Donnerstag, 20. August 2015

Existentialismus mit Flammenwerfer



Self/Less – Der Fremde in mir

Schlimmen Krankheiten aus dem Weg gehen, begangenes Unrecht ausbügeln, eine zweite Chance bekommen, kurz gesagt, das eigene Leben beliebig verlängern – ein Traum, so alt, wie die Menschheit selbst. Seit jeher sind Gedankenspiele dieser Art auch Ausgangspunkt für spannende und innovative Science-Fiction-Filme. Ein solcher möchte auch der neue Streifen des Spieglein Spieglein-Regisseurs Tarsem Singh sein. Doch Self/Less scheitert größtenteils. Inhaltlich folgen wir dem Milliardär Damian Hale, der mittels der Geheimtechnologie des 'Shredding' seine tödlich verlaufende Krebserkrankung hinter sich lässt und ein neues Leben im Körper eines Mittdreißigers beginnt. Über die komplette Lauflänge von 117 Minuten kann der Film dem Zuschauer seine Intention nicht adäquat vermitteln. Die Prämisse des Films kann sowohl in einem reißerischem Unterhaltungsfilm, als auch in einem philosophisch angehauchten Sci-Fi-Drama münden. Beide Vorgehensweisen könnten einen spannenden Film hervorbringen. Self/Less pendelt jedoch zwischen tiefgründiger und actionlastiger Kost und bekommt die Fragmente des Films nie unter einen Hut. In dieses Genre-Wirrwarr flechtet Singh nach einer guten Stunde schließlich noch eine völlig deplatzierte Jason Bourne-Episode. Der Zuschauer hat jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschaltet. Enorm ärgerlich ist zusätzlich, welch geringes Verständnis eines guten Drehbuchs Self/Less beim Zuschauer vermutet. Große Überraschungen lassen sich schon viele Szenen zuvor erahnen, einzelne Sequenzen und Details werden nur präsentiert, um einen scheinbaren Twist zu generieren. Self/Less kann in diesem Zusammenhang auch nicht als guter Trash, oder Guilty Pleasure funktionieren, da Singhs Herangehensweise von absoluter Ernsthaftigkeit geprägt ist. Gestandene Schauspielgrößen, wie Oscarpreisträger Sir Ben Kingsley, oder Hauptdarsteller Ryan Reynolds (der bereits seinen dritten Film dieses Jahres in die deutschen Kinos bringt), machen ihre Sache wirklich gut, sind aber kolossal verschenkt. Besonders Under the Dome- Darstellerin Natalie Martinez darf in der weiblichen Hauptrolle lediglich Angst haben, schreien und weglaufen. Zugegeben bleibt Self/Less verhältnismäßig unterhaltsam, vor allem die Actionsequenzen sind ordentlich gefilmt, knackig gehalten und von gesunder Härte. Den miserablen Plot können aber weder einige spektakuläre Schießereien, noch ein ansehnlicher Cast ausbügeln.

4/10


Für Fans von: Looper, Source Code

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