Donnerstag, 3. September 2015

Beats & Ballast


We are your friends

Filme, die vordergründig darauf angelegt sind ein Gefühl zu vermitteln, schaffen es häufig nicht zusätzlich eine packende Story zu erzählen, die auch das Mainstreampublikum bei Laune hält. Und auch wenn We are your friends diesbezüglich keinen wirklichen Fortschritt darstellt, schafft es der Debütfilm von Werberegisseur Max Joseph sein Publikum durchweg zu unterhalten und zugleich ein stimmungsvolles Portrait über die Wirkung elektronischer Musik zu sein. Josephs filmische Herkunft prägt We are your friends dann auch entscheidend. Die Geschichte eines lokalen DJs aus einfachen Verhältnissen ist optisch großartig gestaltet. Angesiedelt im staubig-heißen Süden Kaliforniens vermittelt der Film Eindrücke für alle Sinne. Die flirrende Hitze des San Fernando Valley, die drückende Atmosphäre überfüllter Clubs, sowie die befreiende Wirkung der Weite des Pazifischen Ozeans macht Joseph durch eine ambitionierte Kameraarbeit absolut greifbar. Dazu durchbricht We are your friends gelegentlich die vierte Wand, neonfarbene Texte unterstreichen Dialoge und Off-Stimmen-Erzählungen und halb-dokumentarische Szenen helfen Musik und Film als Einheit erscheinen zu lassen. Die vielen verschiedenen Stilmittel greifen zwar nicht immer ineinander, unterstreichen jedoch den Anspruch der Filmemacher (so wurden unter anderem 12000 Komparsen und Statisten engagiert). Aus Zac Efron wird wohl nie ein heißer Oscaranwärter werden, trotzdem kann sich das Publikum über die vollen 96 Minuten Laufzeit mit seinem Charakter Cole identifizieren. An Efrons Seite überzeugt vor allem Wes Bentley (American Beauty, Die Tribute von Panem) als väterlicher Freund und Kult-DJ. Ergänzt wird der Cast durch Supermodel Emily Ratajkowski und einen Gastauftritt von Herz aus Stahl-Mime Jon Bernthal. Besonders im dritten Viertel des Films beeinträchtigt das eingangs erwähnte Storyproblem We are your friends dann doch zusehends. Es entsteht einiger Leerlauf, die Dramaturgie der insgesamt vorhersehbaren Konflikte und Geschehnisse folgt einfachsten Hollywoodregeln, außerdem wirken zwei Nebenfiguren aus den titelgebenden Freunden recht deplatziert. Den im Gesamten äußert ordentlichen Eindruck mag dies aber nicht zerstören. We are your friends ist ein guter Musikfilm geworden, der durch seine frische Inszenierung auch Kinogänger unterhält, denen der Bezug zu elektronischer Musik fehlt.

6/10

Für Fans von: Als wir träumten, Drive, Can a song save your life?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen