Ein grandioses Kinojahr geht heute zu Ende. Während in den USA die Oscarsaison gerade ausgelaufen ist (ich freue mich in den nächsten Wochen wahnsinnig auf Whiplash, The Imitaion Game, Birdman und Foxcatcher), beschäftigten mich in meiner Jahresrückschau auch noch intensiv die Filme, die der Oscarverleihung in diesem Jahr ihren Stempel aufdrückten. Dazu konnten wir in Deutschland vom 1.1. bis 31.12. auch kleinere, beeindruckende Filme sehen. Welche bei mir den besten Eindruck hinterlassen haben, könnt ihr im folgenden lesen. Anders als bei den üblichen Filmkritiken bin ich hier nicht auf größtmögliche Objektivität bedacht. Die Einschätzungen der vergangener Zeit müssen sich also nich in dieser Top 10 wiederspiegeln.
10 - Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
Gestartet am 1.1.2014 haben mich Eindrücke
und Szenen aus diesem Film bis heute nicht losgelassen – somit ein
verdienter Eintrag in dieser Top 10. Ein toller Film über Fernweh,
der Grenzenlosigkeit des menschlichen Schaffens und den Abenteurer in
uns. Dazu präsentiert uns Regisseur und Hauptdarsteller Ben Stiller
eine der umwerfendsten Schlusspointen des Kinojahres.
9 - The Wolf of Wall Street
Ein durchgeknallter Parforce-Ritt von
Regielegende Martin Scorsese. Drei Stunden Wahnsinn auf Zelluloid
gebannt, dazu ein herausragender Leonardo DiCaprio. Bis zum Rand
vollgestopft mit memorablen Szenen ist The Wolf of Wall Street leider
in seinen Teilen besser als im Ganzen (eine Tatsache, die bei
American Hustle noch wesentlich stärker ins Gewicht fällt, daher
ist dieser Streifen auch nirgendwo in dieser Liste zu finden).
Trotzdem ein absolutes Muss für jeden Filmfan.
8 - 12 Years a Slave
Mit dem Oscar für den besten Film bedacht,
ist 12 Years a Slave für mich mehr Manifest als Film und daher zu
schwer zugänglich, um weiter oben in dieser Liste zu stehen.
Technisch und schauspielerisch allerdings über jeden Zweifel
erhaben. Diesen Film sollte jeder Mensch einmal gesehen haben.
7 - Snowpiercer
Ein großartiger Endzeit-Streifen, der
Monate lang überhaupt um einen Kinostart kämpfen musste.
Vielschichtig, bösartig und beeindruckend ausgestattet, unterläuft
Snowpiercer alle Erwartungen an sein Genre, überrascht auf ganzer
Linie und ist dabei noch schamlos unterhaltsam. Dazu mit Chris Pine,
Tilda Swinton und Ed Harris bestens besetzt. Ein absoluter Tipp auch
fürs Heimkino.
An dieser Stelle drei Filme, die ihr meiner Meinung nach in diesem Jahr besser nicht gesehen haben solltet:
The Expandables 3
Brach mit allem, was die ersten beiden Teile
so unterhaltsam machte. Die zynische Brutalität wich einem PG-13
Rating, die vergnügliche Versammlung ausgedienter Veteranen neuen
Gesichtern ohne Wiedererkennungswert, aus kurzweiliger Action wurde
ein zäher Versuch von über zwei Stunden, es allen recht zu machen.
Ging daneben.
Northmen – A viking Saga
Uninspiriertes Schlachtengemälde, dass sich
selbst viel zu ernst nimmt. Schlechte schauspielerische Leistungen,
riesige Logiklöcher und fehlender filmischer Verstand sollten einen
jeden von Northmen abhalten.
Sag nicht, wer du bist
Intimes Drama von Regiewunderkind Xavier
Dolan, das er zwischen seinen gefeireten Laurence Anyways und Mommy
veröffentliche. Leider ging Sag nicht, wer du bist komplett nach
hinten los. Szenen und Ideen werden nur angerissen, niemals erklärt.
Dazu ist die mysteriöse Stimmung des Filmes nie der Spannung
förderlich, sondern nur ärgerlich und unerträglich langweilig. Der
Film wird seinem im Kern harten Thema nie gerecht und gerät dazu
unfreiwillig komisch.
6 - Her
Ein großes Melodram über die Liebe in
naher Zukunft. Schlicht grandios ausgestattet und musikalisch
begleitet, bis zum Ende perfekt durchdacht und von einem tollen
Joaquin Phoenix getragen, ist Her eine Romanze für ein denkendes
Publikum mit genialem Science-Fiction-Touch.
5 - Gone Girl
Ein Film der mich mit einem diabolischen
Grinsen, ob des gerade Gesehenen im Kinosessel zurückließ. Perfekt
konzipiert und gespielt, unwahrscheinlich überraschend und perfide.
Gone Girl war der beste Thriller dieses Jahres.
4 - Grand Budapest Hotel
Der unterhaltsamste Film des Jahres. Punktet
mit einer durchkomponierten Ausstattung, irrwitzigen Szenen am
Fließband und einem schier unwirklichen Aufgebot an Stars. An
diesem Glanzstück vom modernen Kultregisseur Wes Anderson gibt es
bei jedem Schauen Neues zu entdecken.
Und nun fünf Filme, die die Top 10 dieses Jahr knapp verpassten:
Guardians of the Galaxy
Stellvertretend für ein Jahr in dem
Sommerblockbuster nicht nur hirnlose Zerstörungsorgien waren,
könnten an dieser Stelle auch Edge of Tommorow oder Planet der
Affen: Revolution stehen. Drei verschiedene, aber allesamt großartige
Vertreter modernen Science-Fiction Action-Kinos. Dass es keiner der
drei in die Top 10 geschafft hat, ist nur meinem persönlichen
Geschmack zu verdanken. Ich kann alle vorbehaltlos empfehlen.
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
Eine kleine, britische Produktion und doch
ein großer Wurf. Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit war für
mich als bittersüße Tragikkomödie eine der Überraschungen des
Jahres. Scheitert an der Top 10 einzig bedingt durch einen
großartigen Jahrgang.
Wish I was here
Auch wenn ich die Ehre hatte in diesem Jahr
Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff zu treffen, so ist Wish I
was here doch etwas zu unausgegoren und aufgesetzt, um die Top 10 zu
stürmen. Eine optimistische Komödie über einen Mann, der langsam
den Boden unter den Füßen verliert, ist dieser Film aber in jedem
Fall.
Einer nach dem anderen
Der beste Gangsterfilm des Jahres war auf
dem besten Wege sich in die vorderen Regionen dieser Liste zu mogeln,
verspielte einiges von seinem Potential allerdings im letzten Viertel
des Films. Was bleibt ist ein durchgeknallter Streifen, der deutlich
mehr mediale Aufmerksamkeit verdient hätte.
Philomena
Eine berührende Geschichte und eine toll
aufgelegte Dame Judi Dench machen aus Philomena ein bewegendes Werk
wider dem Vergessen. Dabei ist Philomena trotz des tieftraurigen
Themas ein äußerst witziger Film. Für die Top 10 allerdings fehlen
Punkte, die einen Film einzigartig machen. So bleibt dieser typisch
britische Streifen „nur“ wirklich gut.
3 - Interstellar
Auch wenn Christopher Nolan das
Science-Fiction-Genre nicht auf eine gänzlich neue Ebene heben
konnte, zumindest erzählerisch nicht, so ist Interstellar doch der
visuell und audiotechnisch beeindruckendste Film des Jahres voll
unerwarteter Emotionalität. Dazu teils unerträglich spannend und
perfekt besetzt. Für Projekte dieser Größenordnung wurde Kino
gemacht.
2 - Boyhood
Der absolute Oscarfavorit für 2015 hat auch
mich komplett aus den Latschen gekippt. Nicht nur seine schier
unwirkliche Produktionsart (nachzulesen bitte in jeglichem, anderen
Text über diesen Film), sondern auch seine nicht zu erwartende
emotionale Tiefe, in einer eigentlich so simplen Geschichte, werden
aus Boyhood einen Klassiker machen.
1 - Nightcrawler
Für treue Leser dieses Blogs sicher keine
Überraschung – Nightcrawler hat mich in diesem Jahr am stärksten
von den Sitzen gehauen. Wie ein tiefer Schlag in die Magengrube,
dabei unerträglich spannend und teils zum Brüllen komisch. Dazu
ragt mit Jake Gyllenhaal einer der Aufsteiger der letzten Jahre aus
einer Zeit voller überragender Hauptdarsteller noch einmal heraus.
Nightcrawler ist ein Film der vor allem, aber nicht nur, wegen seiner
geschaffenen Hauptfigur Lou Bloom im kollektiven Gedächtnis bleiben
wird.
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