Mittwoch, 31. Dezember 2014

Das harte Leben vergangener Zeiten







The Homesman

Neun Jahre mussten sich Fans gedulden, ehe sie sich ein zweites Mal vom Können Tommy Lee Jones als Regisseur überzeugen konnten. Und wie bereits in seinem gefeierten Erstlingswerk Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada bringt Jones mit The Homesman einen untypischen aber äußerst sehenswerten Film in die Kinos. Der Regisseur selbst, der sich auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich zeigt, übernimmt in diesem Westerndrama sodann gleich die Hauptrolle. Der von ihm verkörperte, ehemalige Soldat Briggs eskortiert mit der alleinstehenden, eindringlich von der großartigen Hillary Swank verkörperten Mary Bee Cuddy, drei komplett verstörte Frauen durch die halbe USA des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Anhand aller handelnden Figuren zeigt uns The Homesman, ohne jemals mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln, wie die Aufbruchstimmung, das Suchen nach dem Amerikanischen Traum schnell ins Negative umschlagen kann. Die Vorgeschichte aller Charaktere ist ständiger Begleiter auf einer Odyssee, die den Track auch passenderweise zurück nach Osten führt. Wie ausufernde Perspektivlosigkeit aus drei Hausfrauen und Müttern potentielle Insassen einer psychiatrischen Anstalt machen konnte, die durch endlose Weiten gekutscht werden müssen, offenbart The Homesman nach und nach und bietet so ein realistisches Abbild trostlosen Privatlebens im sogenannten Wilden Westen. Passend dazu kommt der Streifen mit breiten Panoramen unwirklicher Steppenlandschaften und einem eindringlichen Score daher. Die schauspielerischen Leistungen sind superb, vor allem Hillary Swank darf in der ersten Filmhälfte brillieren, während Tommy Lee Jones Charakter mit zunehmender Spieldauer an Relevanz gewinnt. Am Ende ist es allerdings ganz der Film des Altmeisters. Des Weiteren verzichtet The Homesman gänzlich auf packende Duelle oder ausufernde Shootouts, sondern garniert seine im Kern tieftraurige Geschichte mit jeder Menge warmherzigen Humors. Dazu gibt es eine beeindruckende Zahl an Gastauftritten, unter anderem von Meryl Streep, Hailee Steinfeld, John Lithgow (Barneys Vater aus How I met your mother), William Fichtner, oder Jesse Plemons, dem psychopathischen Todd aus Breaking Bad. Somit bietet The Homesman ein besonders Kinoerlebnis für alle, die gern über Genrekonventionen hinweg denken.

8/10


Für Fans von: Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada, True Grit

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen