Sonntag, 18. Januar 2015

Zu wahr, um schön zu sein







Unbroken

Halte durch, dann kommst du durch. Das Motto, das Louis Zamperini von seinem Bruder auf den Weg gegeben wird, trifft zynischerweise auch auf jeden zu, der sich zu Unbroken ins Kino wagt. Das biografische Survival-Drama ist trotz und wegen aller Stärken und Schwächen vor allem zu lang. Doch von vorn. Zamperinis Lebens- und Leidensgeschichte ist prädestiniert für großes Hollywoodkino. Schließlich war es die Überfrau der Traumfabrik, Angelina Jolie, die sich den Regisseursposten bei dessen Verfilmung sicherte. Mit unverbrauchten Gesichtern vor und preisgekrönten Kultstars (Drehbuch von den Coen- Brüdern, Musik von Alexandre Desplat, dazu Roger Deakins als Cinematograph) hinter der Kamera hätte Unbroken ein großes Stück Kino werden sollen. Doch erzählerisch läuft der Film komplett aus dem Ruder. Louis Zamperinis Jugend wird im Wechsel mit seiner aktiven Zeit als olympischer Langstreckenläufer und Soldat im zweiten Weltkrieg als Rückblende gezeigt. Ein Stilmittel welches im kompletten Streifen nie wieder aufgegriffen wird. Das größte Stück der 137 Minuten Laufzeit schauen wir Hauptdarsteller Jack O'Connell beim gottgleichen Überleben zu. Zuerst erträgt er mittels Glauben, zum einen an die innere Stärke zum anderen zur plötzlich gefundenen Religion, 45 Tage Hunger und Verzweiflung auf einem Rettungsboot, schließlich wird er über zwei Jahre vom sadistischen Aufseher Wantanabe (verkörpert vom japanischen Rockstar Miyavi) in verschiedenen Kriegsgefangenenlagern gequält. Ständig sieht sich Zamperini neuen Strapazen ausgesetzt, ständig hält er diesen heroisch stand. Auch wenn ich Unbroken technisch keine Vorwürfe machen kann, so überhöhen Jolies Regie und leider auch Deakins Kameraarbeit das Erdulden von Qualen unnötig. Dazu nimmt dieser Aspekt die zentrale Position des Films ein und wird über fast eineinhalb Stunden in Variationen wiederholt. Richtiges Drama kommt dabei nicht auf. Traurig ist auch, dass die zentrale Aussage von Laura Hillenbrands titelgebendem Buch, das Unbroken als Vorlage diente, fast gänzlich im fertigen Film fehlt. Louis Zamperini machte sich zeitlebens für die Kraft der Vergebung stark und fuhr nach Japan um seinen ehemaligen Peinigern zu verzeihen. Lediglich ein paar Textzeilen vor dem Abspann lassen uns an der wahrlich beeindruckenden Leistung seines Lebens teilhaben. Somit wurde die Chance einen großen Film über ein großes Leben zu schaffen (Louis Zamperini starb erst 2014 im Alter von 97 Jahren) leider vertan.

4/10


Für Fans von: Forrest Gump, Papillon

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