Mittwoch, 9. September 2015

Auf ins Schullandheim



Fack ju Göhte 2

Bis in den vorvergangenen Winter hinein hieß die bekannteste deutsche Schulkomödie Die Lümmel von der letzten Bank und datierte aus dem Jahr 1967. Doch mit seinem Megaerfolg Fack ju Göhte hatte Türkisch für Anfänger-Regisseur Bora Dagtekin offensichtlich einen Nerv getroffen. Über 7 Millionen Kinozuschauer folgten Bankräuber Zeki Müller als Lehrer wider Willen in die Goethe-Gesamtschule. Zu Beginn der nun erscheinenden Fortsetzung wird dieser zwischen neuem Job und alten Versuchungen aufgerieben. Die Lösung kann folgerichtig nur heißen: Klassenfahrt nach Thailand. Ähnlich dünn wie diese Herleitung wird dann auch die Story in Fack ju Göhte 2 aufgebaut. Der Fokus des Films liegt ganz klar auf dem Zusammenspiel von Hauptdarsteller Elyas M'Barek und seinen (Film)Schülern. Allen voran Max von der Groeben und Jella Haase geben dem Affen (diesmal sogar wortwörtlich) erneut ordentlich Zucker und dürften Fans des ersten Teils zufriedenstellen. Vornehmlich gelungene grammatikalische Aussetzer und unorthodoxe Erziehungsmethoden sind natürlich erneut Aushängeschild des Films. Gemeinsam dürfen Lehrer und Schüler schließlich auch wieder etwas fürs Leben lernen. All dies folgt dem bewährten Erfolgsschema und erreicht dennoch nicht die Qualität des großartigen ersten Teils. Dies liegt vornehmlich an der offensichtlichsten Entscheidung der Filmemacher, nämlich die Haupthandlung des Streifens außerhalb der Schule spielen zu lassen. Die erste Viertelstunde von Fack ju Göhte 2 ist dann auch der absolute Höhepunkt des Films. Karoline Herfurth als Bilderbuchlehrkraft, Uschi Glas als suizidgefährdete Chemielehrerin und vor allem Katja Riemann als überehrgeizige, klebstoffschnüffelnde Direktorin zünden zu Beginn ein Feuerwerk abstrusen Humors, der durch Themen wie Elitenförderung, Inklusion und Pisa- Wahnsinn in gleichem Maße ein breites Publikum anspricht, wie noch Fack ju Göhte. Doch im weiteren Verlauf verschwinden die drei Damen von der Bildfläche und überlassen dem Hangover-Prinzip das Feld. Getreu der amerikanischen Kultkomödie und deren lauem Aufguss (Fack ju Göhte 2 ist glücklicherweise bei weitem nicht so misslungen, wie einst Hangover 2) wird eine nahezu identische Handlung an einen exotischen Schauplatz verfrachtet und mit ordentlich Action aufpoliert. Die Hauptzielgruppe des Films wird zweifellos ihren Spaß haben, dazu ist das Tempo über die gesamten 115 Minuten stets hoch und die meisten Gags zünden. Trotz allem wird man das Gefühl nicht los, dass alle Beteiligten ein wenig zu viel von diesem Projekt erwarteten. So ist Fack ju Göhte 2 „nur“ eine gelungene Komödie geworden, die beim Zuschauer trotz des fehlenden subversiven Humors Lust auf eine weitere Fortsetzung hinterlässt. 

7/10

Für Fans von: Fack ju Göhte, Bad Teacher

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen