Donnerstag, 7. Januar 2016

Ein leiser Film







Louder than bombs

Wenn ein Regisseur in seinem nicht englischsprachigen Heimatland einen Film von großer Qualität dreht, der international für Aufsehen sorgt, findet er sich oftmals schnell im Strudel des amerikanischen Studiochaos wieder. Nicht selten folgt dann ein zwanghaft opportunistischer Film (gerne ein eigenes Remake) mit Topstars, der bei Kritikern und an den Kinokassen floppt. Der Regisseur hatte seine 15 Minuten Ruhm. Populäre Beispiele für diese Praxis sind der deutsche Oscargewinner Florian Henckel von Donnersmarck (Das Leben der Anderen), der mit seinem ersten englischsprachigen Werk The Tourist trotz Angelina Jolie und Johnny Depp baden ging oder der Belgier Erik van Looy, der im vergangenen Jahr einen Aufguss seines eigenen Erfolgsstreifens Loft unter amerikanischen Verhältnissen (Karl Urban, James Mardsen und Wentworth Miller waren mit von der Partie) drehte. Auch dieser Versuch war von keinerlei Erfolg gekrönt. Ein gleiches Procedere scheint nun dem Norweger Joachim Trier mit Louder than bombs zu widerfahren. Nach seinem Festivalhit Oslo, 31. August konnte Trier seinen dritten Langfilm mithilfe großer Studios und unter Mitarbeit gestandener Schauspielgrößen wie Gabriel Byrne, Isabelle Huppert, Jesse Eisenberg, Amy Ryan, Rachel Broshanan und David Strathairn drehen. Und auch Louder than bombs wird seit seiner Premiere bei den Filmfestspielen in Cannes bestenfalls mittelmäßig besprochen. Diese Bewertung ist meiner Einschätzung nach absolut richtig. Louder than bombs ist Kunst um der Kunst willen. Das Familiendrama um den Tod einer Kriegskorrespondentin, die Ehemann und zwei Kinder hinterlässt, erfüllt alle Arthouseklischees vom ständigen Wechsel der Erzählperspektive über bildgewordene Kernaussagen bis hin zur unnötigen Verschachtelung von Handlungssträngen. Effektiv jedoch folgt der Zuschauer über 109 Minuten lang Menschen mit starren Gesichtern, die sich durch eine zerstückelte und zerfahrene Geschichte ohne Anfangs- und Endpunkt manövrieren. Die glaubhaft agierenden und ordentlich gecasteten Schauspieler kämpfen sich durch ein belangloses Drehbuch, das eigentlich Trauerarbeit, mangelnde Kommunikation und die Banalität der Medien thematisieren will, dabei aber komplett vergisst eine eigenständige Geschichte zu erzählen. Weder wird eine Spannungskurve erzeugt, noch Charaktere mit Identifikationspotential geschaffen. Stattdessen bleiben alle Figuren kolossale Unsympathen, deren Verhalten rätselhaft und unerklärlich ist. Neben der guten Arbeit der Akteure vor der Kamera ist die kurze Verweildauer des Films im Kopf der Kinobesucher fast noch das Erfreulichste an Louder than bombs. Kurzum, dieser Film steht sich permanent selbst im Weg und ist daher absolut nicht empfehlenswert.

3/10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen