Freitag, 9. Januar 2015

Argentinische Spezialitäten



Wild Tales – Jeder dreht einmal durch

Sechs miteinander nicht verwobene Geschichten über Menschen, die ihren Frust gnadenlos ausleben, bieten die Basis für die argentinische Episodenkomödie Wild Tales. Mit dieser zynischen und respektlosen Farce schaffte es Regisseur Damián Szifron auf die Shortlist des besten Nicht-englichsprachigen Films für die anstehende Oscarverleihung – ein Erfolg wäre ihm sehr zu wünschen. Denn obwohl bei einem Episodenfilm naturgemäß nicht alle Teile herausragen können, so bleiben einige Bilder dauerhaft im Gedächtnis der Zuschauer. Exemplarisch seien dafür zwei Geschichten angesprochen. Zum einen „Die Straße zur Hölle“, in puncto Szenenaufbau und Zuspitzung einer Situation im Film von geradezu lehrbuchhafter Präzision, zum anderen das große Finale „Bis dass der Tod euch scheidet“, ein anarchisches Fest grotesker Aktionen und Reaktionen. Mehr als einmal weht hier der Geist des großen Pedro Almodovar durch den Film, der in Wild Tales als Produzent mit an Bord ist. Aber auch fast alle anderen Episoden lassen den Zuschauer mit gellendem Gelächter zurück. Ein besonders eindringlich angesprochenes Thema in Wild Tales ist der gigantische argentinische Staatsapparat. Die Episoden „Bombito“ und „Die Rechnung“ stellen Korruption und Beamtenwillkür gnadenlos an den Pranger. In diesen und allen anderen Geschichten steht zu Beginn der Einzelne und ein aufkeimendes Problem. Am Ende eines jeden Parts stehen Gewalt und Verwüstung. Die systematische Eskalation jedoch ist stets überraschend und unwahrscheinlich unterhaltsam. Ein absoluter Tipp!

9/10

Für Fans von: Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, Four Rooms

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