Sonntag, 11. Januar 2015

Schlechte Erziehung, Teil 3







96 Hours – Taken 3

Einmal mehr schlüpft Liam Neeson in die Rolle eines alternden Actionheldens, die ihm in den letzten Jahren eine Art zweiten Frühling verschaffte. Im dritten Teil des Taken- Franchises bekommt er mit Forest Whitaker einen der größten Schauspieler unserer Zeit entgegengestellt. Damit erschöpfen sich auch schon alle positiven Aspekte von Taken 3. Denn anders als die Reputation beider Hauptdarsteller ist das fertige Produkt in allen Maßen enttäuschend und teils beleidigend. Ein Actionfilm braucht kein tiefgründiges und überraschendes Drehbuch um richtig gut zu sein – das perfekte Beispiel liefert diese Filmreihe selbst. Der Erstling Taken (in Deutschland unter 96 Hours bekannt) war ein kompromissloser Selbstjustitzfilm, der mich komplett überzeugte. Taken 3 hingegen ist weder durchdacht noch logisch. Auch wenn das Überwinden physikalischer Gesetze ein großer Reiz des Actionkinos ist, so muss man nicht das Skript selbst auf Unmöglichkeiten aufbauen. Der komplette Storyverlauf und alle Handlungen einzelner Personen in diesem sind vorhersehbar und geschehen stets ohne Begründung wider eines gesunden Menschenverstandes. Dazu badet Regisseur Olivier Megaton ununterbrochen in billigsten Klischees. Von einer Toilettenszene mit kreischenden College-Mädchen bis zum donutsüchtigen Hilfspolizisten – Taken 3 würde stellenweise gut als eigene Persiflage funktionieren. Die gravierendsten Schwächen finden sich aber auf der technischen Ebene. Einen schlechter gefilmten wie geschnittenen Streifen zu finden, dürfte in absehbarer Zeit eine Herausforderung werden. Die Kameraarbeit ist lausig, der Zuschauer wird regelmäßig mit hektischen und konzeptlosen Schnitten und Anschlussfehlern vor den Kopf gestoßen. Kaum eine Actionsequenz wurde von Liam Neeson noch selbst gedreht. Sein Stuntdouble aus dem Sichtfeld zu nehmen, scheint ein Hauptanliegen des technischen Stabs gewesen zu sein. Nicht das dies dazu noch misslingt– es geht auch jegliches Verständnis für den Ablauf einer Szene verloren. Außerdem wurde Taken 3 in den USA mit einem PG-13 Rating in die Kinos gebracht. Dadurch ist der Film komplett blutleer und auch für treue Fans der Reihe nicht zu empfehlen, da die Härte des Tons, die der Geschichte innewohnen soll, zu keinem Zeitpunkt den weichgespülten Bildern entspricht. So ist Taken 3 ein komplettes Desaster geworden.

2/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen