Sonntag, 28. Dezember 2014

Ein Fim über Teilung







Exodus – Götter und Könige

Mit der TV-Miniserie Die Bibel und Darren Aronofskys Noah erleben wir derzeit eine kleine Renaissance der Bibelverfilmungen. Nun leistet auch Altmeister Ridley Scott seinen Beitrag zu dieser. Exodus ist wahrlich monumentales Historienkino, jedoch mit einigen inhaltlichen und erzählerischen Schwächen. Es ist die gewaltige Lebensgeschichte Moses, die der Zuschauer hier präsentiert bekommt. Im Zentrum steht der Konflikt des späteren Hebräerführers mit seinem Bruder im Geiste, dem Pharao Ramses. Dieser Konflikt nimmt dann in der deutlich gelungeneren ersten Hälfte des Films auch die zentrale Position ein. Ein schauspielerisches Schwergewicht wie Christian Bale füllt eine historische Figur wie Moses auf der Leinwand natürlich bestens aus, trotzdem stiehlt ihm Joel Edgerton als Ramses regelmäßig die Show. Seine Darstellung des ewig mies gelaunten Pharaos, der erst am Ende, ob der zehn biblischen Plagen und der Angst um seine Familie sein rücksichtsloses Handeln hinterfragt, ist eine reine Freude. In den Nebenrollen geben sich Altstars wie Sir Ben Kingsley und Sigourney Weaver (die kaum drei Minuten Leinwandzeit hat) und Newcomer wie Breaking Bad-Held Aaron Paul die Klinke in die Hand. Letzterer schafft es aber im ganzen Film nicht gegen seinen schlecht geschriebenen Charakter anzuspielen. Als Gefolgsmann Moses bleibt er austauschbar; eine Szene in der er diesen in Zwiesprache mit Gott beobachtet folgenlos. Ein Ärgernis ist außerdem die Verschwendung eines großen Schauspielers wie John Turturro, der als Alt-Pharao und Moses Ziehvater nur als Karikatur durchgeht. Beeindruckend hingegen ist Exodus auf der audiovisuellen Ebene. Von der großen Schlacht in den ersten Minuten bis hin zum spektakulären Finale am Roten Meer – die Schauwerte sind opulent, die Tricktechnik phänomenal (das CGI wirkt in Exodus sehr homogen, trotz allem hätte ich mich über mehr klassische Bauten gefreut), der Score mitreißend. Dazu wechselt die Kamera wiederholt in die Vogelperspektive und verdeutlicht den epischen Charakter von Exodus. Auch das 3D ist in keinster Weise störend, sondern vertieft im doppelten Sinne das Gefühl einer vergangenen Ära beizuwohnen. Die Optik schafft es dann auch den Zuschauer über die ziemlich gestreckt wirkenden Laufzeit am Ball zu halten. Besonders der Mittelteil, der von Moses Vertreibung, der Gründung seiner Familie und dem Kampf mit Gott (dessen Darstellung mich überrascht hat) erzählt, geriet doch deutlich zu lang. So empfehle ich Exodus für einen unterhaltsamen Kinobesuch an Fans von großen Schlachten und prächtiger Ausstattung. Wer eine tiefergehende Bibelverfilmung mit aktuellen Bezügen und einer speziellen Handschrift sucht, dem sei ausdrücklich die BluRay von Noah ans Herz gelegt.

6/10


Für Fans von: Gladiator, Ben Hur

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