Mittwoch, 7. Januar 2015

In loving memories of James Gandolfini







The Drop – Bargeld

Ein derart großartig besetztes Hollywooddebüt hat es für einen Regisseur wohl selten gegeben. Der Belgier Michael R. Roskam konnte für seinen Erstling The Drop die großartigen Charakterdarsteller Tom Hardy und James Gandolfini vor der Kamera versammeln, die tatkräftig von zwei der angesagtesten Europa-Exporte der Traumfabrik unterstützt werden. Mit Michael Schoenaerts und Noomi Rapace ist dieses melancholische Gangsterdrama auch in den Nebenrollen bestens besetzt. Dazu konnte sich Roskam auf Drehbuchautor Dennis Lehane verlassen, der seinen eigenen Roman für die große Leinwand aufbereitete. Aus dessen Feder stammten bislang auch die Vorlagen zu Shutter Island, Gone Baby Gone und Mystic River. Glücklicherweise wird The Drop diesen großen Köpfen ihrer Fächer auch fast in Gänze gerecht. Vor allem Hauptdarsteller Tom Hardy legt binnen wenigen Monaten seinen zweiten, mehr als beeindruckenden Auftritt hin. Zwar stemmt er nicht, wie in Locke – No turning back, den kompletten Film allein, sein Charakter ist jedoch einmal mehr Dreh- und Wendepunkt der kompletten Geschichte. Hardy überzeugt dabei mit einer subtilen Mimik, die viel erahnen lässt und eine unterschwellige Spannung aufrecht erhält, welche sich sukzessive ins unermessliche steigert. Der bereits verstorbene James Gandolfini gibt an seiner Seite eine letzte, denkwürdige Vorstellung als Getriebener der eigenen Entscheidungen, dem das Mitgefühl der Zuschauer gehört. The Drop ist trotz seiner Ansiedlung im Gangstermilieu Brooklyns äußerst bedächtig inszeniert. Auf ausufernde Dialogduelle, oder rasante Actionszenen wird konsequent verzichtet. So unterläuft der Film die Erwartungen an einen klassischen Thriller und richtet sich an ein kleineres Publikum. Dabei setzt Regisseur Roskam auf große Authentizität und verlässt die dokumentierende Position nur in zwei kurzen Sequenzen, in denen Tom Hardys Figur als Erzähler fungiert. Kleine Verbesserungen am Drehbuch hätten The Drop jedoch geholfen. Zum einen sind Begegnungen teilweise etwas arg zufällig, sodass die Geschichte an manchen Punkten etwas konstruiert erscheint, zum anderen hätten die auftretenden tschetschenischen Gangster etwas weniger klischeehaft gezeichnet werden können. Schlussendlich ist The Drop aber ein feiner, kleiner Film und gleichzeitig das Ende einer großen Karriere und vielleicht auch der Beginn einer solchen. 

8/10


Für Fans von: Cop Land, Tödliche Versprechen,

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen