Freitag, 6. Februar 2015

Eine Nase auf Fuchsjagd



Foxcatcher

Mit nur zwei international bekannten Filmen hat es Regisseur Bennett Miller geschafft sich einen Ruf als Experte für den richtigen Umgang mit Schauspielern zu erarbeiten. Wie bereits in Moneyball (Oscarnominierungen für Brad Pitt und Jonah Hill) und natürlich Capote (oscarprämierter Karrierehöhepunkt für Philip Seymour Hoffman) ist auch Foxcatcher ergreifendes Schauspielkino, das bei den diesjährigen Academy Awards durch die beeindruckenden Leistungen von Steve Carell, Mark Ruffalo und Channing Tatum ein gehöriges Wörtchen mitreden dürfte. Miller erzählt hier die Geschichte des olympischen Goldmedalliengewinners im Ringen, Mark Schultz, seinem Bruder Dave und der Beziehung beider zum exzentrischen Millionär und Ringsportmäzens John E DuPont. Schon in Capote zeigte sich Millers Gespür für ungewöhnliche, zeitgeschichtlich spannende Stoffe. Auch wenn er in Foxcatcher zu dramaturgischen Zwecken die Geschichte etwa 5 Jahre zurück verlegt, wirkt jeder Aspekt des Filmes wie aus einem Guss. Trotz der Ansiedlung Foxcatchers im Sportlermillieu, ein Werk über den Aufstieg eines international gefeierten Athleten sollte man nicht erwarten. Die Ringerduelle sind zwar enorm packend inszeniert und man meint regelrecht den Schweiß in den Turnhallen riechen zu können, doch vordergründig ist Foxcatcher ein tiefgreifendes Psychogramm über Abhängigkeiten mit enormer Sogwirkung. Jeder der drei Hauptakteure verschwindet komplett hinter seinem Charakter und lässt den Zuschauer mit den Figuren in einen Strudel aus Fremdbestimmung, psychischer Ausnutzung und falschen Hoffnungen absteigen. Foxcatcher ist dabei erwartungsgemäß kein Film für ein großes Publikum. Wie Millers frühere Werke ist das Gezeigte teils unzulänglich und sperrig, dazu ist der Streifen auch gut eine Viertelstunde zu lang. Für Fans intimer Seelenstripteases und großer schauspielerischer Leistungen jedoch, ist Foxcatcher definitiv empfehlenswert.

8/10



Für Fans von: Capote, The Fighter, Wie ein wilder Stier

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