam mit Birdman zum erfolgreichsten Film des Abends machten, eine erste Würdigung des innovativen Schaffens von Wes Anderson. Nicht zufällig spielte er die Hauptrolle in allen Dankesreden der Filmschaffenden hinter Grand Budapest Hotel.

Persönlich freue ich mich über 13 richtige Gewinnertipps aus 20 Kategorien. Außerdem fiel mir die große Bandbreite an ausgezeichneten Filmen sehr positiv aus. 16 verschiedene Werke wurden mit mindestens einem Oscar bedacht. (zum Vergleich: im vergangen Jahr machen 11 Streifen die 24 Preise unter sich aus) Somit erkannte die Academy die große Vielfalt an außergewöhnlichen Filmen des vergangenen Jahres.

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