Mittwoch, 3. Dezember 2014

All the lonely people, where do they all come from?







Das Verschwinden der Eleanor Rigby

Berührendes Liebesdrama von Erstlingsregisseur Ned Benson. Ursprünglich war Das Verschwinden der Eleanor Rigby als Zweiteiler angelegt. Beide Hauptfiguren sollten in den Teilen „Him“ und „Her“ in ihrer Situation porträtiert werden. Nun jedoch kommt der Zusammenschnitt „Them“ in unsere Kinos. Diese konzentrierte Schnittfassung bringt in zwei Stunden Laufzeit die Gefühlslage der Protagonisten Eleanor und Connor perfekt auf den Punkt. Beide müssen mit Eleanors Selbstmordversuch und ihrer vorübergehenden Trennung umzugehen versuchen. Was diese Handlungen auslöste sei an dieser Stelle nicht gesagt, denn Das Verschwinden der Eleanor Rigby funktioniert ohne Vorwissen bestens und reißt den Zuschauer in einen Strudel menschlicher Empfindungen. Begleitet von einem großartigen Elektro-Ambient-Soundtrack sehen wir James McAvoy und Jessica Chastain zu Höchstform auflaufen. Bedingt durch die ambivalenten Figuren und das ausgewogene Drehbuch wäre es unfair einer Darstellung den Vorrang zu geben, dennoch hat mich Chastains Darbietung der desillusionierten Eleanor, die verzweifelt um ihren Platz im Leben kämpft, etwas mehr beeindruckt. Die Ausgewogenheit der Charakterzeichnung kann der fertige Film allerdings nicht ganz halten. Die Herkunft aus zweierlei Filmen ist Das Verschwinden der Eleanor Rigby anzumerken. Der Zuschauer wird gelegentlich unvorhergesehen aus Szenen und Umgebungen katapultiert, um eine Gegenüberstellung zu ermöglichen. Der gesetzten Erzählweise kommt das natürlich zu Gute, eine dauerhafte emotionale Bindung wird dadurch jedoch erschwert. Dazu erhalten manche Nebendarsteller, prominent besetzt mit William Hurt, Viola Davis und Isabelle Huppert, nicht die Leinwandzeit, die sie meiner Meinung nach verdient hätten. Dennoch tut dies der Geschichte von Eleanor und Connor zweifellos keinen Abbruch. So bleibt Das Verschwinden der Eleanor Rigby gefühlsgeladenes Schauspielkino besonderer Güte. Und der gleichnamige, traurige wie wunderschöne, Beatles-Song kann aus einem neuen Licht betrachtet werden.

8/10


Für Fans von: (500) Days of Summer, Before-Trilogie

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