Donnerstag, 7. Januar 2016

Blumen und Flüsse







The Danish Girl

The Danish Girl erzählt die Geschichte der dänischen Malerin Lili Elbe, die sich als eine der ersten intersexuellen Menschen einer geschlechtsumwandelnden Operation unterzog. Mit perfekter Ausstattung und viel Einfühlungsvermögen entführt uns Regisseur Tom Hooper (The King's Speech, Les Miserables) in die europäische Kunstszene der zwanziger Jahre. Der verhältnismäßig traurigen Lebensgeschichte Elbes wirkt der Film durch seine tolle Erzählperspektive entgegen. The Danish Girl konzentriert sich hauptsächlich auf die Ehe der als Einar Wegener geborenen Malerin mit einer amerikanischen Künstlerin namens Gerda, die in der Realität allerdings ebenfalls Dänin war. Somit umschifft Hooper die Schwierigkeiten eines Gesellschaftsdramas und legt eine einfühlsame Liebesgeschichte unter besonderen Umständen vor. Und folgerichtig ist The Danish Girl somit auch kein reines Aushängeschild für die Leistung Eddie Redmaynes. Der Brite ist natürlich das Zentrum der Erzählung und darf als einer der Favoriten in der Award-Season gehen. Und dennoch hielt ich in seinem Spiel die Grenzen zum Overacting arg strapaziert. Über diese Interpretation der Rolle muss ein jeder Zuschauer selbst entscheiden. Viel überzeugender erschien mir da die Leistung Alicia Vikanders als Gerda Wegener. Ihre Figur hinterließ auch durch das starke Drehbuch den bleibendsten Eindruck, denn an ihrer inneren Zerrissenheit zwischen der Liebe zu ihrem (biologischen) Mann und dem Respekt für dessen lebensverändernde Entscheidung kann sich der Zuschauer am besten orientieren. In diesem Zusammenhang sei auch auf die einfühlsame Leistung des belgischen Topstars Matthias Schoenaerts hingewiesen, der als bisexueller Kunsthändler zwischen beiden Eheleuten steht. Generell ist The Danish Girl bis in die kleinste Rolle perfekt besetzt. Zu den bereits genannten europäischen Größen gesellen sich noch Sebastian Koch als Kurt Warnekros, den Leiter der Dresdner Frauenklinik, Ben Wishaw als Einars Verehrer und die Texanerin Amber Heard. Die zugegeben etwas schwere und behutsam vorangetriebene Handlung wird dabei von der sehr positiven und filigranen Musik des Kultkomponisten Alexandre Desplat konterkariert. Dazu kann sich der interessierte Kinogänger an einem authentischen zwanziger Jahre-Feeling, einem wiederauferstandenen, romantisch-historischen Kopenhagen und tollen Drehorten in Paris und Dresden erfreuen. Tom Hooper gelang mit The Danish Girl ein von betroffenen hochgeschätztes Drama über Sexualität und Selbstfindung, das sich der leidigen Genderdebatte glücklicherweise vollkommen entzieht und als ruhige Liebesgeschichte sein (vermutlich kleines) Publikum finden wird.

8/10

Für Fans von: Blau ist eine warme Farbe, Midnight in Paris, Carol

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