Donnerstag, 12. Februar 2015

Er hatte einen Traum







Selma

50 Jahre ist es nun her, dass Dr. Martin Luther King mit seinen Protestmärschen in Alabama Geschichte schrieb. Doch erst jetzt wagte sich mit Regisseurin Ava DuVernay jemand an der filmischen Aufarbeitung der damaligen Ereignisse. Selma behandelt das Leben des großen Bürgerrechtlers in der Zeit zwischen dem Attentat von Birmingham 1963 und der Unterzeichnung des historischen Voting Rights Act durch Präsident Lyndon B. Johnson im August 1965. DuVernay selbst stammt aus einer Stadt, an denen die Märsche seinerzeit vorbeiführten. Ihre besondere Bindung zur Bewegung von Martin Luther King ist Selma in jeder Sekunde anzumerken. Mit einem beeindruckenden Gefühl für Bilder, Stimmungen und den Einsatz von Musik, wurde der Streifen zu einem sehr intimen Portrait eines Mannes, der heute als Legende wahrgenommen wird, im Film jedoch sehr realitätsnah auch als hadernder Privatmensch gezeigt wird. Selma wurde größtenteils an Originalschauplätzen wie der legendären Edmund-Pettus-Bridge gedreht und wird in breitem Cinemascope gezeigt. Zusammen mit einem tollen Setdesign und großartigen Kostümen gerät die manchmal etwas ausschweifende Geschichte dennoch sehr glaubhaft und greifbar. Besonders der historische und politische Kontext interessiert DuVernay, neben King selbst, hier sehr. Mit Leichtigkeit werden bedeutende und polarisierende Männer wie Malcom X oder FBI-Chef J. Edgar Hoover ins Gesamtgeschehen eingebunden. Dazu beeindrucken die Szenen, die King im Zwiegespräch mit Präsident Johnson zeigen, enorm. Verantwortlich für die Produktion von Selma zeigen sich unter anderem Brad Pitt und Talklegende Oprah Winfrey, die im fertigen Film auch eine Nebenrolle spielt. Doch Prominenz lässt sich hauptsächlich vor der Kamera finden. Das relativ junge Team um Ava DuVernay konnte Leinwandlegenden wie Tim Roth, Tom Wilkinson, Giovanni Ribisi und, völlig überraschend, auch Cuba Gooding Jr. und Martin Sheen rund um den brillanten Hauptdarsteller David Oyelowo versammeln. Letzterer gibt seinen Dr. King mit einer unbeschreiblichen Präsenz und Authentizität. Wenn zum Abschluss des Films in Originalaufnahmen übergeblendet wird, ist dieser Aspekt besonderes hervorstechend. In Zeiten, in denen das Geschehen im Alabama der sechziger Jahre mit Blick auf die Ereignisse in Ferguson oder den Tod von Trayvon Martin aktueller ist denn je, bietet Selma einen schlüssiges Gesamtbild über das zentrale Wirken von Martin Luther King, dass nur manchmal etwas zu aufgeladen wirkt.

9/10


Für Fans von: Der Butler, 12 Years a Slave

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