Donnerstag, 13. August 2015

Vier gegen den Rest der Welt


Fantastic Four

Es versprach ein großartiger Marvel-Film mit Tiefgang und Witz, großartiger Action und doch ausgereiften Figuren zu werden. Josh Trank, Regisseur des gefeierten Chronicle, einem Superheldenstreifen, in dem die Protagonisten an ihren Fähigkeiten verzweifeln, sollte eine der erfolgreichsten und beliebtesten Comicvorlagen aus Marvels ruhmreicher Geschichte verfilmen. Dazu wussten die Verantwortlichen nach den gescheiterten Fantastic Four-Filmen aus 2005 und 2007, was unbedingt vermieden werden sollte, um die Fans bei der Stange zu halten. Als die Hauptrollen zudem noch mit vier der angesagtesten Jungstars Hollywood besetzt wurden, schien alles auf ein großes Spektakel hinauszulaufen. Doch noch vor der Premiere hatte Fantastic Four sämtliche Credits verspielt. Budgetkürzungen, zeit- und kostenintensive Nachdrehs, drei ersetzte Drehbuchautoren, dazu der öffentlich Streit zwischen Josh Trank und 20th Century Fox, der in einem Twitterkleinkrieg endete, schlugen sich letzten Endes nicht nur auf die öffentliche Wahrnehmung, sondern auch auf den Film an sich nieder. Ungebremst kann der Zuschauer somit miterleben, wie eine 130 Million Dollar teure Produktion in 100 Minuten den Bach runter geht. An zwei Elementen im Film ist dies besonders auszumachen. Zum einen strotzt das Drehbuch vor uninspirierten Entwicklungen und leidet unter schlechter Figurenzeichnung. Beispielsweise hat der ursprüngliche Charakter der Menschlichen Fackel, Johnny Storm, im Film keine einzige erkennbare Aufgabe. Das Talent eines Michael B. Jordan ist hier komplett verschenkt. Dazu werden relevante Themen der Geschichte, wie die Militarisierung der Kräfte der Fatastic Four, kurz angerissen und nie zu einem vernünftigen Ende gebracht. Doch statt eines spektakulären Finales, das wenigstens ansprechendes Augenfutter bereithält, erreicht Fantastic Four im letzten Viertel seinen absoluten Tiefpunkt. Schon während des gesamten Films, und dies ist der zweite enorme Schwachpunkt, beleidigen die Special Effects einen jeden Kinogänger. Man wähnt sich in einer Star Trek-Episode der frühen achtziger Jahre, jedoch nicht in einer großem Comicverfilmung von 2015. Das große Finale, in dem die Fatastic Four ihren Erzfeind Dr. Doom bekämpfen (der sich im Film zu allem Überfluss nur 'Doom' nennt), ist dann jedoch das am lieblosesten heruntergerissene Stück Action, das seit langem über die große Leinwand lief. Jeglicher Trashfaktor ist dabei komplett obsolet, denn der Film will uns seine Story als ausgereift und seine Figuren als ernsthafte Wissenschaftler präsentieren. Dies schließt auch den fehlenden Humor des Streifens ein. Nicht eine einzige zündende Pointe konnte ich in Fantastic Four zählen. Wenn dann nach schwer erträglichen eineinhalb Stunden, die vier Superhelden endlich eine Einheit werden, wähnt man sich am Ende der schier endlosen Exposition. Der Film ist dann allerdings vorbei. Auch die Hoffnung auf einen vernünftigen zweiten Teil verflüchtigen sich. Nach den international miserablen Kritiken und schlechten amerikanischen Einspielergebnissen besetzte Marvel den Starttermin für Fantastic Four 2 neu. Wer also einen Film sehen möchte, an den nicht einmal seine eigenen Macher glauben (Hauptdarsteller Miles Teller und Regisseur Trank rechneten schon vorab mit schlechten Bewertungen, dazu spendierte Marvel dem langweiligen Machwerk weder einen Stan Lee-Cameo, noch eine Post-Credit-Scene), der ist in Fantastic Four bestens aufgehoben.

2/10



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