Mittwoch, 31. Dezember 2014

Jahresrückblick

Ein grandioses Kinojahr geht heute zu Ende. Während in den USA die Oscarsaison gerade ausgelaufen ist (ich freue mich in den nächsten Wochen wahnsinnig auf Whiplash, The Imitaion Game, Birdman und Foxcatcher), beschäftigten mich in meiner Jahresrückschau auch noch intensiv die Filme, die der Oscarverleihung in diesem Jahr ihren Stempel aufdrückten. Dazu konnten wir in Deutschland vom 1.1. bis 31.12. auch kleinere, beeindruckende Filme sehen. Welche bei mir den besten Eindruck hinterlassen haben, könnt ihr im folgenden lesen. Anders als bei den üblichen Filmkritiken bin ich hier nicht auf größtmögliche Objektivität bedacht. Die Einschätzungen der vergangener Zeit müssen sich also nich in dieser Top 10 wiederspiegeln.


10 - Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Gestartet am 1.1.2014 haben mich Eindrücke und Szenen aus diesem Film bis heute nicht losgelassen – somit ein verdienter Eintrag in dieser Top 10. Ein toller Film über Fernweh, der Grenzenlosigkeit des menschlichen Schaffens und den Abenteurer in uns. Dazu präsentiert uns Regisseur und Hauptdarsteller Ben Stiller eine der umwerfendsten Schlusspointen des Kinojahres.

9 - The Wolf of Wall Street

Ein durchgeknallter Parforce-Ritt von Regielegende Martin Scorsese. Drei Stunden Wahnsinn auf Zelluloid gebannt, dazu ein herausragender Leonardo DiCaprio. Bis zum Rand vollgestopft mit memorablen Szenen ist The Wolf of Wall Street leider in seinen Teilen besser als im Ganzen (eine Tatsache, die bei American Hustle noch wesentlich stärker ins Gewicht fällt, daher ist dieser Streifen auch nirgendwo in dieser Liste zu finden). Trotzdem ein absolutes Muss für jeden Filmfan.

8 - 12 Years a Slave

Mit dem Oscar für den besten Film bedacht, ist 12 Years a Slave für mich mehr Manifest als Film und daher zu schwer zugänglich, um weiter oben in dieser Liste zu stehen. Technisch und schauspielerisch allerdings über jeden Zweifel erhaben. Diesen Film sollte jeder Mensch einmal gesehen haben.

7 - Snowpiercer

Ein großartiger Endzeit-Streifen, der Monate lang überhaupt um einen Kinostart kämpfen musste. Vielschichtig, bösartig und beeindruckend ausgestattet, unterläuft Snowpiercer alle Erwartungen an sein Genre, überrascht auf ganzer Linie und ist dabei noch schamlos unterhaltsam. Dazu mit Chris Pine, Tilda Swinton und Ed Harris bestens besetzt. Ein absoluter Tipp auch fürs Heimkino.



An dieser Stelle drei Filme, die ihr meiner Meinung nach in diesem Jahr besser nicht gesehen haben solltet: 

The Expandables 3

Brach mit allem, was die ersten beiden Teile so unterhaltsam machte. Die zynische Brutalität wich einem PG-13 Rating, die vergnügliche Versammlung ausgedienter Veteranen neuen Gesichtern ohne Wiedererkennungswert, aus kurzweiliger Action wurde ein zäher Versuch von über zwei Stunden, es allen recht zu machen. Ging daneben.



Northmen – A viking Saga

Uninspiriertes Schlachtengemälde, dass sich selbst viel zu ernst nimmt. Schlechte schauspielerische Leistungen, riesige Logiklöcher und fehlender filmischer Verstand sollten einen jeden von Northmen abhalten.



Sag nicht, wer du bist

Intimes Drama von Regiewunderkind Xavier Dolan, das er zwischen seinen gefeireten Laurence Anyways und Mommy veröffentliche. Leider ging Sag nicht, wer du bist komplett nach hinten los. Szenen und Ideen werden nur angerissen, niemals erklärt. Dazu ist die mysteriöse Stimmung des Filmes nie der Spannung förderlich, sondern nur ärgerlich und unerträglich langweilig. Der Film wird seinem im Kern harten Thema nie gerecht und gerät dazu unfreiwillig komisch.


6 - Her

Ein großes Melodram über die Liebe in naher Zukunft. Schlicht grandios ausgestattet und musikalisch begleitet, bis zum Ende perfekt durchdacht und von einem tollen Joaquin Phoenix getragen, ist Her eine Romanze für ein denkendes Publikum mit genialem Science-Fiction-Touch.

5 - Gone Girl 
 
Ein Film der mich mit einem diabolischen Grinsen, ob des gerade Gesehenen im Kinosessel zurückließ. Perfekt konzipiert und gespielt, unwahrscheinlich überraschend und perfide. Gone Girl war der beste Thriller dieses Jahres. 

4 - Grand Budapest Hotel

Der unterhaltsamste Film des Jahres. Punktet mit einer durchkomponierten Ausstattung, irrwitzigen Szenen am Fließband und einem schier unwirklichen Aufgebot an Stars. An diesem Glanzstück vom modernen Kultregisseur Wes Anderson gibt es bei jedem Schauen Neues zu entdecken.



Und nun fünf Filme, die die Top 10 dieses Jahr knapp verpassten:

Guardians of the Galaxy 
 
Stellvertretend für ein Jahr in dem Sommerblockbuster nicht nur hirnlose Zerstörungsorgien waren, könnten an dieser Stelle auch Edge of Tommorow oder Planet der Affen: Revolution stehen. Drei verschiedene, aber allesamt großartige Vertreter modernen Science-Fiction Action-Kinos. Dass es keiner der drei in die Top 10 geschafft hat, ist nur meinem persönlichen Geschmack zu verdanken. Ich kann alle vorbehaltlos empfehlen.



Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit

Eine kleine, britische Produktion und doch ein großer Wurf. Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit war für mich als bittersüße Tragikkomödie eine der Überraschungen des Jahres. Scheitert an der Top 10 einzig bedingt durch einen großartigen Jahrgang.



Wish I was here

Auch wenn ich die Ehre hatte in diesem Jahr Regisseur und Hauptdarsteller Zach Braff zu treffen, so ist Wish I was here doch etwas zu unausgegoren und aufgesetzt, um die Top 10 zu stürmen. Eine optimistische Komödie über einen Mann, der langsam den Boden unter den Füßen verliert, ist dieser Film aber in jedem Fall.



Einer nach dem anderen

Der beste Gangsterfilm des Jahres war auf dem besten Wege sich in die vorderen Regionen dieser Liste zu mogeln, verspielte einiges von seinem Potential allerdings im letzten Viertel des Films. Was bleibt ist ein durchgeknallter Streifen, der deutlich mehr mediale Aufmerksamkeit verdient hätte.



Philomena

Eine berührende Geschichte und eine toll aufgelegte Dame Judi Dench machen aus Philomena ein bewegendes Werk wider dem Vergessen. Dabei ist Philomena trotz des tieftraurigen Themas ein äußerst witziger Film. Für die Top 10 allerdings fehlen Punkte, die einen Film einzigartig machen. So bleibt dieser typisch britische Streifen „nur“ wirklich gut.


  
3 - Interstellar

Auch wenn Christopher Nolan das Science-Fiction-Genre nicht auf eine gänzlich neue Ebene heben konnte, zumindest erzählerisch nicht, so ist Interstellar doch der visuell und audiotechnisch beeindruckendste Film des Jahres voll unerwarteter Emotionalität. Dazu teils unerträglich spannend und perfekt besetzt. Für Projekte dieser Größenordnung wurde Kino gemacht.

2 - Boyhood

Der absolute Oscarfavorit für 2015 hat auch mich komplett aus den Latschen gekippt. Nicht nur seine schier unwirkliche Produktionsart (nachzulesen bitte in jeglichem, anderen Text über diesen Film), sondern auch seine nicht zu erwartende emotionale Tiefe, in einer eigentlich so simplen Geschichte, werden aus Boyhood einen Klassiker machen.

 
1 - Nightcrawler

Für treue Leser dieses Blogs sicher keine Überraschung – Nightcrawler hat mich in diesem Jahr am stärksten von den Sitzen gehauen. Wie ein tiefer Schlag in die Magengrube, dabei unerträglich spannend und teils zum Brüllen komisch. Dazu ragt mit Jake Gyllenhaal einer der Aufsteiger der letzten Jahre aus einer Zeit voller überragender Hauptdarsteller noch einmal heraus. Nightcrawler ist ein Film der vor allem, aber nicht nur, wegen seiner geschaffenen Hauptfigur Lou Bloom im kollektiven Gedächtnis bleiben wird.

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